15.10.2019 — Matthias Wermke. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Anglizismen für Berufe werden ungeachtet der Tatsache, dass es manche Berufe schon zur Kaiserzeit gegeben hat, vermehrt benutzt. So ist z. B. Facility Manager nichts weiter als die beschönigende Bezeichnung für den Beruf des Hausmeisters.
Doch ist das tatsächlich immer so? Soll mit schicken Wortneuschöpfungen stets der Deckmantel des Anglizismus über die eigentliche Profanität mancher Berufsgruppen gehängt werden? Oder haben sich manche ihren modernen Look tatsächlich verdient? Um diese Frage wenigstens teilweise zu beantworten, wollen wir uns in diesem Artikel mit dem sogenannten Change Manager auseinandersetzen. Was ist er? Was kann er? Warum ist er hier?
Bemüht man sich, diesen Fragen mithilfe der Übersetzung jenes Change Managers ins Deutsche zu begegnen, stößt man schnell auf schwammigen Granit. Es gilt offenbar Veränderungen handzuhaben. Toll. Das kann freilich alles Mögliche bedeuten. So kümmert sich beispielsweise unser Facilty Manager auch darum, Veränderungen zu bewältigen – wie die Reparatur kaputter Türen oder die Auswechslung von Halogenleuchten. So kommen wir also nicht weiter.
Schauen wir uns also besser das Anforderungsprofil einer Ausschreibung für Change Manager an bzw. alle, die es werden wollen. Dort heißt es, dass vorhandene Strukturen analysiert werden sollen. Auf dieser Basis können dann neue Konzepte erstellt werden, um Prozesse zu optimieren. Bei genauerem Überlegen bewegen wir uns auch hiermit noch nicht allzu weit weg von unserem Beispiel des Facility Managers – könnte dieser doch feststellen, dass Mülleimer überfüllt sind und Unrat auf dem Boden herrumliegt, was ihn zu der Schlussfolgerung bringt, mehr Behälter aufzustellen.
Was ist nun also das Besondere? Vielleicht beantwortet das Punkt 2 des Anforderungsprofils: „Aktive Steuerung von Change Projekten“ heißt es dort. Aha. Wieder dieser viel- und doch gleichzeitig irgendwie nichtssagende englische Terminus Change. Im Folgenden wird behauptet, das stünde für die Definition von Meilensteinen, Ableitung der Maßnahmen und Erstellung von Statusberichten. „Meilensteine“ – noch so ein schwammiger Begriff, der zwar positiv klingt, aber noch nicht viel aussagt.
Essenz aus Punkt 1 und Punkt 2 ist also bislang, dass Abläufe beobachtet, Missstände bzw. Potenziale erkannt und Lösungsmethoden vorgeschlagen werden sollen. Währenddessen schaut man eben, wie es so läuft. Damit hat sich der Change Manager immer noch nicht wirklich von klassischen Berufsprofilen unterschieden, die ebenfalls für Optimierungen sorgen müssen. Letzte Chance: Punkt 3.
Zielgruppen sollten für das Change Projekt aktiviert und motiviert werden. Sind wir hiermit am turning point angelangt? Dem milestone, der dem Change Manager seine identity gibt? Ein Wort: yes! Denn was Change Manager im Besonderen auszeichnet, ist ihre Kommunikationsfähigkeit. Mit sicherem Auftreten müssen sie sich als durchsetzungsstark und kommunikativ erweisen, um so den Boden für die notwendigen Ablaufoptimierungen zu bereiten. Das heißt, z. B. die Sorgen und Nöte der von dem Wind of Change betroffenen Abteilungen mit den Wünschen und Bedürfnissen des Vorstands übereinzubringen. Dazu können dann auch Workshops gehören, die moderiert und durchgeführt werden wollen. Hier gilt es, die entsprechenden Maßnahmen methodisch zu vermitteln.
Während die Berufsbezeichnung des Change Managers also erst einmal wie eine Worthülse daherkommt, erweist sie sich in der Praxis als moderne Tätigkeit, die ihren eigenen Namen verdient hat. Ob es dafür so einen wirtschaftsesoterischen Begriff wie Change unbedingt gebraucht hätte, sei allerdings dahin gestellt. Wie wäre es stattdessen mit Prozessoptimierungsinitiator*in und -verwalter*in? Gleich viel handlicher! Danke Deutsch!
Doch wie sehen Change Manager*innen sich selbst? Wie ist ihre Innenperspektive und wie werden sie von außen wahrgenommen? Zum Abschluss beantwortet das eine waschechte Change Managerin!
Bild: Feodora (Adobe Stock, Adobe Stock Standardlizenz)
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