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Zahlungsmoralbarometer "Americas" und "Asia Pacific": Amerikanische und asiatische Unternehmen wappnen sich vermehrt gegen Forderungsausfälle

25.10.2016  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Atradius.

Zahlreiche amerikanische und asiatische Unternehmen wollen in den kommenden Monaten ihr Forderungsmanagement intensivieren, da sie die eigene Liquidität und Profitabilität durch Zahlungsverzüge und -ausfälle stärker bedroht sehen. Das geht aus den zwei aktuellen Zahlungsmoralbarometern „The Americas“ und „Asia Pacific“ des weltweit agierenden Kreditversicherers Atradius hervor.

Für die „Americas“-Studie wurden Unternehmen in den USA, Kanada, Mexiko und Brasilien befragt. 54 % von ihnen kündigten an, in den nächsten zwölf Monaten verstärkt Kreditmanagement-Maßnahmen zu nutzen, um die eigenen Forderungen gegenüber Firmenkunden zu schützen. Rund 40 % wollen dabei die Kreditwürdigkeit und die Zahlungshistorie ihrer Abnehmer häufiger prüfen. Mehr als 41 % der Lieferanten gaben an, von ihren kommerziellen Kunden künftig öfter Zahlungskonditionen zu verlangen, die einen größeren Schutz vor Zahlungsausfällen gewähren.

Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius, kommentiert: „Der Insolvenzausblick hat sich für die meisten Industrieländer, einschließlich USA und Kanada, verschlechtert. Unabhängig von den jeweiligen Ursachen sind die Unternehmen durch die Herausforderungen eines schwierigen Insolvenzumfelds gezwungen, auf fundierte Strategien im Forderungsmanagement zurückzugreifen, die ihnen ein weiterhin sicheres Wachstum erlauben.“

Rohstoff- und Ölpreise erhöhen Insolvenzgefahr in NAFTA-Ländern und Brasilien

Atradius geht vor dem Hintergrund der niedrigen Rohstoffpreise derzeit von einem Insolvenzanstieg von 3 % in den USA und 4 % in Kanada im Jahr 2016 aus. Auch bei Firmen in Mexiko und Brasilien nimmt die Insolvenzgefahr zu, unter anderem aufgrund des geringen Ölpreises, des verlangsamten Wirtschaftswachstums in den USA, des langsameren Produktivitätszuwachses in Mexiko und der Rezession Brasiliens.

Die durchschnittliche Forderungslaufzeit (Days Sales Outstanding, DSO) wird sich nach Angabe der befragten Unternehmen innerhalb der nächsten zwölf Monate vor allem in Brasilien erhöhen: Hier erwartet 47 % der an der „Americas“-Studie teilnehmenden Firmen einen Anstieg. Bereits für die zurückliegenden zwölf Monate meldeten 93 % der für das Zahlungsmoralbarometer befragten Unternehmen in den USA, Kanada, Mexiko und Brasilien verspätete Forderungseingänge. Der Gesamtwert der Rechnungen, die bei den Lieferanten am Fälligkeitstermin noch nicht bezahlt waren, lag bei fast 50 % – 2013 betrug dieser Wert noch weniger als 30 %. Die schwächelnde Zahlungsmoral hatte häufig einen Domino-Effekt in der Lieferkette zur Folge: So waren zwei von fünf Unternehmen aufgrund des Zahlungsverzugs ihrer Firmenkunden gezwungen, die Zahlungen an ihre eigenen Lieferanten ebenfalls zu verzögern.

Asien-Pazifik: Zahlungsmoral schwächelt, Konkursgefahr steigt

In der Asien-Pazifik-Region wurden Lieferanten in Australien, China, Hongkong, Indien, Indonesien, Japan, Singapur und Taiwan befragt. 46 % von ihnen ziehen einen vermehrten Einsatz von Kreditmanagement-Maßnahmen in den kommenden zwölf Monaten in Betracht, um die Liquidität trotz Zahlungsverzügen von Firmenkunden sicherzustellen. 45 % der befragten Unternehmen planen, die Kreditwürdigkeit und Zahlungshistorie ihrer Kunden deutlich öfter zu kontrollieren. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Unternehmen eine nachhaltige Beeinträchtigung der Profitabilität und des Wachstums befürchten.

Bei den DSO rechnen vor allem Unternehmen aus Indonesien und Indien (jeweils rund 70 %) mit einer Verschlechterung, in der gesamten Region erwarten 40 % künftig längere Forderungslaufzeiten. Bereits in den vergangenen zwölf Monaten meldeten rund 90 % der befragten Lieferanten in Asien-Pazifik Zahlungsverzüge bei Verkäufen auf Ziel. 44 % der Gesamtforderungen waren am Fälligkeitstag noch offen, 2013 betrug dieser Wert noch weniger als 30 %. Von den befragten Lieferanten in der Region berichteten 34 %, dass sie im vergangenen Jahr zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung des Cashflows einleiten mussten, 33 % sind gegenüber ihren Lieferanten selbst in Verzug geraten.

„Das globale Wachstum, das laut Prognosen in diesem Jahr um 2,4 % betragen soll, wird weiterhin durch niedrige Rohstoffpreise, eine unzureichende Konsumentennachfrage in den entwickelten Märkten, die chinesische Neuausrichtung der Wirtschaft, die Unsicherheit in der globalen Währungspolitik und geopolitische Risiken belastet“, sagt Atradius Chief Market Officer Andreas Tesch. „Zusammengenommen nimmt die Besorgnis über die wachsenden Schulden und die sich verschlechternde Kreditwürdigkeit zu. Beide Faktoren führen voraussichtlich zu mehr Unternehmenskonkursen in vielen Schwellenmärkten, insbesondere solchen, die vom Handel mit China und/oder dem Warenhandel abhängen.“




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