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Crowdlending – noch immer keine ernsthafte Konkurrenz für Banken

14.08.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Nichts weniger als die Disruption des Bankenmarktes wurde dem Crowdlending prophezeit. Doch der deutsche Mittelstand setzt weiter auf Banken.

Eine Bedrohung für Banken und hohe Wachstumsraten wurden dem Crowdfunding prophezeit. Neben den privaten Peer-to-peer-Krediten wurde der Schwarmfinanzierung ein großes Potenzial bei der Finanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) zugesprochen. Dies hatte Deloitte bereits 2015 zum Anlass genommen, das Crowdlending in diesem Segment genauer unter die Lupe zu nehmen. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Kompetenzzentrum für Mittelstandsforschung der Universität Bamberg (EFAM) wurden Mittelständler in Deutschland befragt. Das Resultat damals: Crowdlending war noch kein ernst zu nehmender Konkurrent für den klassischen Bankenkredit. Insgesamt war es bei Unternehmenslenkern noch recht unbekannt.

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Doch wie sieht es drei Jahre später aus? Immerhin ist diese Finanzierungsform nun einige Jahre alt und über die Start-up-Phase hinaus. Deloitte und EFAM haben erneut Mittelständler zum Thema Crowdlending befragt. Die knapp 250 teilnehmenden Unternehmen weisen in Mitarbeiterzahl und Umsatz eine ähnliche Größe wie bei der Befragung 2015 auf, nämlich einen Median von 65 Mitarbeitern und 10 Mio. EUR Umsatz.

Die Unternehmen kennen Crowdlending

Die auffälligste Veränderung gegenüber 2015 ist, dass heute 82 Prozent der befragten Unternehmen angeben, die Finanzierungsform Crowdlending zu kennen – 2015 waren es nur 48 Prozent.

Obwohl die alternative Finanzierungsform bei der Bekanntheit deutlich zulegen konnte, bleibt die Hausbank der bevorzugte Finanzierungspartner. Nur ein Zehntel der Befragten glaubt daran, dass sich dies ändern könnte. Knapp die Hälfte der Unternehmen will in Zukunft die Bindung zur Hausbank sogar stärken. Ein Hauptgrund dafür könnte sein, dass der persönliche Ansprechpartner unverändert eine herausragende Rolle spielt. Lediglich 5 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass der persönliche Ansprechpartner für sie nicht wichtig sei. So überrascht es nicht, dass ebenfalls nur 5 Prozent der Probanden ihren Kredit bevorzugt bzw. ausschließlich online abschließen wollen.

Nicht nur bei der persönlichen Betreuung punkten die Banken. Knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen empfinden die Kreditvergabe der Geldinstitute als transparenter im Vergleich zur Crowd. Besonders überraschend ist das schlechte Abschneiden in einer dem Crowdlending zugesprochenen Domäne: 76 Prozent empfinden die Kreditbewilligungsdauer der Schwarmfinanzierung als schlechter, die Hälfte davon sogar als sehr viel schlechter. Auch die Flexibilität der Vertragsgestaltung und die Erreichbarkeit werden von jeweils rund 60 Prozent der Befragten bei Banken als besser bzw. sehr viel besser angegeben.

„Keine wirkliche Bedrohung“

Die Ergebnisse der Befragung lassen keinen nennenswerten Bedeutungsverlust des Bankkredits erwarten. „Die Wiederholung der umfassenden Studie von der Universität Bamberg und Deloitte zeigt erneut: Crowdlending ist keine wirkliche Bedrohung für das etablierte deutsche Kreditgewerbe“, bestätigt Jano Koslowski, Director Financial Services Solutions bei Deloitte. Anders lautende Veröffentlichungen zitierten Marktentwicklungen, beispielsweise aus den Vereinigten Staaten, die nicht auf den deutschen Markt übertragbar seien.

Von dem in Deutschland 2017 insgesamt an KMUs vergebenen Kreditvolumen – über 130 Mrd. EUR – machten Kredite über die Crowd weniger als 1 Prozent aus. Crowdlending konnte zwar in diesem Segment an Bekanntheit und Volumen in den letzten Jahren zulegen, bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau und wächst nicht schnell genug, um Banken in den kommenden Jahren ernsthafte Konkurrenz zu machen.

Die Studie konnte jedoch auch mit statistischer Signifikanz feststellen, dass vor allem Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote Interesse an Krediten durch die Crowd haben. Während viele dieser Befragten in der aktuellen Niedrigzinsphase die Bankfinanzierungshürden noch überwinden können, könnte es bei steigenden Zinsen für sie bei der klassischen Finanzierung eng werden. Die OECD stellt in einem Bericht vom Dezember 2017 fest, dass sich viele sogenannte Zombie-Firmen nur aufgrund der Niedrigzinsen am Markt halten können. Ob für diese Unternehmen das Crowdlending in Hochzinsphasen zum Rettungsanker wird, bleibt abzuwarten. Es ist naheliegend, dass bei steigenden Zinsen auch die Investoren der Crowd höhere Zinsen verlangen werden und damit für „Zombies“ keine Alternative bieten, da sie mit ihrer nicht ausreichenden Produktivität die höheren Zinsen nicht bewältigen können.

Auch Banken befassen sich mit Crowdlending

Längerfristig betrachtet könnte der Generationswechsel in den Leitungsfunktionen der Unternehmen dem Crowdlending zum Aufschwung verhelfen. Die Befragung konnte eine hohen Korrelation zwischen digitaler Technikaffinität und Bereitschaft zum Crowdlending aufzeigen. Da die Entscheidungsträger von morgen aus einer technologiegewohnten Generation stammen, erscheint ein steigendes Interesse an dieser Finanzierungsform wahrscheinlich.

Mit dem Fokus auf die jüngere Generation fällt auch der Blick auf die florierende Start-up-Szene in Deutschland. Hier fand bereits das Equity-Crowdfunding Anklang. Auch das Crowdlending hat bei diesen Unternehmen Potenzial. Banken scheuen das unkalkulierbare Risiko der Kreditvergabe an Start-ups. Die Crowd ist eher bereit, solche Risiken einzugehen.

Dass Crowdlending ein interessantes Konzept ist, mit dem sich auch Banken befassen, zeigen die kürzliche Übernahme der Plattform Lendico durch die ING-DiBa sowie weitere Übernahmespekulationen am Markt. Ob die Integration von Plattformen in das Geschäftsmodell von Banken die Crowd-Kredite im KMU-Segment beflügeln kann oder ob sich die Banken im Rahmen des Open-Banking-Trends neue Vertriebswege für Konsumentenkredite sichern möchten, bleibt abzuwarten.

„Bisher wehren sich deutsche Banken erfolgreich auch gegen diesen innovativen Angriff auf ihre Geschäftsmodelle – mit eigener Innovationskraft, hoher Kundenzufriedenheit und aufgrund ihrer guten und etablierten Kundenbeziehungen“, lautet das Fazit von Jano Koslowski.

Inhaltlich verantwortlich für die Studie war Jano Koslowski, Director Financial Services Solutions bei Deloitte.

Die komplette Studie finden Sie hier zum Download.



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