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Wie ist das eigentlich mit dem Genitiv-s nach Eigennamen ...

24.07.2015  — Lars Kaupisch.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

... fragte ein Kollege neulich in die Runde. Setzen oder nicht setzen? Da Gefühl und Regel nicht immer übereinstimmen müssen, folgte eine Recherche mit zwiespältigem Ergebnis.

Der Zusammenhang, in dem das Genitiv-s zur Sprache kam, war ein Satz über den Tagesspiegel. Innerhalb der "Seiten des Tagesspiegel" sei etwas geschrieben worden. Die Frage war nun – war "Tagesspiegel" hier richtig oder hätte es "Tagesspiegels" heißen müssen?

Genitive kenntlich machen

Grundsätzlich kann der Genitiv auf mehrere Weisen markiert werden. Entweder durch eine Ergänzung zu dem Wort, das im Genitiv steht, also beispielsweise durch den Artikel "des". Oder durch die Flexion beispielsweise des Nomens "Tagesspiegel", was bei diesem Wort durch Anfügen des Genitiv-s geschehen würde. Im Normalfall wird der Genitiv damit sogar mehrfach markiert. Denn wenn ein Substantiv im Genitiv steht, zwingt es zugehörige Artikel, Adjektive u. Ä. in den gleichen Kasus.

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Anders sieht es bei Worten aus, die ohne Artikel daherkommen – so wie Namen: "Das Gesamtwerk Goethes war und ist von immenser Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Literatur." – Hier wird der Genitiv allein durch das angehängte s ausgedrückt. Alternativ könnte man auch "Das Gesamtwerk des Goethe [...]" schreiben. Das klingt umständlich, ist aber legitim. Ein Genitiv-s wird bei Personennamen im Regelfall als falsch angesehen, wenn sie bereits durch den Artikel in den Genitiv gesetzt wurden.

Irgendwo dazwischen

Eigennamen befinden sich irgendwo im Niemandsland zwischen "normalen" Worten und Namen, besonders dann, wenn der Eigenname sich aus Worten zusammensetzt, die Gegenstände o. Ä. bezeichnen. Wie der Tagesspiegel. Grammatikwissenschaftlich wird noch die Kombination aus Artikel und Genitiv-s als der Standard-Fall begriffen. Gleichzeitig wird allerdings bereits die Tendenz zur "Monoflexion" als zulässige Varianz anerkannt. Will heißen: Bei Eigennamen geht die Tendenz dahin, das s wegzulassen, wenn der Genitiv schon durch den Artikel markiert wurde. Die Formulierung, nach welcher der Kollege fragte, ist dafür ein passendes Beispiel.

Was heißt das nun für Sie? Folgen Sie Ihrem Sprachgefühl! Da Sie das Genitiv-s benutzen dürfen, aber nicht müssen, geht es "nur noch" darum, vom Leser / Hörer Ihrer Worte verstanden zu werden und sich so auszudrücken, dass es sich rund und stimmig anhört.

Vielleicht benutzen Sie es also manchmal – und manchmal lieber doch nicht.


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