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Außergewöhnliche Architektur: Metropol Parasol

14.11.2019  — Lukas Haß.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen – und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe "Außergewöhnliche Architektur". Heute: das Metropol Parasol.

Die bekannteste Sehenswürdigkeit in Sevilla ist wohl der Metropol Parasol, scherzhaft auch gerne als "die Pilze von Sevilla" bezeichnet. Die mit 150 x 70 Meter und 26 Meter Höhe größte Holzkonstruktion der Welt wurde vom deutschen Architekten Jürgen Mayer entworfen und möchte sich auf den ersten Blick so gar nicht in die Altstadt Sevillas einfinden. Doch ein zweiter Blick lohnt sich.

Von monezimone, Metropol Parasol Gesamtansicht, Pixabay Lizenz

Bau

Der Metropol Parasol ist eine Hybridkonstruktion aus Holz, Beton und Stahl und wurde innerhalb von sechs Jahren 2011 auf der Plaza de la Encarnación feierlich eröffnet. Die organisch geformte Struktur wurde als eine Art Sonnendach konzipiert. Die geschwungenen Oberflächen erinnern an ein riesiges, pilzförmiges Holzgebilde. Alle fünf Ebenen sind miteinander verbunden und können von Besuchern begangen werden.

Für die Struktur des Daches wurden besondere Furnierschichtholzplatten (insgesamt 3500 Kubikmeter) hergestellt, deren Höhe aus der jeweiligen Beanspruchung im Tragwerk resultieren. Dementsprechend variiert auch die Dicke aller Holzscheiben. Da Holz bekanntermaßen ein witterungsanfälliges Baumaterial ist, entwickelten die zuständigen Architekten ein eigenes Holzschutzsystem, das einerseits wasserdicht, andererseits aber dampfdurchlässig ist. Diese weiße Deckschicht verhilft dem imposanten Konstrukt zu seiner glänzenden Oberfläche.

Spannend zu beobachten sind auch die Auswirkungen der Sonne für alle Besucher. Die abstrakte Form mit ihrem orthogonalen Raster sorgt für einen speziellen Schattenwurf, der sich im Verlauf des Tages kontinuierlich verändert: Ein Spiel zwischen Licht und Schatten.

Nutzung:

Unter und auch auf den "Pilzen" herrscht zu jeder Tag- und Nachtzeit ein reges Treiben. Vorwiegend Touristen sind es aber, die ihre Köpfe auf der Plaza in die Höhe recken, um kurz darauf ein atemberaubendes Panorama über die Altstadt von Sevilla zu bestaunen.

Von Hernán Piñera, Metropol Parasol Panorama, CC BY-SA 2.0

Wer unter Höhenangst leidet oder den schönen Spaziergang zur Dachterrasse bereits gewagt hat, kann sich auch mit den zahlreichen Geschäften, Bars und Restaurants die Zeit vertreiben.

Besonders sehenswert ist das sogenannte Aquarium, einem archäologischen Museum, das sich 5 Meter unterhalb der Straße befindet. Das Museum beherbergt eine Vielzahl an Artefakten und Überresten der römischen Kolonialzeit. Während des Besuchs erhält man einen guten Blick darauf, wie in Sevilla zu dieser Zeit gelebt wurde.

Kontroversen:

Der Metropol Parasol bietet eine Menge Platz für eine Vielzahl an Diskussionen und Kontroversen. Das gesamte Projekt war und ist nicht unumstritten und entwickelte sich schnell zu einem Spielball der Politik. Bereits zu Baubeginn wurden Stimmen laut, dass das moderne Gebilde doch so gar nicht in die Ästhetik der Altstadt Sevillas passen würde. Und auch jetzt noch finden sich vor Ort sowohl Kritiker als auch Bewunderer.

Die Baukosten, die Anfang 2005 noch auf 50 Millionen Euro geschätzt wurden, summierten sich schnell auf über das Doppelte, als klar wurde, dass die Entwürfe aus technischen Gründen so nicht umgesetzt werden konnten. Das stieß den Bewohnern Sevillas sauer auf. Ganz besonders, weil die Finanzierung des Projektes vollständig aus Mitteln stammt, die für gesamtstädtische Maßnahmen vorgesehen waren.

Von Anual Metropol Parasol bei Nacht, CC BY-SA 3.0

Besondere Auszeichnungen

Der Architekt Jürgen Mayer H. erhielt für das Design den Preis "Best of the best 2012" des Red Dot Design Awards. Zusätzlich wurde das Bauwerk für den Mies van der Rohe Award nominiert.

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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