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Arbeitsmarkt Finance: Herausforderungen und Perspektiven

17.07.2012  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Personalberatung TreuenFels.

Themen des Finanz- und Rechnungswesens sind aktueller denn je. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist die Optimierung des Kostenmanagements viel stärker gefragt als in Zeiten des wirtschaftlichen Booms. „In den letzten Jahren rückte in Unternehmen die Kostentransparenz und die Kostenreduktion sehr stark in den Vordergrund", beobachtet Michael Hofmeister, der in seiner Funktion als Interimsmanager viele Unternehmen durch die Krise begleitet hat. Sind Zeiten ökonomischer Flaute damit gleichzeitig gute Zeiten für Finance-Fachkräfte? Diese Frage stellte die Personalberatung TreuenFels mehreren Branchenexperten.

Betrachtet man den Arbeitsmarkt, so ist die Nachfrage nach Buchhaltungsmitarbeitern und Bilanzbuchhaltern ungebrochen hoch. Laut Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC) gibt es in Deutschland rund 100.000 Bilanzbuchhalter. Ungefähr 25.000 von ihnen sind selbstständig tätig. Diese Zahlen sind in den vergangenen Jahren durchweg stabil geblieben. Thomas Schierbecker, stellvertretender Geschäftsführer im Geschäftsbereich Berufsbild der Handelskammer Hamburg, bestätigt: „Der Run auf den Abschluss Bilanzbuchhalter war und ist konstant hoch, trotz der anspruchsvollen Fortbildungsregelungen.“ Die Aspiranten wissen: Bilanzbuchhalter sind gefragt. Auch Nicole Wiegandt, Leiterin der Hamburger Niederlassung der Steuer- und Wirtschaftsfachschule GFS, geht davon aus, dass Bilanzbuchhalter weiter stark gesucht werden: „Wir verzeichnen nicht nur eine gleichbleibend hohe Nachfrage seitens der Teilnehmer, auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sprechen uns inzwischen die Unternehmen direkt an und wollen Fortbildungsteilnehmer abwerben.“

Das sollte jedoch nicht zu der Ansicht verleiten, dass alle Finance-Fachkräfte von Wirtschaftskrisen profitieren. Insbesondere der Arbeitsmarkt der Controller hatte massiv mit den Auswirkungen des Konjunkturrückgangs zu kämpfen. Aufgrund der Abhängigkeit vom Export hinterließ die Rezession in erster Linie beim Verarbeitenden Gewerbe und hier hauptsächlich dem Maschinen- und Anlagenbau, in der Metallindustrie und der Automobilindustrie Spuren. „Das haben auch die Controller schmerzhaft zu spüren bekommen, die in diesen Branchen beschäftigt waren“, erläutert Prof. Dr. Martin Hauser. Hauser ist Vorstand der Controllerakademie AG in Gauting und Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss der International Group of Controlling (IGC). Er kennt die Lage am Markt aus vielen Gesprächen mit Unternehmern und Fortbildungsteilnehmern, aber auch aus Sicht des erfahrenen Praktikers aus langjähriger Controllertätigkeit im Konzernrechnungswesen. „Der Controllerboom, der Ende der 90er Jahre einsetzte, ist spätestens seit der Krise 2008 vorbei. Die Unternehmen haben ihre nicht mehr wertschöpfenden Tätigkeiten reduziert – und das hat leider auch viele Controller getroffen“, beobachtet der Experte. Dennoch sieht Hauser für die Zukunft wieder wachsenden Bedarf an gut ausgebildeten Finance-Fachkräften: „Der Stellenwert von Management- und Controllingsystemen, die ein Steuern der Unternehmen auch unter wechselnden Bedingungen ermöglichen, wächst in Unternehmen aller Größen. Und damit auch der Bedarf an qualifizierten Controllern.“

Lifelong Learning

Bedingt durch die voranschreitende Globalisierung rücken das Finanz- und Rechnungswesen zunehmend ins Zentrum unternehmerischen Handelns. Finance-Fachkräfte sehen sich mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert. Wollen sie wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie sich laufend fortbilden. „Themen wie zum Beispiel Internationale Rechnungslegung (IFRS/IAS), Integration von internem und externem Rechnungswesen, Risiko-Management und -Controlling, Corporate Governance, Rating haben zunehmend an Bedeutung gewonnen und machen kontinuierliche Weiterbildung zur Pflicht“, so Prof. Hauser. Das Tempo, mit denen Betriebe mit Neuordnungen konfrontiert werden, habe angezogen. „Früher hat es häufig noch ausgereicht, wenn ein Bilanzbuchhalter oder Steuerfachangestellter sich im laufenden Geschäft rechtliche Zusatzkenntnisse angeeignet hat. Die internationale Rechnungslegung ist aber ein so spezielles Gebiet, das man ohne Zusatzqualifikation gar nicht beherrschen kann“, erläutert Nicole Wiegandt. Hinzu kommen in immer kürzer werdenden Abständen steuergesetzliche Änderungen, sowohl aus Deutschland als auch der Europäischen Union. Auch der Aufbau interner Prüfungs- und Risikomanagementprozesse bedarf der kompetenten Fachleute. „Die extrem hohen und ständig wachsenden Anforderungen erfordern von Finanzfachkräften einen hohen Grad an Motivation und die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen“, so Weiterbildungsexpertin Wiegandt.

Neues Berufsbild: Der Biltroller

Worauf mussten sich Finance-Fachkräfte in den vergangenen Jahren einstellen – und was erwartet sie künftig? Grundsätzlich lassen sich zwei Entwicklungen beobachten: Die Tätigkeitsfelder haben sich ausdifferenziert und die Disziplinen nähern sich an. Dass die Schnittmenge zugenommen hat, beobachtet auch Michael Hofmeister: „Rechnungswesen und Controlling kann man nicht mehr voneinander trennen, sie müssen Hand in Hand arbeiten“, so der Interim-Manager. „DEN“ Bilanzbuchhalter gibt es nicht mehr. Je nach Größe, Branche und Organisation eines Unternehmens arbeiten Bilanzbuchhalter in unterschiedlichen Schwerpunkten. Generalisten erfüllen in klein- und mittelständischen Unternehmen mittlerweile häufig Aufgaben, die weit in den Steuerungszusammenhang des Unternehmens hineinreichen. Im engen Kontakt mit der Geschäftsleitung werden sie beratend tätig, vielfach übernehmen sie Aufgaben des Controllings. Um dieser Schnittstellenaufgabe gerecht zu werden, hat der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller (BVBC) den Vorschlag entwickelt, ein neues Berufsbild zu schaffen, den „Biltroller“. Mit zunehmender Unternehmensgröße werden Bilanzbuchhalter hingegen eher als Spezialisten tätig. In Großunternehmen nehmen sie häufig Leitungsaufgaben im Konzernrechnungswesen wahr.

Von der Kostenreduktion zur Wachstumsstrategie

Auch Aufgaben und Funktion von Controlling haben sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Controller beschäftigen sich schon längst nicht mehr ausschließlich mit reiner Kostenrechnung und Optimierungsmöglichkeiten. Von der Auswertung von Finanz- und Ergebniswerten verlagert sich die Tätigkeit der Controller nun auf die Betrachtung von Frühindikatoren wie Kundenwerte, Innovations- und Mitarbeiterpotenziale. „Controlling ist heute keine Betriebsabrechnung. Vom Controller wird neben der Planung selbstverständlich auch das Monitoring und die Analyse der gelieferten Ergebnisse oder Zahlen mit einer zielgerichteten Entscheidungsvorbereitung erwartet“, erläutert Hans-Joachim Thomas, Mitglied des Management Teams der Beiersdorf Shared Services GmbH (BSS). Die eigenständige Gesellschaft innerhalb der Beiersdorf Gruppe ist der internationale Partner rund um die IT und das Accounting von Beiersdorf Gesellschaften in über 75 Ländern. Hans-Joachim Thomas verlangt von Controllern vor allem solide handwerkliche Kenntnisse in der Betriebswirtschaft und ERP/SAP System(-Anwendungskenntnisse). Der Controller müsse verstehen, was sich im Unternehmen abspiele. „Was sagt mir eine Zahl, welche Aussage trägt sie in sich, wie passt sie zum Plan, wie gehe ich damit um?“, das sind laut Hans-Joachim Thomas entscheidenden Fragestellungen, die ein Controller beherrschen muss. Auch Martin Hauser beobachtet eine Vielzahl von Aufgaben, die Finance-Fachkräfte hinzugewonnen haben: „In den letzten 10 Jahren sind viele Themen aus dem externen Rechnungswesen dazugekommen, mit denen sich heute auch Controller auseinandersetzen müssen“, erläutert Hauser. Controller könnten nicht mehr nur auf reine Kostensenkung setzen, sondern müssten Wachstumsstrategien unterstützen, so der Experte. Dazu gehöre auch die immer bedeutendere Aufgabe des Risikomanagements.

Operatives und Strategisches Controlling

Wie sehen die Perspektiven für Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen sowie Controlling aus? Die fachlich-inhaltlichen Aufgaben von Controllern werden weiter eng an die zunehmende Internationalisierung von Unternehmen gekoppelt sein. Auf dem Markt kann man zwei sich wechselseitig bedingende Entwicklungen beobachten. Auf der einen Seite wird Controlling zur Steuerungsaufgabe: Der Controller muss künftig verstärkt in der Lage sein, das Unternehmen als Ganzes zu betrachten und zu überblicken. Dazu gehört das Erfassen des komplexen Zusammenwirkens betrieblicher Abläufe und die Einbeziehung interner und externer Einflüsse. „Die Aufgabe des Controllers besteht vor allem darin, die Prozesse effizient auszurichten und mit anderen Teams funktionsübergreifend zusammenzuarbeiten“, erläutert Michael Hofmeister. Andererseits differenzieren sich die Funktionen mit der Dezentralisierung des Controllings zunehmend aus. Controller können sich in zwei Richtungen spezialisieren: Im Bereich Operatives Controlling können sie im Spartencontrolling oder Controlling einzelner Fachbereiche tätig werden. Im Strategischen Controlling beschäftigen sie sich mit Beteiligungscontrolling, Risikomanagement und dem zentralen Controlling.

Luft nach oben

Dass auch kleine und mittelständische Unternehmen wachsend den Nutzen eines effizienten Controllings erkennen heißt jedoch nicht, dass sich alle Unternehmen bereits der Aufgabe gestellt haben, Management- und Controllingsysteme zu entwickeln oder zu nutzen. Es ist also Luft nach oben – und damit bestehen gute Aussichten für Controller. „Unternehmenssteuerung via Controlling wird sich auch in KMUs in den nächsten Jahren noch stärker etablieren und damit auch den Bedarf nach Controlling-Qualifikationen sowohl für die Controller als auch für die Betriebswirte erhöhen“, ist sich Prof. Martin Hauser sicher. Auch wenn die Arbeitsmarktperspektiven für Controller in bestimmten Branchen durch die Rezession zurückgegangen sind, die Talsohle scheint durchschritten. Hauser sieht einige Branchen, die Wachstum versprechen – und damit auch interessante Perspektiven für Controller. „Insbesondere in der öffentlichen Verwaltung besteht ein großer Nachholbedarf. Das erkennt man langsam – und so wird es dort auch zunehmend Stellen für Controller geben“, so Hauser.

Auch die Berufsperspektiven für angestellte und selbstständige Bilanzbuchhalter werden sich in Zukunft noch verbessern. Die Wichtigkeit, die der Bilanzbuchhalter genießt, ist aus Expertensicht auch künftig ungebrochen. Wenn sich der Trend fortsetzt und die Schnittstelle zwischen Bilanzbuchhaltung und Controlling weiter wächst, könnte sich insbesondere in KMUs die Entwicklung hin zum „Biltroller“ weiter fortsetzen.

Bilanzbuchhalter im Wettbewerb zu Steuerberatern

Im Zuge einer zunehmenden Liberalisierung in der Steuerberaterbranche werden Bilanzbuchhalter einen wachsenden Verantwortungsbereich gewinnen. Bilanzbuchalter sollen künftig auch Aufgaben übernehmen dürfen, die bisher ausschließlich Steuerberatern vorbehalten waren. Diesen Trend bestätigt auch Andreas Schröder von C4B-Team, einem Beratungsunternehmen für die Prozessoptimierung in Rechnungswesen und Controlling. „Bilanzbuchhalter sind inzwischen zu einem ernstzunehmenden Wettbewerber für jene Steuerberater geworden, die ihren Schwerpunkt immer noch auf Finanz- und Lohnbuchhaltung haben“, erklärt der Berater.

Neben Fachkompetenz werden Soft Skills immer wichtiger

Durch die sich stetig verändernden Vorgaben und die steigenden Informationsbedürfnisse des Kapitalmarktes wächst der Druck auf das Finanz- und Rechnungswesen, unterschiedlichste Daten möglichst schnell und dennoch qualitativ hochwertig intern bereitzustellen und extern zu veröffentlichen. Tagesaktuelle Informationen, nicht erst am Monats- oder Quartalsende – diese Entwicklung zeichnet sich schon seit längerem ab. „Sicher und schnell Daten zur Verfügung zu haben, und damit fundiert Entscheidungen vorbereiten zu können ist entscheidend“, beschreibt Hans-Joachim Thomas von der BSS. Bilanzbuchhalter und Controller brauchen deshalb solide Kenntnisse von modernen informationstechnisch gestützten Managementinformations- und Datenbanksystemen. Auch die Beherrschung neuer Formen der Arbeits- und Prozessorganisation, wie zum Beispiel das Projektmanagement, nimmt laut Thomas in der Tätigkeit der Finance-Fachkräfte künftig mehr Raum ein.

Mit Zunahme der fachlichen Aufgaben sind auch die Anforderungen an die persönlichen und sozialen Kompetenzen gestiegen. „Eine Zahlen- und IT-Affinität geht nicht unbedingt einher mit guten Kommunikationsfähigkeiten“, weiß Prof. Hauser. Persönlichkeitsbildung wird deshalb immer wichtiger, um mittelfristig Erfolg zu haben. „Finanzfachkräfte tun gut daran, auch ihre Soft-Skills weiterzuentwickeln“, rät Nicole Wiegandt. Auch Hans-Joachim Thomas ist sich sicher: „Kommunikative Fähigkeiten, die die Kompetenz der Person unterstützen, sind für eine erfolgreiche Finanzfachkraft unerlässlich“. Die gewandelte Rolle innerhalb der Unternehmensstruktur erfordert auch ein hohes Maß an Durchsetzungsfähigkeit. Ohne Führungsverständnis und -fähigkeiten können Mitarbeiter diese Aufgabe nicht mehr ausfüllen. Einher mit der Internationalisierung geht die sichere Anwendung von Fremdsprachen. Fließendes Englisch ist in den meisten Bereichen Grundlage für eine erfolgreiche Tätigkeit. Über das Beherrschen einer oder mehrerer Fremdsprachen hinaus gewinnt eine weitere Eigenschaft zunehmend an Bedeutung: Insbesondere in internationalen Projekten sind die Mitarbeiter auch gefordert, sich im internationalen Umfeld sicher zu bewegen und kultursensibel zu verhalten. Entscheidend für eine erfolgreiche Karriere im Rechnungswesen ist also das Lifelong-Learning – das ständige Arbeiten am Qualifikations-, Kompetenz- und Erfahrungsprofil und die Bereitschaft zur Persönlichkeitsentwicklung. Derart gut gerüstet können Finance-Fachkräfte optimistisch in die Zukunft blicken.

Eine weitere aktuelle Umfrage zum Thema, die von der Personalberatung TreuenFels durchgeführt wurde, finden sie hier »

Über TreuenFels:
Die Personalberatung TreuenFels ist spezialisiert auf die Rekrutierung und Auswahl von Fach- und Führungskräften im Finanz-, Rechnungs-, Bank- und Versicherungswesen sowie im Controlling. Von der Personalberatung über Projekt- und Interim Management, Personalvermittlung und Premium-Zeitarbeit bietet die Treuenfels GmbH sowohl temporäre als auch permanente Personallösungen. Gegründet wurde TreuenFels 1999 von Bernhard von Treuenfels, Inhaber des Unternehmens mit Hauptsitz in Hamburg. Geschäftsführerin ist seit 2008 Doris Mailänder. Mehr über TreuenFels unter: www.treuenfels.com   Kontakt:
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