17.11.2023 — Sarah Hofmann. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Die KI-gesteuerten Chatbots, wie sie auch im Unternehmensalltag häufig genutzt werden, basieren auf Sprachmodellen, die mit riesigen Textmengen trainiert und gefüttert werden. Die Textgeneratoren ordnen dann Wörter aneinander, die im Trainingsmaterial ähnliche Kontexte aufweisen. Dieser Prozess ist stark von mathematischen Prinzipien geprägt und hat wenig mit echter Intelligenz zu tun. Daher erzeugen die Sprachmodelle mitunter Antworten, die zwar überzeugend klingen, jedoch inhaltlich völlig falsch sind.
Praxisorientierte Anwendungsbeispiele für Prompt Engineering & Integration
Auch wenn Faktentreue nicht zur Kernkompetenz der Chatbots zählt, erfreuen sie sich doch immer größerer Beliebtheit. Dies liegt u. a. an ihrer sofortigen Verfügbarkeit, der einfachen Interaktion und der durch sie möglichen Automatisierung von Aufgaben. Außerdem entwickeln sich die Chatbots immer weiter und werden besser.
Den Chatbot-Hype hat ChatGPT im letzten Dezember ausgelöst. Schon im Januar erreichte der von OpenAI entwickelte Chatbot über 100 Millionen Nutzer. ChatGPT wird über bestärkendes Lernen (Reinforcement Learning from Human Feedback = RLHF) trainiert. Die kostenlose 3.5-Variante hat keinen Zugriff auf das Internet und bezieht mitunter veraltete Informationen, die noch aus 2021 stammen. Die kostenpflichte Version GPT-4 hingegen bietet eines der fortschrittlichsten und menschenähnlichsten Sprachmodelle, die zur Zeit auf dem Markt verfügbar sind. Die Fähigkeiten von ChatGPT reichen von menschlichen Sprachen bis hin zu Programmiersprachen.
ChatGPT ist außerdem in der Lage, sich bereits gestellte Fragen, aber auch andere Gesprächsinhalte zu merken und darauf aufbauend neue Antworten zu generieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass ChatGPT Fehler eingestehen kann und unkorrekte Zusammenhänge hinterfragt.
Auch Microsoft als Global Player für Hard- und Softwareentwicklung hat mit einem Chatbot-Angebot nicht lange auf sich warten lassen. Bing Chat, die Erweiterung der hauseigenen Suchmaschine Bing kam kurz nach ChatGPT auf den Markt. Der Chatbot basiert auf OpenAIs fortschrittlichem GPT-4 und positioniert sich so als Alternative für ChatGPT. Microsoft war mit der Veröffentlichung von Bing Chat schneller als Google und konnte sich so einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
Das Besondere an Bing Chat ist die konsequente Quellenangabe, die den Chatbot in der angebotenen Qualität einzigartig macht. Ein weiteres großes Feature ist die Möglichkeit der Bildgenerierung mithilfe von DALL-E. Außerdem bietet Bing Chat drei verschiedene Konversationsstile: Precise, Balanced und Creative. Dies gibt den Benutzern Flexibilität in der Art und Weise, wie sie Informationen erhalten möchten. Bing kann, anders als ChatGPT, auf die Inhalte im World Wide Web zugreifen.
Google brauchte etwas länger als die Konkurrenz, lieferte aber schließlich im Sommer dieses Jahres ebenfalls einen Chatbot nach: Bard. Tatsächlich sagt der Namen bereits, was zu erwarten ist. Jack Krawczyk, der bei Google die Entwicklung von Bard leitet, spricht von einem „KI-Experiment in der Anfangsphase“ und nennt den Chatbot einen „Geschichtenerzähler“ oder eben Barden. Das gibt Bard auch offen zu. ChatGPT sei genauer, wenn es um faktische Aufgaben geht, während Bards Stärken im Verständnis und im logischen Denken liegen sollen. In seiner Anfangsphase beruhte Bard auf dem Sprachmodell Lamda, dann folgte das leistungsfähigere Palm 2. Schon bald soll ein Projekt namens Gemini den Konkurrenten ChatGPT überflügeln.
Bard kann schon jetzt aktuelle Informationen aus dem Internet extrahieren und in Echtzeit auf Googles Suchindex zugreifen, was besonders bei der Recherche, beim Onlineshopping und bei der Reiseplanung nützlich ist. Dies bringt außerdem mit sich, dass es tendenziell seltener zu Falschantworten kommt. Wenn eine Antwort mal nicht zufriedenstellend ist, bietet Bard die Möglichkeit, mit einem Klick auf "Google It" herkömmliche Suchergebnisse zu erhalten. Allerdings ist Bing im Vergleich zu seinen redefreudigen Konkurrenten auf 30 Antworten pro Gespräch limitiert.
Fakt ist, egal ob Bing, Bard, ChatGPT, oder ein ganz anderes Produkt: Chatbots haben, wie alle Technologien, ihre Grenzen und sind nicht perfekt. Fehler können bei jeder Anwendung vorkommen. Egal für welchen Chatbot Sie sich am Ende entscheiden: Man kann fest davon ausgehen, dass die Entwicklung der KI-gesteuerten Sprachmodelle noch lange nicht abgeschlossen ist und sich stetig verbessern wird. Konzerne wie Google und Microsoft investieren hierfür Milliarden in KI.
Insgesamt zeigen die vorgestellten Chatbots unterschiedliche Stärken und Schwächen, wobei ChatGPT durch seine weitreichenden Fähigkeiten und offene Herangehensweise an Fehler positiv hervorsticht. Bing Chat überzeugt durch seine Qualitätssicherung und Flexibilität, während Bard auf Verständnis und logischem Denken fokussiert ist. Die Wahl des optimalen Chatbots hängt stark von den spezifischen Anforderungen und Nutzungsszenarien ab. Die kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung dieser Chatbots verspricht eine aufregende Zukunft für KI-gesteuerte digitale Assistenten.
Bild: Mohamed Hassan (Pixabay, Pixabay License)