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In digitalen Arztstuben und Besprechungsräumen

09.08.2019  — Matthias Wermke.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Der digitale Wandel lässt sich in allen Bereichen wiederfinden. Jedoch schreitet er in manchen schneller und in anderen langsamer fort. Ein großes Thema ist die Onlinesprechstunde angesichts mangelnder medizinischer Versorgung. Doch auch in der Wirtschaft ist man längst online.

Es ist längst kein Geheimnis mehr: Auf dem Land herrscht akuter Ärztemangel. Jedoch handelt es sich dabei offenbar nicht um einen Missstand, der mit Geld aus der Welt zu schaffen wäre. So laufen die Bemühungen der Kassenärztlichen Vereinigungen ins Leere, junge Ärzt*innen mit hohen Bezuschussungen z. B. in die Weiten Mecklenburg-Vorpommerns zu locken. Die jungen Menschen müssten sich für mehrere Jahre zu ihrem Dienst dort verpflichten, was ein Umstand zu sein scheint, der durch Prämien nicht wett zu machen ist. Das Ergebnis: An der unzureichenden medizinischen Versorgung der Bevölkerung vor Ort ändert sich nichts.

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Doch sieht es in größeren Ortschaften wirklich so viel anders aus? Das Problem, oft monatelang auf einen Termin in einer Arztpraxis warten zu müssen, ist Menschen aus Baden-Baden, Bremen oder Berlin ebenso bekannt, wie den Bewohner*innen des Müritzer Umlands. Die Ursachen mögen verschieden sein, die Symptome jedoch ähneln sich sehr.

Online Kosten und Mühen sparen

Zum Glück, mag man da sagen, leben wir im digitalen Zeitalter! Denn Abhilfe könnte die sogenannte Onlinesprechstunde verschaffen. Diese könnte eine gute Alternative sein, sowohl die Ärzt*innen als auch die Patient*innen zu entlasten.

Allen voran stehen die Faktoren Zeit und Kosten. Wem aufgrund mangelnder Optionen vor Ort oder eingeschränkter Mobilität die ärztliche Versorgung nahezu verwehrt ist, hat per Videoübertragung die Chance auf Beratung. Dadurch könnten auch Fachärzt*innen, deren Praxen noch so weit entfernt sein können, konsultiert werden. So wären Erkrankte auch nicht gezwungen, das Haus zu verlassen und sich so der Gefahr der Verschlimmerung ihres Zustands auszusetzen. Nicht zu unterschätzen ist zudem die Furcht vieler, sich in den Wartezimmern bei anderen Patient*innen anstecken zu können. Diese Sorge wäre bei einer Onlinesprechstunde freilich gegenstandslos.

Auch den Ärzt*innen selbst wird durch die freiere Vergabe von Terminen eine gewisse Flexibilität eingeräumt, die wiederum ihren Patient*innen zu Gute kommt. Diese Vorteile sehen auch die Krankenkassen, die die Onlinesprechstunde seit 2017 subventionieren und für die Patient*innen vereinfachen wollen.

Eine Win-Win-Situation für alle – sollte man meinen.

Angebot ohne Nachfrage

Denn obwohl die Vorteile so überzeugend zu sein scheinen, wird der digitale Arztbesuch kaum in Anspruch genommen. Woran mag das liegen? Häufig stellt sich das Problem mangelnder technischer Gegebenheiten. Gerade in ländlichen Gegenden ist die Internetverbindung oft dürftig oder gar nicht vorhanden. So kann keine Online-Konsultation funktionieren – der digitale Ausbau lässt grüßen. Zudem verfügen viele ältere Menschen nicht über die notwendige Hardware, sprich Tablet, Smartphone oder Computer mit entsprechendem Equipment.

Offensichtlich wird das Angebot jedoch auch nicht in Fällen wahrgenommen, in denen für die technischen Voraussetzungen gesorgt wäre. Mögliche Antworten auf die Frage nach dem „Warum“ könnten sein, dass für die Online-Sprechstunde noch nicht in ausreichendem Maß geworben wurde oder sich manche im direkten Gespräch mit ihren Ärzt*innen einfach besser aufgehoben fühlen mögen. Am wahrscheinlichsten wird allerdings sein, dass sich manche Verhaltensweisen und Angewohnheiten, vor allem wenn sie schon eine so lange Tradition haben wie der Arztbesuch, oft länger brauchen, um „reformiert“ zu werden.

Da die Vorteile der Onlinesprechstunde derart auf der Hand liegen, der Ausbau der digitalen Infrastruktur in Deutschland in den nächsten Jahren sicher verstärkt voran getrieben wird und der demografische Wandel strukturelle Veränderungen dieser Art erzwingt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Gang zum Arzt nur ein paar Mausklicks entfernt ist.

Die Wirtschaft ist bereits online

Während sich das Gesundheitswesen noch etwas schwer tut, sich auf neue Wege einzustellen, sind ähnliche Ansätze in der Wirtschaft schon längst Alltag. Als Beispiel sei hier z. B. das Online-Meeting zu nennen. Hier ist es möglich, mit Video-Chat-Programmen wie Skype auch über Landesgrenzen hinweg geschäftliche Meetings zu halten. Auch der Bereich des Online-Coachings ist unterdessen sehr populär. Dadurch werden verschiedenste Bildungsangebote durch die nicht vorhandene Ortsgebundenheit einer größeren Menge zugänglich gemacht.

Was bei den beiden letztgenannten Online-Lösungen aber im Gegensatz zu der Online-Sprechstunde nicht vergessen werden darf, sind die Vorzüge des persönlichen Kontakts. Die Bindung zu Kolleg*innen, Lehrenden oder auch Schüler*innen gewinnt durch die unmittelbare Nähe zueinander noch einmal eine ganz andere Qualität als es online möglich wäre. In direkter Gesellschaft kann eher noch ein Gefühl für die Bedürfnisse und Ideen des Gegenübers gewonnen werden und so können solche Zusammenkünfte oft ergiebiger sein.

Die Technik vereinfacht somit also den Zugang zueinander, aber nicht gleichermaßen den Umgang.

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