Umfrage unter LSBTIQ*-Lehrpersonal in Deutschland

16.11.2017  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Vier von zehn Lehrkräften gehen offen mit ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität um. Jede_r Dritte erlebt Diskriminierung. 43,5 Prozent der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren (LSBTIQ*) Lehrkräfte in Deutschland gehen an ihrer Schule offen mit ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität um; etwa ebenso viele (43,6 Prozent) sprechen explizit nicht darüber.

Das ist Ergebnis einer Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes unter mehr als 830 Lehrkräften, die sich selbst im Spektrum LSBTIQ* verorten. Gründe für den nicht offenen Umgang sind meist Angst vor Respektverlust, Ausgrenzung oder Unsicherheit. Insgesamt haben knapp ein Drittel der befragten Lehrkräfte innerhalb der letzten 24 Monate Diskriminierungen anhand ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität erlebt.

Von Diskriminierungserfahrungen berichten die befragten Lehrkräfte hingegen signifikant seltener, wenn sie von ihrem Arbeitgeber über den Schutz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes aufgeklärt wurden, wenn es an ihrer Schule eine Beschwerdestelle gibt und wenn sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in den offiziellen Lehrplänen als Thema verankert ist. „Es ist wichtig, sexuelle Vielfalt zu einem Querschnittsthema in allen Fächern zu machen“, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse. „Bildungspläne, wie es sie etwa in Baden-Württemberg bereits gibt, sind ein gutes Mittel, um wirklich eine Veränderung anzustoßen.“

Die Befragung zeigt auch: Vier von zehn LSBTIQ*-Lehrkräften sind zufriedener mit dem Arbeitsplatz, seit sie sich für ein Coming Out entschieden haben. Mehr als 96 Prozent würden sich erneut für einen offenen Umgang entscheiden.

„Schulen sind zentrale Orte, um alles über gesellschaftliche Vielfalt zu lernen und ihr mit Respekt und Akzeptanz zu begegnen“, sagte Lüders. „Die Ergebnisse der Studie zeigen einmal mehr, dass es sich lohnt, sich für Diskriminierungsschutz an Schulen einzusetzen – davon profitieren nicht nur die Beschäftigten, sondern auch Schülerinnen und Schüler.“

Insgesamt bewerten die Befragten das Schulklima an ihren Arbeitsstellen überwiegend positiv. Allerdings gaben neun von zehn an, in den vergangenen 12 Monaten LSBTIQ*-feindliche Beschimpfungen oder Äußerungen von Schülerinnen und Schülern gehört zu haben. Die Hälfte der Lehrkräfte gibt überdies an, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt nicht offizieller Bestandteil der Lehrpläne ihrer Schule sind.

Die Befragung wurde im Rahmen eines Fachgesprächs der Antidiskriminierungsstelle, „Sexuelle Identität am Arbeitsplatz: Branchenübergreifend und im Arbeitsumfeld Schule“, in Berlin vorgestellt. Die Stichprobe umfasst 835LSBTIQ*-Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter 336 schwule, 310 lesbische, 110 bisexuelle, 28 trans* und 8 intergeschlechtliche Personen. Bedingt durch die Stichprobenziehung ist die Studie nicht repräsentativ, liefert aber exemplarisch Hinweise darauf, welche Erfahrungen LSBTIQ*-Lehrkräfte in Schulen in Deutschland machen.





Newsletter:

dasGleichstellungs­wissen aktuell

Praxistipps zu Rechtsfragen, Frauenförderung und Gleichstellung

Aktuelle Ausgabe Jetzt abonnieren
nach oben