Siri, wie hoch ist der Eiffelturm? Künstliche Intelligenz und Bibliotheken (2)

03.08.2017  — Andreas Mittrowann.  Quelle: Globolibro.

Wenn wir uns vorstellen, dass Roboter und Künstliche Intelligenz in vielleicht zehn Jahren bereits wesentliche Teile unsere Lebens durchdrungen haben oder sogar bestimmen werden, welche Rolle kommt dann noch Bibliotheken zu?

Kristin Whitehair – die Bibliothekarin für E-Ressourcen an der Johnson County Library in Kansas (USA) – hat in einem Fachbeitrag vom vergangenen Jahr ausgeführt, dass viele Alltagsfragen natürlich bereits jetzt von digitalen Assistenten beantwortet werden. So ist es kein Problem für „Siri“ vom Apple-Konzern, eine direkte Antwort auf die Frage nach der Höhe des Eiffelturms zu geben. Früher waren dafür das heimische Brockhaus-Lexikon oder der Gang in die Stadtbibliothek unabdingbar. Gründe sind unter anderem die deutlichen Fortschritte der vergangenen Jahre bei der Anwendung natürlicher Sprache, Mustererkennung und dem Aufbau komplexer Expertensysteme.

Die Renaissance des Raums in vielen Bibliotheken und die gestiegene Bedeutung als Dritter Ort machen ganz klar deutlich, dass die Beantwortung von Sachfragen auch nicht der künftige Fokus der bibliothekarischen Mission sein wird – entscheidend werden die Verbindungen zwischen den Menschen sein, so führt Whitehair aus : „(…) what is lacking is the human connection. Inherent in AI’s name is that the intelligence is artificial, not human. Libraries can connect people to information and, more importantly, to other people. A book group connects patrons with a similar interest. Hobby groups act similarly. We see these connections being made daily in public libraries.

Fast noch spannender sind natürlich die Jahre und Entwicklungen, die direkt vor uns liegen. In dieser Zeit wird es zu vielfältigen Formen der engen Zusammenarbeit von Menschen und Künstlicher Intelligenz kommen, so Tolga Kurtoglu – der Geschäftsführer von PARC (früher XEROX PARC) – in einem kürzlich geführt Interview mit der Website „recode“. Seine Firma arbeitet bereits in verschiedenen Projekten an diesen neuen Formen der Interaktion. Erfolgskritisch sei dabei, dass der Mensch an die KI nicht nur Fragen oder Befehle richte, sondern diese auch Rückfragen stelle oder selbst Vorschläge mache. Im Bibliotheksbereich könnten wir uns beispielsweise den Hinweis auf eine besonders effektive Recherche-Strategie vorstellen. Ein spezielles Kapitel in dieser Zusammenarbeit sei das Vertrauen, so Kurtoglu: „At some point, there is going to be a huge issue with people really taking the answers that the computers are suggesting to them without questioning them,” so Kurtoglu. “So this notion of trust between the AI agents and humans is at the heart of the technology we’re working on. We’re trying to build trustable AI systems.“

Diese Bemerkung wiederum weist auch auf die großen Aufgabenstellungen hin, die im Zusammenhang mit Big Data und Datensicherheit auf alle Beteiligten zukommen. Wer beispielsweise das Echo-System der Firma Amazon mit der digitalen Assistentin „Alexa“ sein Eigen nennt, dem wird hoffentlich bekannt sein, dass alle Suchanfragen sorgfältig gespeichert werden und manuell gelöscht werden müssen, falls man Alexa am (theoretischen) Ende der Nutzung in die digitale Demenz schicken möchte…

Was digitale Assistentinnen und Künstliche Intelligenzen heute bereits steuern und beeinflussen, erfahren Sie im nächsten Teil unserer Serie.

Beitrag von Andreas Mittrowann

Siehe auch: https://globolibro.wordpress.com/2017/07/22/alexa-uebernehmen-sie-kuenstliche-intelligenz-und-bibliotheken-1/

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