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Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Welchen Nutzen haben Vitamine und Mineralstoffe?

22.11.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Gesellschaft für Biofaktoren e.V..

Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechsel-störungen: Mit zunehmenden Alter steigt das Risiko, von mehreren herz- und gefäßbelastenden Gesundheitsstörungen gleichzeitig betroffen zu sein und einen Cocktail an Medikamenten einnehmen zu müssen.

Meist wird nicht bedacht, dass sowohl die Erkrankungen als auch die Arzneimittel gravierende Auswirkungen auf die Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung haben können. Ein Mangel an diesen lebensnotwendigen Nährstoffen kann wiederum Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern und den Therapieerfolg untergraben. Darauf wiesen Wissenschaftler auf einem Symposium der Gesellschaft für Biofaktoren (GfB) am 16. November 2013 in Stuttgart hin.

„Um die 65 Jahre alte Menschen erhalten im Mittel 2 bis 3 verschiedene Arzneimittel pro Tag, bei den über 80-Jährigen sind es 4 bis 5. Hierdurch kommt es zu zahlreichen Wechselwirkungen, auch im Stoffwechsel der Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente“, warnte der Vorsitzende der GfB, Prof. Hans-Georg Classen von der Universität Hohenheim. Krankheitsbedingte Verluste, wie z.B. bei Diabetes mellitus, kämen oftmals additiv hinzu, so dass trotz kalorienreicher Ernährung klinisch relevante Mangelsituationen an bestimmten Vitalstoffen entstehen könnten. Diese fördern wiederum chronische Leiden wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Herz-Risiko Magnesiummangel

Als Beispiel nannte Prof. Klaus Kisters vom St. Anna-Hospital in Herne den Magnesiummangel, der bei einer Vielzahl von kardiovaskulären Erkrankungen eine wichtige Rolle spiele. Eine Unterversorgung mit dem für die Muskel-, Nerven- und Herzfunktion so wichtigen Mineralstoff kann beispielsweise Bluthochdruck, Herz-Rhythmusstörungen oder eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) fördern. „Gerade bei Patienten mit Bluthochdruck und Diabetes mellitus zeigt sich in vielen Fällen ein Magnesiummangel“, weiß Kisters. Dazu tragen u.a. entwässernde Arzneimittel bei, so genannte Diuretika, die bei Bluthochdruck und Herzschwäche häufig verordnet werden und starke Magnesium-Verluste verursachen können. Aber auch bei erhöhten Blutzuckerwerten wird der Mineralstoff vermehrt über die Nieren ausgeschieden. Studien der letzten Jahre zeigten, dass eine ergänzende Magnesiumtherapie erhöhte Blutdruckwerte senken kann. Bei Patienten mit Diabetes könne eine Magnesiumeinnahme eine deutliche Verbesserung der Stoffwechsellage erzielen und Folgeerkrankungen entgegenwirken, so Kisters.

Die Wirkung des Magnesiums kann durch die vitaminähnliche Substanz Orotsäure unterstützt werden, erläuterte Prof. Joachim Schmidt, Pharmakologe aus Dresden. Orotsäure ist eine wichtige biologische Vorstufe im Protein- und Energiestoffwechsel. Unter hohen Leistungsanforderungen oder bei Sauerstoffmangel im Herzgewebe kann Orotsäure die Energiebreitstellung verbessern und Magnesium-Verlusten entgegenwirken. Dadurch habe das Magnesiumsalz der Orotsäure, das Magnesiumorotat, besondere Eigenschaften, die insbesondere bei Durchblutungsstörungen des Herzens, bei Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz oder erhöhten kardialen Leistungsanforderungen zum Tragen kommen, so Schmidt.

Gefäß- und Nervenschutz bei Diabetes

Ein besonders hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen tragen Patienten mit Diabetes mellitus. Hier spielen Abfallprodukte des gestörten Zuckerstoffwechsels, so genannte Advanced Glycation Endproducts (AGEs), eine entscheidende Rolle bei der Gefäßschädigung und der Entstehung von Folgeerkrankungen“, erklärte Dr. Alin Stirban vom Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss. Vitamin B1 und die besser bioverfügbare Vitamin B1-Vorstufe Benfotiamin können ein wichtiges Enzym des Zuckerstoffwechses aktivieren und dadurch die AGE-Bildung hemmen. Welchen therapeutischen Nutzen das für Diabetiker haben kann, verdeutlichte Stirban: „In klinischen Studien zeigten sich positive Effekte von Vitamin B1 und Benfotiamin auf die Gefäßfunktion sowie auf diabetische Folgeerkrankungen an Nieren und Nerven“.

Jeder 5. Senior hat einen Zink-Mangel

Nicht zu unterschätzen ist gerade im Alter und bei Diabetikern auch das Risiko eines Zinkmangels, betonte Prof. Dieter Loew, Pharmakologe aus Wiesbaden. „Etwa 20 % der Senioren über 70 Jahren sind nicht ausreichend mit dem Spurenelement versorgt“, gibt Loew zu bedenken. Ursachen seien neben einer ungünstigen Lebensmittelauswahl - mit z.B. Weißbrot, poliertem Reis und wenig Fleisch – meist Aufnahmestörungen im Darm. Diabetes mellitus könne das Problem verschärfen, da erhöhte Blutzuckerwerte die Zinkausscheidung über den Urin erhöhen. Da Zink unter anderem für den Insulin- und Zuckerstoffwechsel unverzichtbar ist, fördert ein Mangel wiederum einen Diabetes. Auch Wundheilungsstörung und eine erhöhte Infektanfälligkeit zählen sowohl zu den Zink-Mangelsymptomen als auch zu den Schwachstellen des Diabetikers.

Vitamin D: Bei Risikogruppen immer messen!

Nicht zuletzt sollte bei Senioren ein besonderes Augenmerk auf die Vitamin-D-Versorgung gerichtet werden, appellierte eindringlich Apotheker Uwe Gröber, Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin in Essen. Mit zunehmendem Alter verliert die Haut ihre Fähigkeit, durch den Einfluss von Sonnenlicht Vitamin D zu bilden. Da das Vitamin in Lebensmitteln kaum in nennenswerten Mengen enthalten ist, ist die UV-B-Licht-abhängige Bildung in der Haut die wichtigste Vitamin-D-Quelle. Erschwerend kommt hinzu, dass zahlreiche Arzneimittel die Vitamin-D-Bildung stören.

Die Folgen einer Unterversorgung gehen weit über die allgemein bekannte Wirkung auf den Knochenstoffwechsel hinaus. „Eine Vielzahl von Forschungsergebnissen der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Vitamin D-Mangel vielfältige Auswirkungen hat - u.a. auf das Voranschreiten chronisch degenerativer Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betonte Gröber. Er rät Risikogruppen – und dazu zählen alle Senioren, Menschen mit dauerhafter Medikamenteneinnahme und wenig Aufenthalt im Freien – den Vitamin-D-Spiegel messen zu lassen und bei einer Unterversorgung das Vitamin unbedingt zu ergänzen.

Insgesamt plädierten die Experten von der GfB dafür, der Vitamin- und Mineralstoff-Versorgung mehr Beachtung zu schenken – insbesondere bei kranken und älteren Menschen. Krankheits- und medikamentös bedingte Verluste an Vitaminen und Mineralstoffen können klinisch relevante Mangelsituationen zur Folge haben, die unbehandelt wiederum chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern, erhebliche Vitalitätsverluste verursachen und Nebenwirkungen der Arzneimitteltherapie verstärken können. Eine gezielte Ergänzung fehlender Nährstoffe ist eine sichere und einfache Maßnahme, um diese Risiken zu vermeiden und den Behandlungserfolg zu unterstützen.

 

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