20.11.2013 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung.
Zu diesem Schluss kommen die Politikwissenschaftler/innen Prof. Dr. Lars Holtkamp und Dr. Elke Wiechmann der FernUniversität in Hagen in ihrem dritten Genderranking, das sie im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung aufstellten. Gegenüber den Vorgänger-Studien in den Jahren 2008 und 2010 sind leichte Fortschritte hinsichtlich der Geschlechtergerechtigkeit in Kommunen zu verzeichnen.
Für das Ranking ermittelten die Wissenschaftler/innen Daten aus den 79 Großstädten über 100.000 Einwohner/innen und untersuchten den Anteil der Frauen an Ratsmandaten, Ausschussvorsitzen, Fraktionsvorsitzen, Dezernatsleitungen und dem Oberbürgermeisteramt. Die Daten wurden in einem Genderindex gewichtet. Knapp 14% der Oberbürgermeisterämter sind von Frauen besetzt, 2010 waren es 12,7%. Leichte Steigerungen in dieser Größenordnung verzeichneten die Politikwissenschaftler/innen der FernUniversität in Hagen ebenfalls für alle weiteren Positionen – allerdings auf niedrigem Niveau. Frauen stellen 23,6% der Dezernatsleitungen (2010: 19.9%), knapp 21% der Fraktionsvorsitze (2010: 18.,9%) und rund 25% der Ausschussvorsitze (2010: 22,4%). Lediglich in den Stadträten liegt der weibliche Anteil bei 33,4% (2010: 32,9%).
Den Spitzenplatz im 3. Genderranking nimmt die Stadt Trier ein, die in der ersten Studie von 2008 noch auf Platz 47 rangierte. Mittlerweile sind 45,5% Frauen im Trierer Stadtrat vertreten. „An dieser Stelle übererfüllen die Quotenparteien SPD und Grüne ihr Soll“, erläutert Holtkamp. Obwohl der Oberbürgermeister ein Mann ist, setzt sich ansonsten die Geschlechterparität bis in die Spitzenämter fort: 50% der Fraktionsvorsitze und zwei Drittel der Dezernate sind in weiblicher Hand. Die Mainmetropole Frankfurt, die die ersten beiden Städtevergleiche angeführt hat, hält sich in der Spitzengruppe auf dem 2. Platz, während die vorige Zweitplatzierte, die Landeshauptstadt Stuttgart, wieder um 24 Plätze abgestürzt ist.
Den letzten Platz in der Studie besetzt die Stadt Magdeburg. Hier finden sich fast keine Frauen in den kommunalpolitischen Ämtern. Alle Dezernenten und Fraktionsvorsitzenden sind Männer, von 13 Ausschussvorsitzen sind 12 mit Männern besetzt. „Es ist schwer vorstellbar, dass sich in einer Landeshauptstadt keine politisch interessierten Frauen finden“, kommentiert Holtkamp.
Sabine Drewes von der Heinrich-Böll-Stiftung, die die Studie in Auftrag gegeben hat, erhofft sich von dem Ranking eine Auftrieb für Frauenkandidaturen im Superkommunalwahljahr 2014. In 11 Bundesländern, in NRW, Baden-Württemberg, Saarland und den ostdeutschen Bundesländern werden neue Stadtparlamente gewählt. „Wir hoffen, durch den Städtewettbewerb ein bisschen Druck auf die Parteien auszuüben, ihre Listen prominent mit Frauen zu besetzen“, so Drewes. Außerdem ist sie mit Holtkamp einig: „Wir brauchen die Quote im Kommunalwahlrecht“. Die Parteien mit den höchsten Frauenanteilen an Führungspositionen sind Bündnis90/Die Grünen und – mit etwas Abstand – die SPD und die Linke. Bei diesen Parteien gelten interne Quoten zur Besetzung von Ämtern. CDU und FDP verzichten auf Quotenlösungen und können nur wenige Spitzenfrauen vorweisen.
Hinweis: Die vollständige Studie "Genderranking deutscher Großstädte 2013" erscheint in wenigen Tagen. Das Kapitel "Ergebnisse des dritten Genderrankings deutscher Großstädte" mit einer Rankingtabelle und einer kurzen Einführung kann bereits jetzt heruntergeladen werden.
Download: Ergebnisse des dritten Genderrankings deutscher Großstädte
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