Die Pride-Parade in Taipeh 2023

08.11.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Jedes Jahr ziehen am letzten Samstag im Oktober tausende Menschen durch die Straßen Taipehs. Auch dieses Jahr war die Pride-Parade ein echtes Spektakel. Fast 180.000 Menschen versammelten sich in der taiwanesischen Hauptstadt, um für Gleichberechtigung und die Rechte der LGBTQ+-Community zu demonstrieren.

Unter dem Motto „Eintreten für Vielfalt“ ging es durch die Stadt. Die sogenannte „Taiwan LGBT+ Pride“ ist die größte Demonstration ihrer Art in Ost-Asien. Erstmals fand sie 2003 statt. 2012 wurde die „Taiwan Rainbow Civil Action Association” ins Leben gerufen, um die Organisation der Demonstration zu verwalten.

Anders als in vielen anderen Teilen Asiens unterstützt die Regierung die Parade. Als Stellvertreter der Regierung nahm Vizepräsident Lai Ching-te von der Demokratischen Fortschrittspartei an der Demonstration teil. Lai gilt als Favorit für die im Januar 2024 anstehenden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Zwar waren keine weiteren Präsidentschaftskandidaten anwesend, insgesamt waren jedoch sieben Parteien mit eigenen Blöcken bei der Parade vertreten.

Als erstes Land Asiens öffnete Taiwan 2019 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Die Gesetzesänderung war das Ergebnis jahrelanger Bemühungen von NGOs und lokalen Regierungen, die sich für LGBTQ-Rechte einsetzten. Im Mai 2023 verabschiedete das Parlament außerdem eine Gesetzesänderung, die gleichgeschlechtlichen Paaren die gemeinsame Adoption ermöglicht. Die liberale Haltung steht in starkem Kontrast zu anderen asiatischen Ländern.

Zum Beispiel bleibt in China, trotz der Entkriminalisierung von Homosexualität im Jahr 1997, kaum Platz für ein Leben jenseits traditioneller Familienwerte. Seit dem Amtsantritt von Xi Jingping ist das Leben für queere Menschen in China schwerer geworden. Queere Charaktere (oder solche, die queer wirken könnten) werden aus Serien und Filmen gestrichen. Die Bemühungen um die Rechte und das Wohlbefinden der LGBTQ-Community werden mitunter bewusst unterdrückt. Im Mai diesen Jahres lösten chinesische Behörden sogar eine Organisation auf, die medizinische und psychologische Unterstützung für die LGBTQ-Community organisierte.

Singapur hob 2022 ein Gesetz auf, das den gleichgeschlechtlichen Sex von Männern unter Strafe stellte, die gleichgeschlechtliche Ehe bleibt dort jedoch nach wie vor verboten. In Japan und Südkorea wird zumindest über die Zulassung der gleichgeschlechtlichen Ehe diskutiert. Erlaubt ist sie jedoch noch nicht.

Auch in Taiwan gibt es noch eine Menge Arbeit zu tun, bis die LGBT-Community vor Ort vollständige Gleichberechtigung erfährt. Die Pride-Parade in Taipeh setzt sich jedes Jahr dafür ein.

Lai X-Post

Wir sollten niemals Angst davor haben müssen wir selbst zu sein. Heute feiern wir in Taiwan LGBT-Pride. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, doch in Asien sind wir führend bezüglich des Eherechts und der Geschlechtergleichstellung. Das ist etwas, auf das alle Taiwanerinnen und Taiwaner stolz sein können,“ postete Lai Ching-te vor drei Jahren anlässlich der Parade auf der Plattform Twitter (heute X). Sollte er gewählt werden, wäre es spannend zu sehen, ob und wie er die Rechte der LGBT-Community verbessern wird.

Wenn Sie sehen möchten, wie die Pride-Parade dieses Jahr in Taipeh aussah, empfehlen wir den kurzen Bericht des Fernsehsenders TaiwanPlus News, der auch die Motive einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer thematisiert.

Newsletter:

dasGleichstellungs­wissen aktuell

Praxistipps zu Rechtsfragen, Frauenförderung und Gleichstellung

Aktuelle Ausgabe Jetzt abonnieren
nach oben