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Außergewöhnliche Architektur: Kunsthaus Graz

02.10.2019  — Louisa Behrens.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen – und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe „Außergewöhnliche Architektur“. Heute: das Kunsthaus Graz.

„Auf ins Unbekannte!“ ist auf einer der ersten Skizzen für das Kunsthaus Graz zu lesen.

Das Kunsthaus Graz wurde im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres 2003 erbaut und gilt als neues Wahrzeichen der österreichischen Stadt Graz. Es gehört zum Universalmuseum Joanneum und wurde alleinig für die Ausrichtung internationaler Ausstellungen multidisziplinärer, moderner und zeitgenössischer Kunst seit den 60er-Jahren bis heute konzipiert. Es werden dort keine Kunstwerke gesammelt, keine Dauerausstellungen gemacht und es gibt auch keine Forschungseinrichtung.

Von Marion Schneider & Christoph Aistleitner, Kunsthaus Graz, vom Schloßberg gesehen

Bau

Die Architekten dieses Gebäudes waren Peter Cook und Colin Fournier. Sie nennen das 2003 eröffnete Gebäude auch liebevoll „Friendly Alien“. Und dieser Name kommt nicht von irgendwo. Das Kunsthaus ist dem Design der Blob-Architektur, auch Freiform-Architektur genannt, zuzuschreiben. Diese zeichnet sich durch ihre fließenden, oft gerundeten und biomorphen Formen aus und kann wie in diesem Fall an ein großes, grünes Alien erinnern.

Auch das „Friendly Alien“ weist diese Merkmale auf und hebt sich damit bewusst von der sonst so barocken Dachlandschaft durch seine außergewöhnliche Form ab. Es schließt jedoch an die Fassade des „Eisernen Hauses“ aus 1847 an und erzeugt somit einen noch größeren Kontrast. Auch im Vergleich der Materialien gibt es gewaltige Unterschiede zwischen dem Kunsthaus und der restlichen Stadt. Die herumliegenden Häuser bestehen meist typisch aus roten Ziegelsteinen oder sind klassisch geputzt. Das biomorphe Gebäude jedoch besteht aus warmverformten Kunststoffplatten und einer Bekleidung aus grau-grünem Acrylglas, welche punktförmig an einem wärmegedämmtem Stahlrippenkörper angebracht sind.

Von Thomas Ledl, Kunsthaus Graz, Westseite, CC BY-SA 4.0

In der gewölbten Fassade sind Lichtelemente integriert, durch die die Außenhaut als Bildschirm für bewegte Bilder nutzbar ist. Die „BIX“-Medienfassade – BIX steht für „Big“ und „Pixel“ – ist durch ihre grobe Auflösung und die begrenzte Einsehbarkeit der Randzonen zwar in ihrer Nutzbarkeit beschränkt, ist aber trotzdem vom 750 Meter entfernten Schlossbergplateau ab der Dämmerung auffällig und gut sichtbar. Die Fassade gilt seit ihrer Fertigstellung im Jahr 2003 als eines der wichtigsten Referenzprojekte im Bereich Medienarchitektur.

Innenräume

Das Kunsthaus besitzt mit seiner blauen, organisch geformten Hülle nicht nur ein einzigartiges Äußeres, sondern unterscheidet sich auch im Inneren von üblichen Ausstellungsräumen.

Die Ausstellungsräume haben keinen rechten Winkel und keine weißen Wände, sondern lediglich Hängepunkte, in denen Displays befestigt werden können. Doch gerade das erlaubt ungewöhnliche Ausstellungsinszenierungen.

Die großen Ausstellungsräume Space01 und Space02 des Hauses wurden als Plattformen ohne feste Wände entworfen. Die Räume erschließen sich über die Bewegung, wobei sich dem Blick wechselnde, unvorhersehbare Ansichten und Verbindungen öffnen.

Das besondere Konzept für das Kunsthaus Graz sieht keine permanente Sammlung vor. So kann das Kunsthaus potenziell wie ein Chamäleon agieren und sein Aussehen permanent verändern. Sowohl durch die programmierbare elektronische Fassade, als auch innen, um sich den neuen Bedürfnissen jeder Ausstellung anzupassen.

Von Universalmuseum Joanneum, J.J. Kucek, Kunsthaus Graz, Ausstellungsansicht, CC BY-SA 2.0

Besondere Auszeichnungen

Für die Konzeption und Gestaltung der BIX Medienfassade wurden realities:united Architekten mit zahlreichen internationalen Architekturpreisen ausgezeichnet. Darunter der Goldene Nagel des Art Director Club für Deutschland (2004), der Hans Schaefers Nachwuchsarchitektenpreis vom Bund Deutscher Architekten Berlin (2004) und der Inspire Award der Deutschen T-Com (2005).

Quellen und Hintergründe:

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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