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Freibier für zu Hause

14.04.2014  — Martina Morf-Koller.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Hopfen und Malz, Gott erhalt´s! - Ihre Ernährungsexpertin Dr. Martina Morf-Koller stellt in ihrer Kolumne heute ein arbeits- und geruchsintensives Hobby vor: Bier brauen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

meine Freundin Steffi hat neue, recht kreative Nachbarn. Wahrscheinlich fragen Sie sich nun, wo bloß all die Leute hin sind, die das interessieren könnte. Es geht aber gar nicht so sehr um die Nachbarn selbst, sondern vielmehr um das etwas ausgefallene Hobby von Ralf und Lisa. Schon die Tatsache, dass ich irgendwie mit beiden per Du bin, obwohl ich mich nicht mehr daran erinnern kann, ist ungewöhnlich. Aber alles schön der Reihe nach. Ralf und Lisa gehören zur Familie der Heimbrauer, Untergattung Gerstensaft, alles klar? Es liegt grad voll im Trend, das meistverkaufte alkoholische Getränk der Welt selbst herzustellen. Frei nach dem Motto: Bierbrauen für jedermann.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass in vielen normalen Haushalten selbst gebraut wurde. Man brauchte nicht viel: Wasser, Hopfen, Malz. Das angesetzte Bier wurde über Nacht in offenen Behältern bei geöffneten Fenstern stehen gelassen, sodass (wenn man Glück hatte) wilde Hefe ihre Arbeit beginnen konnte. Am nächsten Tag wurde das Gebräu dann in Holzfässer umgefüllt. Der Alkohol und die Kohlensäure bildeten sich durch die ungesteuerte Gärung.

Der Brauprozess

So weit zu damals. So ein Brauansatz hat Minimum 20 l, sonst lohnt sich der ganze Aufwand nicht, findet zumindest Ralf. Und das so entstandene Bier muss schließlich in Flaschen abgefüllt werden. Macht bei 0,5 l pro Flasche 40 Stück, die man kauft. Natürlich nicht leer, wäre ja auch blöd. Und so helfen dann alle Freunde und einige Nachbarn beim „Vorbereiten“ der Flaschen und Reinigen. Je nach Anzahl der Freunde kann dieser Teil der Bierherstellung bei 20 l Flaschenbier schon mal ziemlich laut und fröhlich sein, was nicht jeden der anderen Nachbarn erfreut.

Stellt sich danach die Frage, wo man sein Gesöff herstellt. Definitiv nicht geeignet ist die klassische Etagenwohnung! Das Einmaischen, heißt: trockene Zutaten in Wasser einrühren, ist erst mal eine recht staubige Angelegenheit. Dann verwandeln sich während des Hopfenkochens mehrere Liter Wasser in Dampf, sodass Sie mit jeder Sauna locker mithalten könnten. Zudem ist Hopfenkochen durchaus geruchsintensiv, und das über mehrere Stunden. Was übrigens auch nicht jeden Nachbarn freut.

Viel Zeit sollte man am Brautag haben, es werden ausgedehnte Pausen und beschauliche Tätigkeiten geboten. Aber man darf sich nie allzu weit vom Brauort entfernen, da bestimmte Temperaturen eingehalten und regelmäßig gemessen werden müssen. Da arbeitet es sich zu mehreren doch viel besser (hat mir Ralf erklärt) und während der Pausen bleibt genügend Zeit zu Testverkostungen von vorherigem Braugut, was wiederum laut und fröhlich … Sie wissen schon. Ralf und Lisa arbeiten übrigens in ihrer Garage und regeln die Frischluftzufuhr ganz schlicht durch Öffnen des Tores. Unverständlicherweise bringt dafür nicht jeder Nachbar das nötige Verständnis auf.

So gehen „Hopfen und Malz verloren“

Wissen Sie eigentlich, woher der Spruch „da ist Hopfen und Malz verloren“ kommt? Wenn man während des Brauvorgangs die Hefe in den Gärbottich gibt, muss schnell ordentlich Sauerstoff hinzukommen. Diesen braucht die Hefe für den Gärbeginn. Entweder rührt man von Hand wie ein Berserker mit einem Riesenschneebesen um, oder man gießt mit mehreren Eimern hin und her. Falls sich der Gärbeginn verzögert, könnten sich Fremdkeime stark vermehren, bevor die Hefe richtig loslegt. Ist das Gärgut erst mal infiziert, war‘s das mit dem Bier. Dann sind Hopfen und Malz verloren. Dies ist Steffis Nachbarn zu Beginn ihrer Bierbraukarriere auch schon passiert, hat mir Lisa gebeichtet. Dem Recycling sei Dank schien die Mischung prima als Dünger für den Garten geeignet zu sein. Leider konnten sich auch hierfür nicht alle Anwohner begeistern.

Wenn Sie es auch einmal versuchen wollen, machen Sie sich Gedanken, was Sie wirklich wollen. Im Internet finden Sie nämlich unendlich viele Anleitungen, Anbieter-Tipps und Produkte für zu Hause. Das eine oder andere muss durchaus gekauft werden. Hat man alles besorgt, macht es sehr viel Sinn, die Gebrauchsanweisung vor dem Selbstversuch schon gelesen zu haben. Und sehen Sie sich Ihre Nachbarschaft noch mal gut an. Selbstgebrautes Bier soll abgefüllt etwa drei Monate haltbar sein. Dieses Alter erreicht es aber fast nie. Wofür gibt es schließlich den Hobbybrauer?

Und falls Sie doch eher eine Vorliebe für Wein haben sollten: Auch hierfür gibt es bei einschlägigen Online-Händlern inzwischen das Bastelpaket für daheim.

 

Die Autorin:

lebt mit Mann und Kind in Hamburg-Bergedorf und arbeitet dort als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Sie hat sich auf Beschwerden und Schmerzen des Bewegungssystems spezialisiert. Dabei behandelt sie Muskeln, Gelenke, Wirbelsäule und fasziale Netzwerke manuell und vermittelt alltagsbezogene ökonomische Bewegungsformen um die Körperstruktur nachhaltig zu verbessern. In klientenzentrierter Gesprächstherapie entwickelt sie mit Patienten individuelle Strategien zur Stressbewältigung. Als Ernährungsberaterin liebt sie es außerdem Wissenswertes zum Thema „gesunde Ernährung“ humorvoll aufzubereiten und praxistauglich ihren Patienten näherzubringen. Ernährungsberatung soll auf jeden Fall Genuss, Lebensfreude und auch Spaß vermitteln, denn sonst kommt das Wissen nicht an.


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