Wirtschaftsprüferkammer fordert Überarbeitung der IFRS

08.12.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Wirtschaftsprueferkammer.

Verbesserungbedarf bei Verständlichkeit und Handhabbarkeit der IFRS // Fair-Value-Bilanzierung auf dem Prüfstand

Die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) anerkennt den wertvollen Beitrag des International Accounting Standards Board (IASB) zur weltweiten Harmonisierung der Rechnungslegung durch die Veröffentlichung von qualitativ hochwertigen Rechnungslegungsstandards (IFRS) für kapitalmarktorientierte Unternehmen. Die WPK fordert aber eine Überarbeitung der bestehenden IFRS mit folgenden Zielsetzungen im Hinblick auf die bessere Prüfbarkeit der Abschlüsse:

  • Angemessene Verständlichkeit und Komplexität sowohl der Regelungen selbst als auch der verwendeten Ausdrucksweise (sprachliche Formulierung)
  • Handhabbarkeit/Praxistauglichkeit der Regelungen und des Umfangs der Anhangangaben
  • Einschränkung der Gestaltungsspielräume, beispielsweise in der Fair-Value-Bilanzierung

In ihrer Stellungnahme vom 21. November 2011 zur Agenda Consultation 2011 des IASB benennt die WPK eine Reihe von Kritikpunkten an den IFRS und an der Arbeitsweise des IASB, darunter folgende:

  • Die hohe Anzahl der bislang veröffentlichten sowie der für die Zukunft geplanten Verlautbarungen führt dazu, dass sich die IFRS kontinuierlich im Zustand des Wandels befinden. Es besteht die Gefahr, dass die Vergleichbarkeit der Abschlüsse und das Verständnis der Standards bei Bilanzerstellern und -adressaten leiden.
  • Verbesserungsbedarf sieht die WPK bei der Verständlichkeit und Handhabbarkeit der IFRS. Sicher spiegelt sich in der Rechnungslegung die Komplexität der abzubildenden Umwelt wider. Gefragt sind an dieser Stelle aber insbesondere praxistaugliche Lösungen und nicht die Anwendung des jeweils akademisch fundiertesten Abbildungsmodells. So hat beispielsweise die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) im Rahmen ihres Enforcements der Rechnungslegung kapitalmarktorientierter Unternehmen für 2010 erneut und wiederholt den Umfang und die Komplexität der IFRS als eine wesentliche Hauptursache für Fehler identifiziert.
  • Ebenfalls Gegenstand deutlicher WPK-Kritik ist die Vielzahl von Gestaltungsspielräumen, die sich aufgrund unbestimmter Begrifflichkeiten in den Standards, expliziter Wahlrechte sowie insbesondere der Bilanzierung zu Fair Values ergeben. So sind Marktwerte grundsätzlich nur für einen Teil der zu Fair Values zu bilanzierenden Vermögenswerte verfügbar. Bei Einsatz von Bewertungsmodellen sind die zugrunde zu legenden Prognosen letztlich kaum objektivierbar. Durch die Justierung der „Stellschrauben“ wird nicht der Fair Value, sondern eine Bandbreite an „möglichen Werten“ berechnet.

Die genannten Kritikpunkte führen aus Sicht der WPK zu erschwerter Prüfbarkeit der IFRS-Abschlüsse und als Folge zu hohen Fehlerquoten bei IFRS-Konzernabschlüssen. Prominentes Beispiel für die Gestaltungsspielräume ist aus Sicht der WPK die unterschiedliche Abschreibungspraxis auf Griechenland-Anleihen bei europäischen Finanzinstituten.

Nur die Bereitstellung verlässlicher und relevanter Informationen trägt dazu bei, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Finanzberichterstattung zu verbessern und das Funktionieren der Kapitalmärkte zu unterstützen.

Quelle: Wirtschaftsprüferkammer

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