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Aufwendig oder aufwändig?

21.08.2014  — Lars Kaupisch.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Oder-Fragen bieten sich für die Problematisierung von Rechtschreibfragen geradezu an. Die heutige lässt sich durch ein Prinzip (teil-)beantworten, das eigentlich schon seit 1996 gilt, aber immer noch Probleme aufwirft.

Das Prinzip ...

1996 wurde die Reform der deutschen Rechtschreibung beschlossen. Ein wesentliches Prinzip, das seither gilt, ist das Stammprinzip. Dieses – der Name legt es schon nahe – besagt, dass möglichst alle Wörter einer Wortfamilie im Stamm gleich geschrieben werden sollen. Demnach schreiben Sie heute, ausgehend vom Wortstamm "Hand", möglichst alle Wörter dieser Familie mit dem Vokal "a" ("handlich", "handvoll") oder mit dem a-Umlaut "ä" ("händisch", "behände", "aushändigen").

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Damit wurden manche Formen, die früher mit "e" geschrieben wurden, verändert. "Behende" wurde zu "behände", "Stengel" zu "Stängel" (von "Stange"), "belemmert" zu "belämmert" (von "Lamm").

Selbstverständlich gab und gibt es gegen dieses Stammprinzip Widerstand, so wie es bei Veränderungen immer ist. Die Schreibung mit "ä" würde das Lernen der Rechtschreibung verkomplizieren, zumal während einer Übergangszeit von fast zehn Jahren beide Formen erlaubt waren, und manche Änderung würde der etymologischen Wortherkunft widersprechen. Während beispielsweise die aktuelle Form "belämmert" von "Lamm" abgeleitet wird, geht "belemmert" auf das niederdeutsche "belemmeren" zurück (und bedeutet "hindern", "beschädigen"). Mit der Herkunft wurde hier auch die Bedeutung verschoben.

... und die Ausnahme von der Regel

Das Ziel des Stammprinzips war und ist die Vereinheitlichung der Rechtschreibung. Torpediert wird dieses Ziel allerdings durch Oder-Fälle wie den, der als Aufhänger für diesen Rechtschreibtipp herhalten muss. Denn im Falle von "aufwendig" bzw. "aufwändig" greift das Stammprinzip nur bedingt – anstatt nämlich "Aufwand" (und damit eigentlich "Wand") als Stamm festzulegen, wurde das nur als eine Möglichkeit deklariert. Gleichzeitig bleibt aber auch die alte Form "aufwenden" mit dem Stamm "wenden" erlaubt und wird vom Duden sogar empfohlen.

Diese Inkonsequenz, die übrigens auch bei anderen Wörtern auftritt (nach wie vor gültig ist z. B. "Eltern"; "Ältern", abgeleitet vom Stamm "alt" glücklicherweise noch nicht) läuft dem Gedanken der Rechtschreibreform zuwider und macht es für Sie schwierig, einwandfrei zu schreiben. Allerdings können Sie sich im Großen und Ganzen immerhin am Stammprinzip orientieren – Ausnahmen wie "aufwendig" gilt es aber nach wie vor zu bedenken.


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