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Altersvorsorge: Deutschland vorne mit dabei

07.11.2018  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Mercer Deutschland GmbH.

Im Vergleich von 34 Altersvorsorgesystemen weltweit belegt Deutschland im Hinblick auf den Faktor Angemessenheit erstmals den 1. Platz. In der Gesamtbewertung liegt Deutschland auf Rang 13 (66.8 Punkte). Dies sind die Ergebnisse des Melbourne Mercer Global Pension Index (MMGPI).

Die alternde Bevölkerung stellt nach wie vor eine Herausforderung für die Regierungen weltweit dar. Politische Entscheidungsträger kämpfen damit, die finanzielle Sicherheit für ihre Rentner so zu gestalten, dass sie sowohl für den Einzelnen angemessen als auch für die Wirtschaft nachhaltig ist.

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Im Index erreichen die Niederlande und Dänemark A-Noten (80.3 und 80.2 Punkte) und sind damit am besten auf die Herausforderungen der älter werdenden Bevölkerung vorbereitet.

Deutschland belegt erstmals Platz 1 im Hinblick auf Angemessenheit

In der Gesamtbewertung konnte sich Deutschland von 63.5 auf 66.8 Punkte verbessern. Beim Sub-Index Angemessenheit erreichte das deutsche Altersvorsorgesystem 79.9 Punkte (2017: 76.5 Punkte) und damit den ersten Rang. Dies ist vor allem auf zwei Gründe zurückzuführen: die Umstellung der Berechnungsmethode der OECD zur Ermittlung der Nettoersatzrate1 sowie den neu in die Studie aufgenommenen Indikator Verschuldung privater Haushalte.

„Dass Deutschland im Bereich Angemessenheit so gut bewertet wird, zeigt deutlich, dass unser Altersvorsorgesystem mit seinen drei Säulen theoretisch sehr gut aufgestellt ist. Aufgrund des Betriebsrentenstärkungsgesetzes, das seit Januar 2018 in Kraft getreten ist, sind viele positive Aspekte nun auch im Gesetz verankert“, erklärt Achim Lüder, CEO Mercer Deutschland. „Das Gesetz muss jetzt aber mit Leben gefüllt werden. Die prognostizierte Rentenlücke ist und bleibt hoch. Der Staat, aber auch die Arbeitgeber sind dazu aufgerufen, mit den Menschen in den Dialog zu treten und sie nicht nur über die Notwendigkeit der betrieblichen und privaten Vorsorge aufzuklären, sondern sie auch dabei zu unterstützen.“

Beim Sub-Index Nachhaltigkeit landet Deutschland mit 44.9 Punkten im unteren Mittelfeld. Der demografische Wandel, aber auch die wachsende Gig Economy stellen die Altersvorsorge auf die Probe. Immer mehr Menschen suchen den Weg in die Selbstständigkeit, arbeiten auf Freelancer-Basis oder projektweise im Ausland. Darüber hinaus stehen Elternzeiten, Auszeiten und regelmäßige Jobwechsel auf der Tagesordnung. „Diese gebrochenen Erwerbsbiografien müssen berücksichtigt werden. Vor allem Frauen geraten sonst finanziell ins Hintertreffen. Unser Altersvorsorgesystem reflektiert diese Entwicklungen noch viel zu wenig. Wir haben mittlerweile einen absoluten Arbeitnehmermarkt. Wer seinen Mitarbeitern innovative und flexible Lösungen für die Vorsorge bietet, schafft klare Wettbewerbsvorteile“, so Lüder weiter.

Weitere Empfehlungen, die sich aus den Studienergebnissen ergeben:

  • Ergänzung des umlagefinanzierten Systems durch kapitalgedeckte Modelle
  • Anhebung der Mindestrenten für Niedriglohn-Rentner
  • Weitere Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
  • Verbesserung der Kommunikation an die Leistungsempfänger
  • Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung.

Angemessenheit auf Kosten der Nachhaltigkeit

Die Ergebnisse zeigen deutlich das wachsende Spannungsverhältnis zwischen Angemessenheit und Nachhaltigkeit in vielen Ländern. Dies wird besonders offensichtlich bei der Betrachtung der europäischen Ergebnisse. Dänemark, die Niederlande und Schweden erreichen A- oder B-Noten sowohl für Angemessenheit als auch für Nachhaltigkeit, während Österreich, Italien und Spanien eine B-Note für Angemessenheit, aber eine E-Note für Nachhaltigkeit erhalten, was auf einen Reformbedarf hinweist.

Dr. David Knox, Autor der Studie und Senior Partner bei Mercer Australien, erklärt, dass eine wichtige Voraussetzung für ein erstklassiges Rentensystem darin besteht, das richtige Gleichgewicht zwischen Angemessenheit und Nachhaltigkeit zu finden.

„Dies ist für die Politik eine echte Herausforderung“, so Dr. Knox. „Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass ein System, das kurzfristig sehr großzügige Leistungen erbringt, nachhaltig ist. Ebenso erbringt ein System, das über viele Jahre hinweg nachhaltig ist, wahrscheinlich eher bescheidene Leistungen. Die Frage ist: Was ist ein angemessener Kompromiss?“

Wie in Abbildung 1 dargestellt, sollte für alle Systeme erwogen werden, die Strategie so anzupassen, dass sie sich in Richtung des oberen rechten Quadranten bewegen. Durch die Studie können politische Entscheidungsträger die Eigenschaften führender Systeme verstehen und Wege finden, ihre eigenen Systeme zu verbessern.

Dr. Knox fügt hinzu, dass es nicht ausreiche, wenn ein System nachhaltig oder angemessen sei. Ein neuer Aspekt in der Debatte darüber, was ein Weltklassesystem ausmacht, ist die Abdeckung der Bevölkerung. „In einigen Ländern wurde eine breite Abdeckung durch obligatorische betriebliche Altersversorgung oder durch Opt-out-Systeme erreicht“, sagt er. „Angesichts der weltweiten Veränderungen der Arbeitswelt müssen wir jedoch sicherstellen, dass diese Systeme alle Erwerbstätigen einbeziehen, damit die gesamte Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter für die Zukunft spart. Dazu gehören Unternehmer, Selbständige und alle, die eine Einkommensunterstützung erhalten – beispielsweise während der Elternzeit oder aufgrund von Erwerbsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit.“

David Anderson, President International bei Mercer, fügt hinzu, es sei ein positiver Schritt sei, dass viele Regierungen angesichts der steigenden Lebenserwartung Rentenreformen in Angriff nähmen. „Die entwickelten Volkswirtschaften sind sich der demografischen Herausforderungen ihrer Rentensysteme seit geraumer Zeit bewusst. Es ist erfreulich, dass nun auch viele Regierungen in wirtschaftlich weniger entwickelten Staaten die gleichen Trends in ihrer eigenen Bevölkerung erkennen und Maßnahmen ergreifen, um die Systeme langfristig nachhaltiger zu gestalten“, so Anderson.

„Die alternde Bevölkerung, die hohe Staatsverschuldung in einigen Ländern und der globale Wettbewerb um Steuersenkungen schränken die Fähigkeit einiger Länder ein, die Sicherheit des Alterseinkommens zu verbessern. Der MMGPI mit seinen einzigartigen Daten aus mittlerweile einem Jahrzehnt und die damit verbundene Forschung können Planern und Politikern wertvolle globale Vergleichsinformationen für ihren Weg in die Zukunft liefern“, erläutert Professor Deep Kapur, Direktor des Australian Centre for Financial Studies.

Wie sieht die Zukunft aus?

ür einige Altersvorsorgesysteme ist der Weg zu langfristiger Nachhaltigkeit steiler als für als andere – je nachdem, wo sie gerade stehen. Dennoch kann jedes Land Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen. Auch wenn es nie ein perfektes System geben wird, lassen sich „Best Practice“-Prinzipien ableiten. Die Länder sollten darüber nachdenken, entsprechende politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese Prinzipien in die Tat umsetzen zu können.

Der Index wurde in diesem Jahr um Hongkong, Peru, Saudi-Arabien und Spanien erweitert. Insgesamt werden 34 Altersvorsorgesysteme anhand von mehr als 40 Indikatoren miteinander verglichen, um ihre Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität zu messen. Dieser Ansatz unterstreicht einen wichtigen Zweck des Index – den Vergleich verschiedener Systeme weltweit, die sich durch eine Reihe von Gestaltungsmerkmalen und ihre unterschiedlichen Kontexte und Kulturen auszeichnen.

Melbourne Mercer Global Pension Index nach Zahlen

Der diesjährige Index zeigt, dass viele nordwesteuropäische Länder bei der Entwicklung erstklassiger Altersvorsorgesysteme weltweit führend sind. Die Niederlande mit einem Gesamtergebnis von 80.3 schlugen Dänemark um 0.1 Punkte und landeten auf dem ersten Platz – den Dänemark zuvor sechs Jahre in Folge innehatte. Finnland verwies Australien (72.6) mit 74.5 auf den vierten und Schweden (72.5) auf den fünften Platz.

„Der Index ist eine wichtige Referenz für politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt, um von den angemessensten und nachhaltigsten Systemen zu lernen“, sagt Dr. Knox. „Wir wissen, dass es kein perfektes System gibt, das universell einsetzbar ist. Aber es gibt viele gemeinsame Merkmale, die für Verbesserungen genutzt werden können."

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