Finance Face: Claus Reck

Wenn er kommt, stößt er häufig auf Widerstand. Doch davon lässt sich Claus Reck nicht beeindrucken. „Ich bin nicht dazu da, mich mit allen gut zu verstehen. Manchmal muss ich auch den Buhmann spielen.“ Als Interim-Manager für Finance-Prozesse und IT-Systeme setzt der 44-Jährige auf Überzeugungsarbeit: „Wenn die Mitarbeiter den Mehrwert verstehen, dann kann man sie auch für Veränderungsprozesse begeistern. Deshalb müssen sie mit im Boot sein.“ Kommt Claus Reck mit einem Interimsmandat ins Unternehmen, so sucht er das Gespräch – und zwar nicht nur zur Geschäftsleitung. „Mich interessiert, was die Mitarbeiter zu sagen haben; ich will verstehen, wie sie die Prozesse sehen.“

Mit unverstelltem Blick

Claus Reck wird gerufen, wenn es darum geht, Finance-Prozesse im Unternehmen zu verbessern, BI-Systeme aufzubauen oder bei der Jahresabschlussprüfung zu unterstützen. Es sind nicht immer die Mitarbeiter, die sich gegen den klaren Blick von außen sträuben. Der gebürtige Hamburger berichtet von einem Interim-Projekt, in dem ihm klar vom Management signalisiert wurde, dass allzu präzises Nachfragen nicht erwünscht sei. Für den Finanzmanager ein ‚No-Go‘. „Wenn ich eine Aufgabe wahrnehme, dann möchte ich auch die Wahrheit sagen dürfen. Dafür sind Interim-Manager da.“ Dass der unverstellte Blick auf die Sache nicht immer gewünscht ist, hat ihm noch nie behagt. „Gerade in Konzernen ist man Teil eines großen Systems, die Spielregeln erfordern häufig politisches Taktieren. Mir geht es aber vorrangig um die Sache.“

Dingen auf den Grund gehen

Der Manager ist eine geradlinige Persönlichkeit. Von sich selbst sagt er, dass er sehr akribisch sei. „Aber das ist im Bereich Buchhaltung und Controlling ja gar nicht schlecht.“ Die Faszination für Zahlen und IT wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Als IBM-Manager eröffnete sein Vater ihm schon früh den Zugang zur Welt der Computer. „Ich erinnere mich noch an den monochromen Bildschirm und die 5,25 Zoll-Disketten“, schmunzelt Claus Reck. Die frühe Leidenschaft prägte seine gesamte spätere berufliche Laufbahn. Er will Informatik studieren. Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, dann sogar an der Hochschule der Bundeswehr. „Aber der Gedanke, mich für 12 Jahre zu verpflichten, behagte mir überhaupt nicht“, erzählt Reck. Er studiert Informatik mit dem Schwerpunkt BWL in Hildesheim. „Mich haben aber vor allem die betrieblichen Prozesse interessiert, weniger das Programmieren.“ Schon im Studium kristallisiert sich die Leidenschaft für das Finanz- und Rechnungswesen heraus.

Chancen müssen sich ergeben dürfen

Es sind die klaren Strukturen, die der Manager am Bereich Finance und Controlling schätzt. „Die Zahlen zeigen sehr schnell auf, in welchen Bereichen es gut und in welchen es schlecht gelaufen ist.“ Nach dem Berufseinstieg als Controller und IT-Manager arbeitet Reck für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Information Risk Management, im Anschluss bei der Olympus Europa Holding im Internal Audit. Der Wunsch, sich selbstständig zu machen, schwelt da schon etwas länger in ihm. „Aber erst als ich wusste, dass ich ein Mandat habe, habe ich den Sprung gewagt.“ 2008 führt ihn sein erster Auftrag zu General Motors, kurz darauf unterstützt er Henkel bei der Jahresabschlussprüfung. „Chancen müssen sich auch ergeben dürfen“, sagt Claus Reck bescheiden und: „…dass ich viel Glück hatte.“

Blick nach vorn

Sein Erfolg ist aber vor allem Ergebnis seines starken Vorwärtsstrebens. Während seiner Tätigkeit für Olympus macht der Manager im Fernstudium noch einen MBA. 2010 besteht er die Prüfung zum CPA, dem Certified Public Accountant, ein Abschluss als amerikanischer Wirtschaftsprüfer. Nebenher lehrt Claus Reck als Dozent in den Bereichen Controlling und IT-Governance. „Bei neuen Herausforderungen greife ich schon gerne zu“, sagt er fast entschuldigend. Können andere bei diesem Tempo mithalten? „Ich gebe zu, Geduld ist nicht gerade meine Stärke“, sagt Reck. Er sei sich bewusst, dass er von anderen manchmal zu viel auf einmal verlange. Was macht ihn denn besonders ungeduldig? „Wenn man mir mit ‚Das haben wir schon immer so gemacht‘ kommt.“

Eingespieltes Team

Claus Reck wohnt zwar wieder in der Nähe seiner Geburtsstadt Hamburg, aber durch die Mandate ist er unter der Woche fast nie zu Hause. Ihm ist bewusst, dass er diesen Weg ohne die Unterstützung seiner Frau nicht gehen könnte. Sie managt zu Hause das Familienleben und hält die Stellung. „Meine Frau hat sich ganz auf meine berufliche Situation eingestellt, das weiß ich sehr zu schätzen.“ Die beiden sind ein gut eingespieltes Team, sie kennen sich seit ihrer Schulzeit. Die langen Abwesenheiten von zu Hause versucht der Interim-Manager durch gemeinsame Urlaube mit seiner Frau und den beiden Kindern auszugleichen. „Die Sommerferien sind uns heilig, da kann ich zumindest etwas von dem nachholen, was ich unter der Woche zu Hause verpasse.“ Beide Kinder teilen die Leidenschaften des Vaters, jedes auf seine Weise: „Mein Sohn begeistert sich sehr für Computer und meine Tochter rudert.“ Für den Rudersport bleibt Claus Reck momentan wenig Zeit. Sein derzeitiges Mandat bindet ihn seit nunmehr zwei Jahren. „Mir ist bewusst, dass ich einmal Innehalten sollte“. Ob ihm das gelingt, wird sich zu Beginn des neuen Jahres zeigen. Da hat er sich vorgenommen, einmal etwas länger zu pausieren. „Vielleicht komme ich dann auch endlich dazu, wieder regelmäßig zu rudern.“