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Beschäftigung: Nord-Süd-Gefälle bei freien Stellen auf dem EU-Arbeitsmarkt

25.02.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Europäische Kommission.

Trends beim Stellenangebot auf dem europäischen Arbeitsmarkt lassen auf eine zunehmende Kluft bei Beschäftigungsmöglichkeiten zwischen nördlichen und südlichen Mitgliedstaaten schließen.

In der jüngsten Ausgabe des Europäischen Monitors für offene Stellen (European Vacancy Monitor, EVM) wird ein Mangel an Arbeitskräften in Ländern wie Österreich, Dänemark, Schweden, Estland und Lettland aufgezeigt, während in Ländern wie Griechenland, der Slowakei und Spanien der Wettbewerb um offene Stellen zunimmt. Der Bericht beleuchtet auch die Stärken und Schwächen der Arbeitsmärkte in vier südlichen Ländern und enthält die Warnung, dass mehr Maßnahmen erforderlich sind, um jungen Menschen den Zugang zu qualifizierten Arbeitsplätzen zu ermöglichen und somit die Arbeitsproduktivität zu steigern.

Der EVM bestätigt eine Stagnation der Nachfrage nach Arbeitskräften in der EU im zweiten Quartal 2013, mit Ausnahme eines geringen Anstiegs der Zahl der offenen Stellen im öffentlichen Sektor. Insgesamt ging die Rekrutierung um 4 % zurück, was einen stärkeren Rückgang als im vorangegangenen Quartal darstellt. Die Zahl der Einstellungen nahm im gleichen Zeitraum in weniger als der Hälfte der Länder zu.

László Andor, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration, erklärte: „Zunehmend unterschiedliche Berufsaussichten in Nord- und Südeuropa verdeutlichen ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem europäischen Arbeitsmarkt, wobei auch ein Zusammenhang mit Asymmetrien in der Eurozone besteht. Mehr Mobilität der Arbeitskräfte könnte dazu beitragen, dieses Ungleichgewicht zu verringern. Zur Unterstützung einer solchen Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt stehen Instrumente wie etwa EURES zur Verfügung, die Arbeitssuchenden bei der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten helfen.“

Schwerpunkt Südeuropa

Der Rückgang der Einstellungen im Dienstleistungssektor und für Fachkräfte in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien ist zum Stillstand gekommen, in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei wird sogar eine Zunahme gemeldet. Beschäftigungsmöglichkeiten in Südeuropa konzentrieren sich auf wenige Sektoren wie Gesundheitsversorgung, Einzelhandel und Verwaltung. In dem am stärksten von der Krise betroffenen Sektor, der Bauwirtschaft, wird dagegen nur eine langsame Erholung erwartet.

Die Rekrutierung junger Menschen in den vier südlichen Ländern konzentriert sich deutlich auf Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen im Dienstleistungssektor, mit starken saisonbedingten Schwankungen und hoher Fluktuation. Zudem werden immer mehr Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation für Stellen mit geringen Qualifikationsanforderungen rekrutiert, was die allgemeine Überqualifizierung der Arbeitskräfte verstärkt.

Zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit hat die Europäische Kommission die Jugendgarantie vorgeschlagen, eine ambitionierte EU-weite Reform, die von allen Mitgliedstaaten unterstützt wird und dringend umgesetzt werden muss. Die Jugendgarantie soll dazu beitragen, allen Arbeitslosen unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Verlust des Arbeitsplatzes oder Abschluss der formalen Bildung einen Arbeitsplatz, Weiterbildungsmöglichkeiten, eine Lehrstelle oder ein Praktikum zu bieten (siehe MEMO/14/13).

Mittel aus den EU-Strukturfonds stehen ebenfalls zur Verfügung, um auf die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu reagieren, mit denen Europa bis 2020 konfrontiert ist; unter anderem werden über 70 Mrd. EUR für Investitionen in Humankapital aus dem Europäischen Sozialfonds (siehe MEMO/13/1011) bereitgestellt.

Hintergrund

Die insgesamt schwache Wirtschaftsleistung hat zu einer kontinuierlichen Verschlechterung der Lage auf den Arbeitsmärkten in den südeuropäischen Ländern geführt, die am stärksten von der Krise betroffen waren. Im zweiten Quartal 2013 ging die Beschäftigung in Griechenland (-4,3 %), Italien (-1,8 %), Portugal (-4,1 %) und Spanien (-3,6 %) gegenüber dem Vorjahr zurück. In der EU der 28 sank die Zahl der Beschäftigten um 0,4 %.

Besonders die Jugendarbeitslosigkeit hat sich in den genannten Ländern verschärft: im zweiten Quartal 2013 erreichte die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland 59,6 %, in Spanien 55,7 %, in Portugal 39,4 % und in Italien 38,9 %. In der EU insgesamt lag die Jugendarbeitslosigkeit im zweiten Quartal 2013 bei 24 % gegenüber 15 % im Jahr 2008.

Die Krise hat außerdem dazu geführt, dass häufiger auf befristete Arbeitsverträge zurückgegriffen wird. So stieg deren Anteil in Italien von rund 60 % im Jahr 2008 auf 70 % in den Jahren 2012-2013. Die hohe Zahl befristeter Verträge wiederum trug zu einem niedrigeren Ausbildungs- und Kompetenzniveau bei, was letztlich zu geringerer Produktivität und wirtschaftlicher Leistung führte. In Südeuropa ist der Anteil der weniger gut ausgebildeten Arbeitnehmer mit 33 % mehr als doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt (16 %).

Der Europäische Monitor für offene Stellen ist eine vierteljährliche Veröffentlichung der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission. Diese Veröffentlichung ist Teil der Europa-2020-Initiative „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten“ und bietet, zusammen mit dem Bulletin „Berufliche Mobilität“ und dem Bericht über offene Stellen und Einstellungen in Europa, einen aktuellen Überblick über die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Europa.

Das Bulletin „Berufliche Mobilität“ enthält eine Analyse der Stellenangebote in EURES, dem Europäischen Portal zur beruflichen Mobilität und nutzt Daten über Stellenangebote für ausländische Arbeitsuchende aus 31 nationalen öffentlichen Arbeitsverwaltungen.

Am 1. Januar 2014 waren im EURES-Portal über zwei Millionen freie Stellen verfügbar. Der EURES-Arbeitsplatzindex verzeichnet eine steigende Tendenz, vor allem aufgrund der positiven Entwicklung im Vereinigten Königreich, wo die Zahl der an EURES gemeldeten freien Stellen sich zwischen Mai und September verdoppelt hat. In anderen Ländern ist der Stellenmarkt stabil geblieben.

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