"Einhaltung grundlegender Menschenrechte nicht gewährleistet": Wirbel um geplanten IFLA-Kongress in Dubai

20.07.2023  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Aus über 140 Ländern kommen die Mitglieder der IFLA, die Internationale Vereinigung der bibliothekarischen Verbände und Einrichtungen, die sich zum Ziel gemacht hat, Bibliotheksdienste weltweit zu fördern. Der nächste Kongress der IFLA findet im August 2023 statt – der Austragungsort für nächstes Jahr, Dubai, wird derzeit scharf kritisiert.

"Bibliotheken aller Länder, vereinigt euch!" 2023 blickt der Weltbibliotheksverband IFLA (International Federation of Library Associations and Institutions) auf eine stolze, fast 100-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde er 1927 in Schottland. Heute kommen seine mehr als 1400 Mitglieder aus über 140 Ländern. Im IFLA Journal hält der Verband seine Tätigkeiten fest, in Deutschland koordiniert das IFLA-Nationalkomitee (IFLA-NK) das Engagement im Weltverband.

Vom 21. bis zum 25. August 2023 findet in Rotterdam in den Niederlanden der 88. IFLA-Weltkongress statt, das Motto ist "Let's work together, let's library together". Doch viel Kritik gibt es am geplanten 89. Kongress, der 2024 in Dubai stattfinden soll. So verurteilte etwa der deutsche Berufsverband Information Bibliothek die Entscheidung für den Austragungsort scharf: "Dubai ist kein demokratisches und freies Land, und insbesondere die Einhaltung grundlegender Menschenrechte, sei es in Bezug auf Frauen oder auf Mitglieder der LGBTQ+ Gemeinschaft, ist nicht gewährleistet – die Durchführung der WLIC 2024 steht in nicht vereinbarem Gegensatz zum Core Value 4 der IFLA."

In einem Pressestatement äußerte sich der Verband zu der Kritik: "Bei der Auswahl von Dubai als Austragungsort für die WLIC 2024 hat der Verwaltungsrat aktiv nach relevanten Informationen gesucht und die möglichen Auswirkungen auf einige Gruppen, insbesondere die LGBTQIA+-Gemeinschaft, berücksichtigt. Das Präsidium war sich auch bewusst, dass jedes Mal, wenn wir einen Kongress abhalten, unabhängig von unserem Gastgeber, einige Länder oder Gemeinschaften ausgeschlossen werden." Die IFLA strebe als globale Organisation an, Kongresse vermehrt auch außerhalb von Europa und Nordamerika zu veranstalten, auch um Kritiken der Eurozentrik des Verbands zu entkräften und "leise Stimmen" zu hören. Der Kongress könne "ein Katalysator für Veränderungen sein und Teilnehmenden die Instrumente an die Hand geben, die sie brauchen, um ihre Regierungen zum Handeln zu bewegen, um die Bibliotheken zu stärken und die Gemeinden, denen diese dienen, zu unterstützen".

Inzwischen haben sich auch bibliotheksferne Vereine und Organisationen zu der IFLA-Entscheidung geäußert. Das Nachrichtenportal Queer.de urteilt: "Queere Teilnehmende [des Kongresses werden von der IFLA] praktisch für verzichtbar erklärt."

Das Board des IFLA hat inzwischen auf die Kritiken reagiert und ein Referendum einberufen. Alle berechtigten IFLA-Mitglieder sind angehalten, bis zum 2. August in der Sache abzustimmen. Auch ehrenamtliche Mitglieder dürfen ihre Meinung äußern. Allerdings sind die Stimmen nicht bindend, sondern sollen nur als Entscheidungshilfe dienen. Das Ergebnis des Referendums wird am 23. August in Rotterdam bekannt gegeben. Wir werden entsprechend berichten.

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Bild: Pixabay (Pexels, Pexels Lizenz)

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