Online-Weiterbildung
Präsenz-Weiterbildung
Produkte
Themen
Dashöfer

Warum Visitenkarten immer noch (nicht) wichtig sind

16.03.2022  — Nele Röder.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Es ist eine stereotype Filmszene: Verzweifelt wird in einer Handtasche oder auf einem riesigen Papierstapel des Schreibtisches nach einer Visitenkarte gekramt. Schlussendlich hält der Protagonist sie stolz in die Höhe. Könnte eine digitale Visitenkarte das Leben der (Film)-Menschen erleichtern?

Während manche das letzte Mal in der Computer-AG der achten Klasse aus Word-Vorlagen ihre Visitenkarte gebastelt haben, spielt das kleine Stück Karton für andere eine wichtige Rolle im täglichen Leben. Präzise gedruckt und in vielfacher Ausführung vorhanden, findet sie ihren Weg in die Portemonnaies von potentiellen Geschäftspartnern und Kundinnen. Ein „Sie finden mich online“ ist da weit weniger sympathisch als die kleine Personenzusammenfassung im Steckkartenformat.

Doch neben dem mündlichen Verweis auf Linkedin, Xing oder diverse andere Portale gibt es neben dem analogen Kärtchen noch eine weitere Möglichkeit: Apps, welche die Kontaktdaten als digitale Visitenkarte schnell, sicher und in unbegrenzter Anzahl an Interessierte austeilen. Hat das Zukunft?

Die Suche nach dem Sinn

Um die Frage nach der sinnvollen Digitalisierung zu klären, sollte zunächst der Sinn und Zweck einer Visitenkarte betrachtet werden. Sie dient natürlich hauptsächlich und vorrangig dem Austausch der persönlichen Informationen. Doch hinter dem Kärtchen stecken (verdeckt) noch weitere Funktionen. So fungieren sie beispielsweise als Statussymbol. Visitenkarten lassen sich billig in hundertfacher Ausführung drucken – oder aber edel verziert und geprägt verteilen. In Unternehmen lassen sich manchmal ganze Hierarchiestufen an der Beschaffenheit des Kärtchens ablesen. Stil und Corporate Design eines Unternehmens werden ebenso transportiert wie mögliche schnell hinzugekritzelte persönliche Worte. Die kleinen Karten dienen als Gedächtnisstützen, erzeugen Neugier. Und nicht zuletzt ist das Austauschen nicht nur in Japan, dem Land der Visitenkarten, ein echtes Ritual.

Was davon leistet die digitale Version?

Nun sind auf dem Markt aber längst digitale Möglichkeiten der Visitenkarte aufgetaucht. So ist beispielsweise die vCard oder VCF-Datei ein standardisiertes Dateiformat für elektronische Visitenkarten, welche beispielsweise klassisch an E-Mails angehängt, aber auch über einen QR-Code oder Messenger geteilt werden können. Bestimmte Apps wie DigiCard, cardhub oder Unite sollen die Nutzer und Nutzerinnen schnell und sicher Kontaktdaten austauschen lassen. Und natürlich gibt es auch Zwischenstufen: viele analoge Kärtchen mit digitalen Elementen (klassisch: der QR-Code) oder eine analoge Karte, die gescannt werden kann.

Die Vorteile der digitalen Visitenkarten liegen auf der Hand (beziehungsweise auf dem Smartphone-Bildschirm). Sie sind unbegrenzt und jederzeit verfügbar und „gehen nicht aus“, sind wesentlich schwieriger zu verschlampen – ein Vorteil für unseren Filmprotagonisten– und lassen sich einfach und schnell verteilen. In Pandemiezeiten ist der kontaktlose Aspekt auch hervorzuheben. Zudem ist es möglich, mehrere Varianten anzufertigen, die genau auf eine Zielgruppe zugeschnitten sind. Und diese Versionen auch einfach auszuwählen und zuzuordnen.

Nun jedoch zu den Nachteilen: Sie liegen nicht auf der Hand. Also die Karten, nicht die Nachteile. Physisch überreicht erlangen Dinge häufig eine besondere Bedeutung. Kommen dann noch ein edler Druck und ein hochwertiges Material hinzu, bleibt die Karte vermutlich besser im Gedächtnis als ein schnöder QR-Code. Auch das Ritual des Austauschens bekommt mit dem Smartphone in der Hand unter Umständen einen kühlen Touch, im ungünstigsten Fall sorgen technische Schwierigkeiten dafür, dass es gar nicht zum Austausch kommt. Einige Apps oder Sticker verlangen zudem, dass beiden Seiten die App oder den Sticker verwenden – das macht den Sinn der einfachen und schnellen Herausgabe der persönlichen Daten hinfällig. Je nach Art der digitalen Visitenkarte ist sie auch nur begrenzt personalisier- und ausschmückbar und wäre damit eher mit einer klassischen schwarz-auf-weiß, aber nicht mit einer liebevoll gestalteten Karte vergleichbar.

Und die Moral von der Geschicht

Die Welt dreht sich schneller. So gut wie jede:r hat in Deutschland ständig Zugriff auf das Smartphone und Google und andere Suchmaschinen haben dafür gesorgt, dass viele Personen in Sekundenschnelle online zu finden sind. Eine digitale Visitenkarte, die umweltschonend, unbegrenzt und mit einem Klick verteilt wird, scheint da der nächste logische Schritt zu sein. Ganz aufwiegen können die digitalen Versionen die handfeste und persönliche Visitenkarte aber (noch) nicht. Vermutlich ist also wie immer ein Fazit das Beste: Die Mischung macht’s!

Quellen und Hintergründe:

Bild: Pixabay (Pexels, CC0)

nach oben