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Finanzdienstleister: Unsicherer Ausblick für 2013 trübt Bonus-Chancen

03.01.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Towers Watson GmbH.

Towers-Watson-Befragung bei knapp 30 Finanzdienstleistungsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Nur moderate Gehaltsanpassungen, Boni rückläufig

Den Weltuntergang erwarten Finanzinstitute für 2013 nicht, aber dennoch ist die Stimmung verhalten. Rund 50 Prozent der Banken und Finanzdienstleister in Deutschland, Österreich und der Schweiz können die Geschäftsaussichten für das kommende Jahr noch nicht abschätzen. Der Personalbestand wird stagnieren bzw. in rund 40 Prozent der Institute eher sinken. Gehaltsanpassungen fallen moderat aus (bis 2 Prozent). Stagnieren oder sinken werden auch die ausgezahlten Bonusvolumina, wobei die Kürzungen geringer ausfallen als im Vorjahr. Im Gegenzug gewinnen Maßnahmen zur Motivation und Bindung der wichtigsten und besten Mitarbeiter, wie etwa verbesserte Karrierechancen oder Retentionboni, wieder an Bedeutung.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Befragung der Unternehmensberatung Towers Watson bei HR-Managern in 28 Finanzdienstleistungsinstituten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Untersuchung wurde bereits zum siebten Mal in Folge durchgeführt.

„Finanzinstitute blicken zwar etwas weniger skeptisch als vor einem Jahr in die Zukunft, aber von großem Optimismus sind sie dennoch weit entfernt“, erklärt Martin Emmerich, Director Rewards, Talent & Communication, bei Towers Watson (Frankfurt). „Insbesondere Banken in Österreich und der Schweiz schätzen ihre Geschäftsaussichten für 2013 eher verhalten ein. Diese Skepsis wirkt sich auch auf die Personal- und Vergütungspolitik der Institute aus – hier agieren die Unternehmen weiterhin zurückhaltend.“

Moderate Gehaltsanpassungen, stagnierende oder sinkende Boni

2013 werden die Gehaltserhöhungen – wie auch schon 2012 – eher moderat ausfallen. So wird es der Studie zufolge eine erhöhte Zahl von Nullrunden geben. Etwa die Hälfte aller Finanzdienstleister in Deutschland, Österreich und der Schweiz (53 Prozent) werden die Vergütung nur moderat anpassen – in Höhe von ein bis zwei Prozent. Lediglich ein Viertel plant etwas höhere Anpassungen zwischen zwei und drei Prozent. „Die Häuser in der Schweiz planen die niedrigsten Grundsalär-Erhöhungen, mehrheitlich bis maximal ein Prozent. Banken in Österreich hingegen bewegen sich mit über drei Prozent Anpassung eher im oberen Segment. Deutschland liegt im Mittelfeld“, so Towers-Watson-Berater Emmerich.

Auch bei den Boni sind die Aussichten durchwachsen, auch wenn die Kürzungen geringer ausfallen als im Vorjahr: In 40 Prozent der Institute bleiben sie auf dem Vorjahresniveau, in weiteren 40 Prozent werden sie für alle Mitarbeitergruppen um durchschnittlich zehn bis 25 Prozent reduziert. Dabei sind nicht alle Unternehmensbereiche gleich stark betroffen. Vier Fünftel der Führungskräfte im Private & Retail Banking sowie gut die Hälfte der Chefs im Investment-Banking müssen mit einer Bonuskürzung rechnen. Im Asset-Management werden hingegen – nach deutlichen Bonuskürzungen im Vorjahr – nur 37 Prozent der Führungskräfte geringere Boni zu beklagen haben.

Nur 15 Prozent der Institute werden die Boni gegenüber dem Vorjahr erhöhen.

Bonus-Zahlung abhängig vom künftigen Geschäftserfolg

Im Rahmen der Finanzmarktkrise erließen die Gesetzgeber und die Bankenaufsicht Vorschriften, die unter anderem eine nachhaltige und langfristige variable Vergütung insbesondere für die Geschäftsleitung und für so genannte Risk-Taker (z. B. Mitarbeiter, die besondere Risikopositionen verantworten, aber auch Revisoren und Mitarbeiter in Complianceeinheiten) fordern. Dabei setzen zwei Drittel der befragten Finanzdienstleister bei Auszahlungen für 2012 so genannte Deferrals für Boni von Geschäftsleitern und Risk-Takern ein. Das heißt, die Auszahlung eines Teils der Boni wird über mehrere Jahre (in Deutschland und der Schweiz üblicherweise drei Jahre, in Österreich fünf Jahre,) aufgeschoben. Die Höhe der zeitlich verzögerten Auszahlung richtet sich auch nach dem Geschäftserfolg in den Folgejahren. „Dadurch wird erreicht, dass die Führungskräfte nicht nur auf den ‚schnellen Gewinn’ schauen, sondern vielmehr eine langfristige sowie nachhaltige Geschäftsentwicklung anstreben und im Blick behalten, wie sich die aktuell getroffenen Maßnahmen in den Folgejahren auswirken können“, erklärt Banken-Experte Emmerich.

Mitarbeiterbindung durch Karrierechancen und Retentionboni

„Angesichts der eher durchwachsenen Aussichten für 2013 sollten Banken dem Thema ‚Mitarbeiterbindung’ besondere Aufmerksamkeit widmen“, gibt Towers-Watson-Vergütungsexperte Emmerich zu bedenken. Hierzu werden vor allem Retentionboni (in 21 Prozent der befragten Institute), Garantieboni für neu eingestellte Mitarbeiter (25 Prozent) oder andere Maßnahmen (32 Prozent) wie etwa langfristig ausgerichtete Bonusprogramme (Long-Term-Incentive-Pläne), spezielle Zulagen oder Gehaltserhöhungen, aber auch Angebote zur persönlichen Weiterbildung und -entwicklung der Mitarbeiter eingesetzt. Dabei sind Retention- und Garantieboni vor allem in Deutschland verbreitet, während sie in der Schweiz eine eher untergeordnete Rolle spielen. 30 Prozent der befragten Schweizer Institute setzen auf individuelle Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Auch in Österreich spielen individuelle Bindungsmaßnahmen eine wesentliche Rolle.

Emmerich fährt fort: „Da die variable Vergütung künftig aufgrund der regulatorischen Restriktionen eher an Bedeutung verliert, sollten Finanzinstitute neue Wege finden, um erfolgskritische Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Damit rückt das Gesamtleistungspaket des Unternehmens für ihre Mitarbeiter stärker in den Mittelpunkt.“ Das Gesamtleistungspaket enthält die feste und variable Vergütung, aber beispielsweise auch Karriere- und Weiterentwicklungschancen usw. „Im Finanzsektor sind aus Mitarbeitersicht neben einer wettbewerbsfähigen Vergütung auch Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten sowie eine interessante und herausfordernde Tätigkeit sehr gefragt“, betont Finanz-Experte Martin Emmerich. Karrierechancen werden von Mitarbeitern im Finanzsektor sogar noch höher geschätzt als in anderen Branchen, wie die Global Workforce Study 2012 von Towers Watson zeigt. „Banken sollten daher an den Karrierechancen ansetzen, wenn sie ihre Mitarbeiterbindungsstrategie überarbeiten“, empfiehlt Emmerich.

Hintergrundinformationen zur Studie

Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise hat Towers Watson Personalverantwortliche in Finanzdienstleistungsunternehmen regelmäßig zu den Auswirkungen der aktuellen Situation auf das HR- und Vergütungsmanagement befragt. Die siebte Befragung dieser Art vom Dezember 2012 konzentriert sich auf die geplanten Gehaltserhöhungen in 2013 und die Boni für das zurückliegende Geschäftsjahr, die 2013 ausgezahlt werden. Ebenso wurde die Umsetzung regulatorischer Anforderungen an die Vergütungsgestaltung untersucht. Geantwortet haben 28 Institute (Privat-, Genossenschafts- oder Landesbanken, Investment-/Asset-Management-Gesellschaften usw.) aus Deutschland (14), Österreich (4) und der Schweiz (10).


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