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Personalmanagement völlig neu denken

14.07.2014  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Towers Watson GmbH.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen (60 %) klagen über Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung von Nachwuchstalenten und der Besetzung von erfolgskritischen Positionen. Dabei zählt ein schlecht aufgestelltes Talentmanagement zu den wichtigsten Hemmnissen, die Unternehmen an der Erreichung ihrer wirtschaftlichen Ziele hindern, so die Einschätzung eines Großteils der oberen Führungskräfte aus Unternehmen (43 %t).

Damit steigt der Druck auf HR-Manager, Lösungen für die drängenden Probleme in Mitarbeitergewinnung und -bindung sowie Nachfolgeplanung und Talentmanagement zu entwickeln. So lautet das Fazit der jährlichen HR Executive-Konferenz, die Towers Watson am 3. Juli 2014 in der Frankfurter Villa Kennedy zum zwölften Mal ausrichtete. HR-Experten führender Unternehmen, wie Lufthansa, Haniel, GfK, Merck, Deutsche Telekom, ABB, GE oder Swisscom diskutierten mit mehr als 250 Teilnehmern und tauschten in Workshoprunden Best Practices aus.

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Führungskräfte sitzen heute nicht mehr ständig Tür an Tür mit Kollegen. Mehrtägige Geschäftsreisen
oder Außentermine sind die Regel.

„Unternehmen müssen ihr Personalmanagement völlig neu denken“, erklärt Olaf Lang, Leiter des Beratungsbereichs „Talent & Rewards“ bei Towers Watson Deutschland. „Mit herkömmlichen Einheitslösungen für das Talentmanagement kommen sie nicht mehr weiter. Gerade Mitarbeiter für erfolgskritische Funktionen – je nach Unternehmen z.B. im direkten Kundenkontakt oder in der Produktentwicklung – werden künftig viel stärker umworben als bislang schon. Daher sollten HR-Manager über den Tellerrand schauen und beispielsweise Erfolgsrezepte aus dem Konsumentenmarketing auf die Personalarbeit übertragen“, berichtet der HR-Experte.

Lang führt weiter aus: „In der Ansprache ihrer Kunden sind die meisten Unternehmen erheblich besser aufgestellt als in der Ansprache potenzieller Mitarbeiter. Es ist längst gang und gäbe, Produkt- und Dienstleistungsangebote genau auf einzelne Kundengruppen zuzuschneiden. Das funktioniert auch im Personalmarketing – wenn beispielsweise Vergütungssysteme, Talentmanagement oder Arbeitszeitregelungen jeweils die passenden Schwerpunkte für unterschiedliche Mitarbeitergruppen setzen.“ Lang betont: „Wichtig ist dabei, dass die neuen Lösungen sowohl die Ziele des Unternehmens unterstützen als auch die Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen. Nur so können HR-Manager effektiv und effizient auf die aktuellen Problemlagen reagieren.“

Top-Arbeitgeber bleiben

Unter dem Titel „Bezaubern und bezaubert werden“ erläuterte Keynote-Sprecherin Dr. Bettina Volkens, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin, Deutsche Lufthansa AG, mit welchen HR-Maßnahmen das zu den weltweit größten Airlines zählende Unternehmen, seine Mitarbeiter motiviert und „an Bord“ hält. Volkens betont „Wir suchen Leute, die mit Leidenschaft bei der Sache sind und die unsere Kunden bezaubern. Im Gegenzug investieren wir in eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die zum Teil sorgsam auf die einzelnen Geschäftsbereiche, wie Passagierbeförderung, Logistik, Catering, Technik und IT-Services zugeschnitten sind. Denn für mehr als 118.000 Mitarbeiter aus 147 Nationen weltweit, die sich in einer großen Vielzahl von Aufgabenfeldern engagieren, sind zielgruppenspezifische Maßnahmen unbedingt erforderlich.“ Die Lufthansa bietet daher auf jedem Level intensive Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie die Möglichkeit, verschiedene Länder und Konzernbereiche kennenzulernen. Die Airline investiert auch in die Lebensqualität ihrer Mitarbeiter – etwa mit der Unterstützung bei der Kinderbetreuung, der Möglichkeit, eine verlängerte Auszeit für die Pflege von Angehörigen zu nehmen oder einer umfangreichen Gesundheitsvorsorge. Dies zahlt sich offenbar aus, etwa in einer sehr langen durchschnittlichen Firmenzugehörigkeit (rund 14,5 Jahre) oder einer Platzierung unter Deutschlands Top-Arbeitgebern (Trendence-Institut). Volkens Resümee: „Auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wollen wir so Top-Arbeitgeber bleiben.“

Der „Narzissmusfalle“ entkommen

Zum Abschluss der Konferenz skizzierte Prof. Reinhard Haller, Autor des Buchs „Die Narzissmusfalle“, den schmalen Grat zwischen Selbstbewusstsein und Selbstüberschätzung. „Narzisstisches Verhalten ist nicht von vornherein schlecht“, erklärt der Gerichtspsychiater und Neurologe. Im Gegenteil. „Nur wer ein hohes Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit, Zielstrebigkeit und Begeisterungsfähigkeit aufweist, wird sich durchsetzen. Damit kommen Narzissten beruflich rascher voran und sind in der Lage, einen Betrieb zum Erfolg zu führen.“ Haller warnt aber vor den negativen Folgen einer übertriebenen Ich-Bezogenheit: „Die Dosis macht das Gift. Gewinnt der Narzissmus überhand, wird er zum Karrierehindernis. Die narzisstische Führungspersönlichkeit duldet kaum erfolgreiche Menschen um sich, wittert überall Konkurrenz und verprellt Weggefährten durch ständige Kritik, während sie selbst kaum kritikfähig ist.“

Das positive Gegenstück des Narzissmus, so Haller, ist das Charisma: „Der Charismatiker ist auch von sich und seinen Ideen überzeugt, er setzt sich durch und kann andere begeistern. Er ist aber im Gegensatz zum Narzissten in der Lage, sich in Frage zu stellen und andere Meinungen und Kritik zu ertragen. Die ideale Eigenschaft von Führungspersönlichkeiten wären deshalb gesunder Narzissmus und vor allem Charisma.“

Um die erwünschten positiven Seiten des Narzissmus auf das rechte Maß zu begrenzen, empfiehlt Haller Unternehmen und HR-Managern, akzentuierte Persönlichkeitszüge anzusprechen, störende Verhaltensweisen zu reflektieren (z.B. in Mitarbeitergesprächen), Rückmeldungen ganz auf individuelle Stärken zu fokussieren und echtes Lob wohldosiert anzuwenden. „Besonders zu beachten sind dabei die fünf großen ‚E‘, die das Wesen des Narzissmus ausmachen: Egozentrik, Eigensucht, Empfindlichkeit, Empathiemangel und Entwertung anderer“, führt Haller aus. In krisenhaften Situationen, seien sie individuell oder teambezogen, sollte auch professionelle Hilfe nicht gescheut werden.

Hintergrund: Die jährliche HR Executive-Konferenz von Towers Watson
Als maßgebliches Forum für den fachlichen Austausch unter HR-Experten ist die HR Executive-Konferenz von Towers Watson schon lange etabliert. Unter wechselnden Mottos (z. B. 2014 „Bezaubern, Bezahlen, Behalten – wie Pflicht und Kürz von HR den Unternehmenserfolg beflügeln“ oder 2013 „HR 2030 – Visionen, Wandel, Wertbeitrag“) bietet die Konferenz jedes Jahr neue Impulse für die HR-Arbeit. In Vorträgen und Praxis-Workshops von Personalentscheidern aus DAX-Konzernen und führenden mittelständischen Unternehmen sowie Beratungsexperten von Towers Watson werden innovative HR-Konzepte, länderübergreifende Studien oder Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Keynotes von prominenten Rednern runden das Konferenzprogramm ab.


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