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Außergewöhnliche Architektur: Stari Most

10.05.2022  — Nele Röder.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe "Außergewöhnliche Architektur". Heute: die Stari Most.

Drei Sekunden angespannte Stille, dann ein lautes Platschen und schließlich gelöstes Aufatmen im Publikum: Der Sprung von der Stari Most aus über 27 Metern in den eiskalten Fluss Neretva ist den Waghalsigen vorenthalten. Und das seit über 350 Jahren – die erste Aufzeichnung eines Sprungs stammt bereits aus dem Jahr 1664.

Doch natürlich ist das Bauwerk in Bosnien-Herzegowina für weit mehr bekannt als für seine Nutzung als Sprungturm. Ein kleiner Überblick über den Bau und die (tragische) Geschichte der Brücke.

Mostar Bosnien und Herzegowina

© Von 5075933, Pixabay, Pixabay License; für Großansicht bitte anklicken

Lage und frühe Geschichte

Im Süden von Bosnien-Herzegowina, in einem Kessel zwischen zwei Bergmassiven, liegt die Stadt Mostar. Im Sommer steigen die Temperaturen nicht selten auf über 40 Grad. Die Stadt ist nicht nur der sonnenreichste Ort des Landes, sondern auch eine der heißesten Städte Europas. Namensgeber und bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Stari Most – die Alte Brücke.

Bau

Um eine hölzerne Hängebrücke zu ersetzen, gab der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige im 16. Jahrhundert dem Architekten Mimar Hayreddin den Auftrag, eine neue und stabile Brücke über den Neretva zu bauen. Hayreddin, Schüler des Architekten Sinan, gilt als Pionier der klassischen osmanischen Architektur. Ihm wird heute neben diversen Brücken auch der Bau zweier Moscheen in Istanbul zugeschrieben. Die Stari Most errichtete er in den Jahren 1556 bis 1566. Damals war die etwa 30 Meter lange Brücke der weiteste von Menschenhand geschaffene Steinbogen der Welt und damit ein Meisterstück der Ingenieurskunst dieser Zeit. Die Steinteile sind mit Zapfen und Klammern verbunden, die von außen nicht sichtbar sind.

Kriva Ćuprija

© Von Christian Bickel, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0 DE; für Großansicht bitte anklicken

Unweit der Stari Most, nur wenige Meter weiter westlich, kann man die Kriva Ćuprija, die krumme Brücke, besichtigen (siehe Bild rechts). Der Legende nach soll Hayreddin das deutlich kleinere Modell über dem Fluss Radobolja zuerst errichtet und so das Konzept des Brückenbaus getestet haben. Weder die genaue Bauzeit noch der Architekt der Kriva Ćuprija sind jedoch bestätigt.

Zerstörung und Wiederaufbau

Am 8. und 9. November 1993 wird die Stari Most im Bosnienkrieg zunächst beschädigt und schließlich zerstört. Die Schuldfrage ist bis heute nicht abschließend geklärt, Amateurvideos zeigen einen Sprengsatz, dem die Brücke nach mehrstündigem Beschuss zum Opfer fiel.

Nach Ende des Krieges wird sich um einen schnellen Wiederaufbau bemüht. Für 15 Millionen, unter anderem von UNESCO und der Weltbank bereitgestellt, kann die Brücke originalgetreu und teils mit den ursprünglichen Bauteilen errichtet und schließlich 2005 feierlich eröffnet werden. Im selben Jahr schafft es das Bauwerk in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe.

Bedeutung

Die Brücke galt und gilt vor allem als Symbol zwischen der Verständigung von Ost und West. Über die Stari Most kommen Christen, Muslime, Kroaten und Serben zusammen, die sich sonst eher im Ostteil bzw. Westteil von Mostar unter sich aufhalten.

Zu beiden Seiten der Brücke erstreckt sich die Altstadt von Mostar. Das Bauwerk war und ist gesellschaftliches und wirtschaftliches Zentrum, heute zudem ein Treffpunkt zahlreicher Touristen.

Alte Brücke (Bos. Stari Most) in Mostar

© Von Mhare , Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5, für Großansicht bitte anklicken

Stari Most

© Von kamerman1960, PixabayPixabay Lizenz; für Großansicht bitte anklicken

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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