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Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen in Europa: Viele Chancen bleiben ungenutzt

12.03.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: KfW.

Die Rolle von KMU im internationalen Handel bleibt deutlich hinter dem Gewicht zurück, das sie in ihren jeweiligen Heimatmärkten haben, wo sie mehr als 50 % zur Wertschöpfung beitragen und zwei Drittel der Arbeitsplätze bereitstellen. So exportieren weniger als 30 % aller KMU ihre Waren oder Dienstleistungen – überwiegend in andere EU-Länder –, nur 3 % sind mit Direktinvestitionen in anderen Ländern präsent.

Die nationalen Förderinstitute der fünf größten europäischen Volkswirtschaften (Bpifrance, Frankreich, British Business Bank, Vereinigtes Königreich, Cassa Depositi e Prestiti, Italien, Instituto de Crédito Oficial, Spanien und KfW, Deutschland) haben heute in Brüssel eine gemeinsame Studie über die internationalen Aktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in den beteiligten Ländern vorgestellt.

Die gemeinsame Studie der fünf nationalen Förderbanken zeigt zudem die Bedeutung des EU-Binnenmarktes für die Wirtschaftsleistung der Mitgliedsländer. So entsprachen im Jahr 2016 die intra-EU Exporte und Importe mehr als drei Fünfteln des gesamten Handelsvolumens der EU. Ließe man den Handel zwischen den Ländern des EU-Binnenmarktes außer Acht, fiele der Anteil der EU am globalen Handel etwa um die Hälfte.

Trotz der positiven Effekte einer stärkeren internationalen Ausrichtung auf Produktivität, Wachstum und Bestandsfestigkeit, erwägt nur ein begrenzter Teil der KMU, in der Zukunft zu exportieren oder zu importieren. Zu den größten Hemmnissen einer stärkeren Internationalisierung zählen fehlende Informationen über internationale Märkte, Schwierigkeiten, Geschäftspartner im Ausland zu finden, umständliche Verwaltungsprozesse und begrenzte Personalressourcen. Zudem ist der Zugang zu Investitionskapital für KMU im Vergleich zu großen Unternehmen deutlich schwieriger, was die Finanzierung von Auslandsaktivitäten zusätzlich erschwert.

„Die Hemmnisse, die KMU bei ihrer Internationalisierung überwinden müssen, sind vielfältig und von Land zu Land unterschiedlich. Eine wichtige Hürde in allen Volkswirtschaften ist der Zugang zu Finanzierung. KMU sind nach wie vor im Nachteil, wenn es um die Beschaffung von externem Kapital geht. Nationale Förderinstitute haben eine lange Tradition bei der Finanzierung von KMU. In Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien spielen sie auch eine wichtige Rolle in der Exportfinanzierung,“ so die Vorstandsvorsitzenden Nicolas Dufourcq, Bpifrance, Dr. Fabio Gallia, Cassa depositi e prestiti, Pablo Zalba Bidegain, Instituto de Crédito Oficial und Dr. Günther Bräunig, KfW, in einer gemeinsamen Erklärung.

Internationale Ausrichtung im deutschen Mittelstand im europäischen Vergleich besonders hoch

Im Vergleich der fünf größten europäischen Volkswirtschaften sind deutsche Mittelständler deutlich internationaler ausgerichtet. Der Anteil der exportierenden KMU liegt in Deutschland mit 51 % mehr als 20 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Vier von fünf exportierenden KMU in Deutschland setzen ihre Waren und Dienstleistungen in anderen EU-Ländern ab, mehr als in jedem anderen der betrachteten Länder.

Der Vorstandsvorsitzende der KfW, Dr. Günther Bräunig, sagt: „Der Mittelstand braucht den europäischen Binnenmarkt. Er bietet niedrige Schwellen und hohe Rechtssicherheit beim Eintritt in die Märkte der Mitgliedsländer. In der aktuellen Phase wachsender protektionistischer Tendenzen ist das von besonderem Wert. Es ist unsere Aufgabe als nationale Förderbanken, kleine und mittlere Unternehmen durch geeignete Förderinstrumente dabei zu unterstützen, die Chancen internationaler Aktivitäten besser zu nutzen."

Die Studie zeigt, dass auslandsaktive KMU innovativer, wachstumsstärker und profitabler sind. Unternehmen, die auf Auslandsaktivitäten verzichten, begründen dies in erster Linie mit fehlendem Fachpersonal sowie mit unzureichendem Know-how über die administrativen und rechtlichen Anforderungen in den Zielmärkten. Im Vergleich zu den anderen Ländern spielt die Furcht vor zu hohen Kosten bei den deutschen KMU eine deutlich geringere Rolle.

“Um über die eigenen Grenzen hinaus zu wachsen, brauchen kleine und mittlere Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter. Auch deshalb sind Investitionen in Bildung ein Schlüsselelement für die wirtschaftliche Zukunft Europas. Gleiches gilt für Investitionen in digitale Technologien und Infrastruktur, die es kleinen Unternehmen leichter machen sollen, sich mit Kunden und Zulieferern im Ausland zu vernetzen,“ so Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.

Die Studie ist hier abrufbar: KMU in Europa

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