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Präsenz entwickeln: Die drei Kreise in der Kommunikation

23.09.2010  — none .  Quelle: none.

Tipps und Tricks von Diplom-Sprechwissenschaftlerin Britta Wenske

Vielleicht ist es Ihnen auch schon einmal so ergangen: Sie sprechen mit jemandem und sind von der Ausstrahlung der betreffenden Person begeistert. Er oder sie hat das sogenannte ‚gewisse Etwas’. Aber was genau ist dieses ‚gewisse Etwas’? Was macht es aus? Viele von uns denken: Entweder man hat ‚es’ oder man hat ‚es’ nicht. Hier ist die gute Nachricht: Ausstrahlung, oder auch Präsenz, kann erlernt werden.

Die britische Sprecherzieherin Patsy Rodenburg hat dazu ein Konzept entwickelt, das ich Ihnen im Folgenden vorstellen möchte und welches ich in meinen Seminaren oft anwende.

Patsy Rodenburg spricht in ihrer Arbeit von drei Kreisen der Präsenz, in denen wir uns im Laufe eines Tages immer wieder befinden. Alle drei Kreise sind wichtig, aber nur einer schafft eine echte Präsenz. In allen drei Kreisen ist unsere Beziehung zum Gesprächspartner anders, in allen drei Kreisen haben wir unterschiedliche Stimmen und nutzen wir unsere Körpersprache auf verschiedene Arten. Präsenz bedeutet in diesem Zusammenhang mit allen Sinnen anwesend zu sein, d.h. nicht nur körperlich, sondern auch innerlich. Präsenz entsteht, wenn der aktiv am Gespräch teilnehmen: Das bedeutet: aktiv zuhören, das Gesagte aufnehmen und vorurteilsfrei verarbeiten, Stimme und Körpersprache gezielt einsetzen und offen zu sein für das was geschieht. Präsenz entsteht, wenn ich in vollkommener Beziehung zu dem stehe, was ich tue. Das ist in diesem Zusammenhang mein Gesprächspartner oder mein Publikum. Die drei Kreise helfen Ihnen, diese Präsenz zu entwickeln und ein Gespür dafür zu bekommen, wie präsent Sie selbst sind.

Der erste Kreis ist der Kreis, in dem alle Energie wieder in den Körper zurückfällt. Der Körper sinkt zusammen, ein leichter Rundrücken entsteht. Es wird kein echter Blickkontakt gehalten. Die Stimme im ersten Kreis ist leise und ‚knarrt’. Das gesprochene Wort wird nicht direkt zum Gegenüber gesendet sondern fällt in den eigenen Körper zurück. Es entsteht keine echte Beziehung zum Gesprächspartner. Oft halten die Personen des ersten Kreises die Luft an oder atmen sehr flach.

Das Gegenteil des ersten Kreises ist der dritte Kreis. Sie kennen vielleicht die Situation: Jemand betritt den Raum und Sie haben das Gefühl, diese andere Person ist überpräsent. Sie nimmt den ganzen Raum ein, ohne aber eine wirkliche Beziehung zu jemandem aufzubauen. Kennzeichen des dritten Kreises sind bspw. eine überlaute Stimme sowie eine Körperhaltung, in der das Brustbein leicht angehoben ist. Auch hier findet kein ehrlich gemeinter Blickkontakt statt. Stattdessen schweift der Blick über die Menge oder der Sprecher starrt sein Gegenüber ‚nieder’. Personen im dritten Kreis wollen die Atmosphäre eines Raumes kontrollieren. Sie sind nicht in der Lage auf das Geschehen flexible zu reagieren. Ich nenne das die „kommunikative Einbahnstrasse“.

Es ist wichtig zu wissen: Manchmal brauchen wir den ersten Kreis. Manchmal brauchen wir den dritten Kreis.

Der zweite Kreis ist der Kreis der echten Präsenz. Es ist der Kreis, in dem echte Kommunikation ohne Manipulation stattfindet. Im zweiten Kreis stehen die Gesprächspartner in einer gleichwertigen Beziehung zueinander. Erinnern Sie sich zurück an ein Gespräch, von dem Sie hinterher gesagt haben: „Das war ein gutes Gespräch“. Das lag daran, dass Sie und Ihr Gesprächspartner im zweiten Kreis waren. Im zweiten Kreis senden Sie etwas aus und Sie sind gleichzeitig bereit etwas vom Gegenüber zu empfangen. Sie nehmen Ihren Gesprächspartner wahr anstatt ihn (oder sie) anzustarren. Die Körperhaltung ist offen uns entspannt, die Stimme klingt klar und deutlich und erreicht den Gesprächspartner oder das Publikum. Es gibt kein Bedürfnis, den anderen zu manipulieren (dritter Kreis) oder sich zu verstecken (erster Kreis). Es ist die Ebene der Gleichheit und des Gebens und Nehmens. In diesem Kreis sind nachhaltige Verhandlungen und Diskussionen möglich, weil die Gesprächspartner sich gegenseitig zuhören und respektieren. Fangen Sie an darauf zu achten, in welchem Kreis Sie selbst vorrangig kommunizieren. Beginnen Sie andere Menschen zu beobachten. In welchem Kreis sind diese? Sie werden merken, dass die Wenigsten im zweiten Kreis sind. Viel Spaß beim Beobachten und Üben! Ich freue mich darauf, Sie in einem unserer Seminare begrüßen zu dürfen.

Quelle: Diplom-Sprechwissenschaftlerin Britta Wenske


Die Autorin
Britta Wenske ist Inhaberin des Instituts Speak Up! in Hamburg und Expertin für Stimme, Kommunikation und Körpersprache sowie für Kommunikation in der Zweitsprache Englisch. Die Diplom-Sprechwissenschaftlerin ist Trainerin für Geschäftsleute, Führungskräfte und Schauspieler und war lange in Kanada selbstständig. Zu ihren Auftraggebern gehören unter anderem die York University (Toronto), die Stadt Vancouver, CBC Radio und die Vancouver Film School. Ferner hat sie Meisterklassen an der Capilano University unterrichtet. Britta Wenske war Preisträgerin des Government of Canada Award 2004 und ist Mitglied des Qualitätsnetzwerkes „Erfolgsgemeinschaft“.

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