Leseförderung: Ein Arbeitsauftrag an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

06.07.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Stiftung Lesen.

Seit dem Auftakt im März 2021 hat der Nationale Lesepakt 180 starke Partnerinnen und Partner für die Leseförderung gewonnen und gemeinsam nachhaltige Projekte umgesetzt, die Familien, Kitas und Schulen alltagsnah unterstützen.

Vor dem Hintergrund der gerade veröffentlichten IGLU-Studie haben die Lesepakt-Initiatoren Stiftung Lesen und Börsenverein des Deutschen Buchhandels Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Politik unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger zum 2. Nationalen Lese-Summit nach Berlin eingeladen. Eine Gelegenheit, Zwischenbilanz zu ziehen und weitere Weichen in Richtung Bildungsgerechtigkeit zu stellen. Das Ziel: Die Bedeutung der Lesekompetenz von Kindern ins öffentliche Bewusstsein holen und mehr sowie bessere Leseförderangebote zu initiieren.

Die IGLU-Studie bestätigt die fatalen Ergebnisse zahlreicher Bildungsstudien der vergangenen Jahre: Immer mehr Kinder in Deutschland können nicht ausreichend lesen. Mittlerweile verfehlt jedes vierte Grundschulkind in der vierten Klasse das Ziel, sinnerfassend lesen zu können. Lesekompetenz stellt allerdings die Basiskompetenz für das Erreichen eines Schulabschlusses dar und ist damit die Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in das berufliche Leben und für gesellschaftliche Teilhabe. Die Stiftung Lesen und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels warnen bereits seit vielen Jahren vor den Folgen, die die mangelnde Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen für die Wirtschaft, die Demokratie, die Kultur und die Gesellschaft in Deutschland hat und fordern eine bildungspolitische Wende. Damit es nicht nur bei Forderungen bleibt, wurde 2021 der Nationale Lesepakt ins Leben gerufen. Mittlerweile unterstützen 180 namhafte Partnerinnen und Partner die Initiative mit ihrem Engagement für die Leseförderung. Ziel war und ist es, Angebote zu entwickeln, die dort wahrgenommen werden, wo sie gebraucht werden: in Familien, in Kitas, in Schulen und außerschulischen Einrichtungen. Damit alle Menschen in Deutschland so gut lesen können, dass sie ihren Schulabschluss machen, einer Arbeit nachgehen, wählen gehen und ihre Umwelt mitgestalten können.

2. Lese-Summit: Was braucht es, damit Bildungsgerechtigkeit endlich Realität wird

Auf Einladung der Initiatoren Stiftung Lesen und Börsenverein des Deutschen Buchhandels haben sich heute auf dem 2. Nationalen Lese-Summit die Lesepakt-Parterinnen und -Partner unter Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Medien, Wirtschaft und Politik zur aktuellen Situation in Deutschland ausgetauscht und nach zwei Jahren eine Zwischenbilanz gezogen. Mit konkreten Ansätzen wird nun der Blick in die Zukunft gerichtet. Ziel ist es, aus den Ergebnissen heute und den vorangegangenen Gesprächen und Erkenntnissen einen verbindlichen Rahmenplan zu entwickeln, der Kommunen, Kitas und Schulen konkrete Hilfestellungen und Handlungsempfehlungen bietet, sodass endlich jedes Kind bis zum Ende der Grundschulzeit eine angemessene Lesekompetenz entwickeln kann.

Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, sagt: „Die jüngsten Bildungsstudien, allen voran die IGLU-Studie, sind ein Auftrag. Wir brauchen eine bildungspolitische Trendwende, damit es mit den Leistungen unserer Kinder und Jugendlichen wieder bergauf geht. Gut lesen zu können, ist eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg. Das Bundesbildungsministerium engagiert sich daher im Nationalen Lesepakt und fördert das Lesen mit zahlreichen Initiativen und Programmen wie ‚Lesestart 1-2-3‘ und ‚BiSS-Transfer‘. Darüber hinaus wollen wir mit dem Startchancen-Programm dort gezielt unterstützen, wo die Herausforderungen am größten sind: an etwa 4.000 Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Wir müssen alles tun, um die Grundkompetenzen und insbesondere die Lesekompetenz unserer Kinder und Jugendlichen zu stärken.“

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, betont: „Wir sprechen bei mangelnder Lesekompetenz nicht nur davon, dass Kinder nicht gerne lesen, sondern dass sie nicht in der Lage sind, Texte sinnerfassend zu verstehen und wir haben es mit der gerade veröffentlichten IGLU-Studie schwarz auf weiß: jedes vierte Kind kann am Ende der vierten Klasse nicht ausreichend lesen. Ein Defizit, das sich später nur schwer aufholen lässt. Aber wir wissen: ohne Lesen geht es nicht. Wer nicht lesen kann, kann auch nicht rechnen und schreiben, dem bleiben später berufliche Chancen verwehrt. Wir müssen die gesamte Gesellschaft mobilisieren, sich für die Leseförderung einzusetzen. Mangelnde Lesekompetenz darf nicht der Grund sein, warum Kinder und Jugendliche in Deutschland den Anschluss verlieren.“

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, erklärt: „Die Ergebnisse der IGLU-Studie zeigen auf dramatische Weise, wie wichtig es ist, dass die Politik jetzt handelt. Besonders beunruhigend ist die Wechselbeziehung zwischen familiärer Herkunft und Leseentwicklung: Die Bildungsherkunft eines Kindes prägt und beschränkt in Deutschland immer noch seine Bildungszukunft. Lesen ist die Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe. Das müssen wir allen Kindern ermöglichen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungshintergrund. Ich bin überzeugt, dass es uns mit den gebündelten Kräften aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen kann, die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zu verbessern.“

Mehr Informationen unter: www.nationaler-lesepakt.de

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