17.06.2019 — Lukas Haß. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Die Digitalisierung ist in aller Munde und aktueller denn je. Denn unter Zuhilfenahme digitaler Mechanismen sollen Arbeitsabläufe im Unternehmen effizienter werden und besser funktionieren. Die Realität jedoch zeichnet ein ganz anderes Bild: Viele Unternehmen tun sich nach wie vor schwer damit, neue Projekte zu implementieren und hinken oftmals modernen Unternehmen hinterher.
Ein ausschlaggebender Faktor für den reibungslosen Ablauf eines Change Projektes liegt in der Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen. Sollen durch schlankere und agilere Abläufe die Motivation, Effizienz und Zufriedenheit der Mitarbeiter gesteigert werden, ist im Prozess der Implementierung oftmals das Gegenteil der Fall. Mitarbeiter stehen den neuen Projekten skeptisch gegenüber und stellen sich quer. Es ist die Angst vor Neuem, auch als Neophobie bekannt.
Nehmen wir an, Sie möchten eine neue Technologie oder sogar ein komplett neues System bei Ihnen im Unternehmen einführen. Sie erhoffen sich dadurch eine Verbesserung der Arbeitsabläufe. Und auch wenn Sie selbst vor Begeisterung nahezu übersprudeln, teilt nicht jeder Ihre Euphorie. Es geht sogar so weit, dass einige Ihrer Mitarbeiter dem neuen Projekt feindselig gegenüberstehen, sich negativ darüber auslassen und auch die Kolleg*innen dazu anstacheln, sich der Neuerung zu widersetzen. Willkommen im sogenannten Tal der Tränen! Die Begrifflichkeit geht auf das Akzeptanz-Modell von Kurt Lewin, einem der einflussreichsten Pioniere der Psychologie, zurück.
In unserem Beispiel resultiert die Abneigung der Mitarbeiter aus folgenden Gründen:
→ die Wissensanforderungen steigen
→ die Nachvollziehbarkeit sinkt
→ die Angst vor Verlusten nimmt zu
Bei einer Implementierung neuer Prozesse im Unternehmen wirken diverse Phasen auf die Mitarbeiter. Diese werden in der sogenannte Change Kurve festgehalten und verdeutlichen, mit welchen Emotionen Mitarbeiter vor und während Change Projekten hadern müssen:
Hoffnungen und Befürchtungen bezüglich des Veränderungsvorhabens sind sofort präsent, Betroffene fühlen sich wie gelähmt
"Das wird nie bei uns funktionieren", hier kann es oft zu einem kurzfristigen Produktivitätsanstieg kommen, um den "Chefs" zu beweisen, dass Veränderungen überflüssig sind
Die Schuld für die Misere wird den anderen zugeschrieben, eine Notwendigkeit zu Änderungsmaßnahmen wird nicht akzeptiert
"Ich gebe auf!" Der Wandel ist unausweichlich, die Produktivität erreicht den Tiefpunkt, das Tal der Tränen wird durchschritten
Der Weg ist nach der Depression frei für die Selbst- und Neufindung, Neugier erwacht und die ersten Lernprozesse stabilisieren sich
"Lasst uns weitermachen", das Selbstvertrauen der Mitarbeiter*innen steigt, die Systemleistungen liegen nun deutlich über dem Niveau vor dem Veränderungsprozess)
Die Früchte der gemeinsamen Arbeit werden eingefahren, weitere Change Projekte werden schneller angenommen und umgesetzt
Jede Person, die von Natur aus skeptisch ist, wird diese Phasen durchlaufen. Für Sie ganz konkret bedeutet das, dass sie mehr Zeit in die Umsetzung Ihres Projektes investieren müssen, als Sie zunächst angedacht haben.
Sie müssen bedenken, dass Sie Ihren Mitarbeiter*innen bezüglich neuer Projekte und Veränderungen um einiges voraus sind. Während Sie selbst schon mit den Erträgen, die die Veränderungen mit sich bringen sollen, liebäugeln, stehen Ihre Mitarbeiter*innen bei der Verkündung noch ganz am Anfang.
Kommunikation ist an dieser Stelle das A und O. Die Ausarbeitung eines Kommunikationsplans steht somit an erster Stelle. Dabei ist es wichtig, die eigenen Emotionen (allen voran die zumeist überschwängliche Begeisterung für das Projekt) zurückzuschrauben und sich vielmehr in die Lage der Mitarbeiter hinzuversetzen. Denn Ihre Mitarbeiter*innen müssen den Grund für Veränderung verstehen. Beantworten Sie die Fragen, ob und inwieweit das Change Projekt dazu beitragen wird, das Unternehmen produktiver zu machen und die Arbeit zu erleichtern. Denn bleibt die Begeisterung für die neue Projektidee aufgrund fehlender oder mangelhafter Kommunikation aus, kann das schnell zu einer schwachen Leistung Ihrer Mitarbeiter*innen führen.
Weitere Möglichkeiten, Ihre Mitarbeiter*innen für Veränderungen zu sensibilisieren und diese so schneller umsetzbar machen, sind folgende:
Wie Sie sehen, ist die Implementierung neuer, digitaler Prozesse problembehaftet und lassen Ihr Change Projekt schwieriger umsetzbar machen. Jedoch müssen Sie sich eines klar machen: Ein Fortschritt ist ohne Veränderung unmöglich. Und Wachstum wiederum entsteht aus Veränderung. Wenn Sie die Ratschläge beherzigen, können Sie ihre Mitarbeiter*innen ganz schnell aus dem Tal der Tränen holen und Ihr Unternehmen in eine sichere Zukunft mit noch motivierteren Mitarbeitern führen.
Quellen und Hintergründe:
Bild: jarmoluk (Pixabay, Pixabay License)