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Digitalisierung im Krankenhaus & in der Pflege

12.01.2023  — Susann Damati.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Pflege. Sie weckt auch bei den Patienten neue Erwartungen.

Susann Damati

Susann Damati, Projektmanagerin & Gesundheits-Coach mit dem Fokus Bewegung und Stress-Resilienz, stellt drei Fragen an:

Birgit Gebhardt

Birgit Gebhardt ist Trendforscherin mit Beratungsschwerpunkt ‚Arbeitswelten der Zukunft’. Ihre Studien publiziert der Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA e.V.)

Als Zukunftsforscherin beschäftigt Sie die Frage, wie wir zukünftig leben und arbeiten. Ihr Schwerpunkt ist die vernetzte Arbeitswelt. Welche Vorteile bringt die Digitalisierung für die Pflege?
Ich würde sagen, sie sichert ihre Anschlussfähigkeit, denn die Digitalisierung betrifft alle Sektoren, Branchen und Berufszweige. Mal mehr in der internen Arbeitsorganisation, mal mehr in der Ausübung bzw. im Kundenkontakt. Bisher war es für kleinere Betriebe vor allem aus Kostengründen schwieriger als für große Konzerne sich mittels IT professionell aufzustellen. Das ändert sich gerade durch viele IT-Lösungen, die auf marktüblichen Apps erhältlich sind und die Planung von Arbeitseinsätzen, die Zusammenarbeit, die Kundenkartei oder Videokonferenzen ermöglichen. Die Cloud ermöglicht Speicherkapazität und lokal uneingeschränkte Zugriffe, sodass auch kleine Unternehmen in kompetenten Netzwerken operieren können. Auch Buchungs- und Bezahlsysteme können über niedrigschwellige Plattformen und handliche mobile Endgeräte abgewickelt werden.
Bleiben wir mal im Patientenkontakt: mit welchen Erleichterungen ist hier in Zukunft zu rechnen?
Mit smarten Assistenzsystemen, die sowohl den Patienten wie auch den Pflegenden ihren Alltag erleichtern. Das Personal entlastet eine Echtzeit-Navigation, sichere Patienten-Identifikation und Diagnostik, persönliche Zugangskontrolle und automatisierte Dokumentationen über Sensoren und Sprachsteuerung. Vor allem der Zeitanteil für Dokumentationspflichten dürfte sich bei der ambulanten Pflege durch installierte Kamera- und dialogfähige Assistenzsysteme verringern. Die Pflegekräfte hätten dann weniger Administrationsarbeit und erhielten passgenaue Informationen, um ihre Arbeit kundenindividuell erledigen zu können. Die gewonnene Zeit für den Patienten bliebe dann für Gespräche, Körperhygiene, Bewegungsübungen oder sogar Streicheleinheiten.
Und auf welche digitalen Helfer dürfen sich die Patienten freuen?
Hier wären kleine Roboter als Bewegungs- oder Servicekraft denkbar, um kraftaufwändige Haushaltsarbeiten zu erledigen, beim Einkaufen zu unterstützen oder generell als Exo-Skelett eine sichere Bewegung zu ermöglichen. Hinzu kämen Fitness-Apps mit Vorschlägen zur Selbstoptimierung und vor allem die Smartwatch, die mit dem Umfeld (Smarthome) oder unterwegs den Gesundheitsstatus, die Sicherheit oder Versorgungslage prüfen. Das Monitoring durch Algorithmen kann bei Bedarf auch Angehörige oder Servicekräfte zuschalten. Patienten wären durch zahlreiche Kontakte, Medien oder Services (wie z.B. Home Delivery, Videoberatung) weniger abhängig von den wenigen institutionellen Dienstleistern. Das Leben kann bunt bleiben: Per Spiele- und Unterhaltungsindustrie lassen sich fremde Welten aus der liegenden Position heraus erobern. Auch die künftigen Heim- und Reha-Patienten werden sich nicht mit dem begnügen, was das Heim anbietet, sondern aus viel mehr Angeboten auswählen und viel selbstbestimmter und unterhaltsamer altern als es der heutigen Generation vergönnt ist.
Meinen Sie nicht, dass das einen Wertewandel beim Patienten voraussetzt?
Ja, sicherlich, und der findet mit den Baby Boomern auch statt. Schauen Sie sich an, wie viele Senioren inzwischen ein Smartphone haben (in 2021 waren es 68,2 % ab 70 Jahren und älter). Der wachsende ökonomische Druck und die gesellschaftliche Individualisierung führen dazu, dass Werte wie Selbstbestimmtheit und Convenience höher bewertet werden als mögliche Ängste vor Überwachung oder Einschränkung der Privatsphäre. Diesen Effekt wird die absehbare Pflegelücke noch beschleunigen. Die Sensor-Überwachung wird dann zum bezahlbaren Mittel für ein möglichst langes und selbstbestimmtes Leben im angestammten Umfeld.

Bild: Tara Winstead (Pexels, Pexels Lizenz)

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