18.11.2022 — Sarah Hofmann. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Laut einer Studie der DAK leidet jeder zehnte Arbeitnehmer (9,4 %) in Deutschland unter schweren Schlafstörungen (Insomnien) mit Ein- und Durchschlafstörungen, schlechter Schlafqualität, Tagesmüdigkeit und Erschöpfung. Frauen sind noch etwas häufiger betroffen als Männer. Von allen Befragten gaben ca. 80 % der Erwerbstätigen an, Schlafprobleme zu haben.
Gründe für das schlechte Schlafverhalten der Deutschen sieht die DAK zum einen bei den Arbeitsbedingungen. Wer jeden Tag mit Leistungs- und Termindruck, Überstunden und Nachtschichten zu tun hat, kann abends nicht abschalten und die über den Tag leergewordenen Akkus wieder aufladen. Zum anderen ist auch die abendliche Nutzung von TV, Laptops und Smartphones Schuld an der Schlaflosigkeit. Wer vor dem Einschlafen Zeit am Bildschirm verbringt, der untersagt seinem Körper die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und abzuschalten.
Dabei ist erholsamer, guter und ausreichender Schlaf für Körper und Psyche mindestens genauso wichtig wie gesunde Ernährung, Wasser trinken und ausreichende Bewegung. Schlaf dient vor allem der körperlichen Erholung. Während wir schlafen, finden lebenswichtige Prozesse statt. Zum Beispiel werden Abwehrkräfte gestärkt, Abbauprodukte des Stoffwechsels abtransportiert und Wachstumshormone zur Zellerneuerung gebildet. Außerdem verarbeitet und speichert unser Gehirn die Eindrücke des Tages.
Was zu wenig oder gar kein Schlaf bedeutet, dass hat fast jeder schon einmal selbst erfahren. Schon nach einer durchgemachten Nacht, sind die ersten Folgen bemerkbar. Schlafmangel kann z. B. zu Kopfschmerzen, Unwohlsein, Energiemangel, Konzentrationsstörungen, Nervosität, Aggressivität oder Ängstlichkeit führen. Dehnen sich Schlafmangel und -probleme über einen längeren Zeitraum aus, so hat das ganz eindeutig negative Auswirkungen auf unsere Lebensqualität, unseren Energiehaushalt und unser allgemeines Wohlbefinden. Guter Schlaf sollte also keine Ausnahme, sondern der Normalzustand sein.
Smartphones, Konsolen, Bildschirme und Co. sind zwar eher prädestiniert dafür, uns den Schlaf zu rauben, aber die Digitalisierung hat auch Helfer für schnelleres Ein- und besseres Durchschlafen hervorgebracht. So sollen z. B. moderne Technologien, wie Apps, Fitness-Tracker mit Schlafanalyse oder Lichtwecker unseren Schlaf unterstützen. Zwar setzten erst 15 % der von der DAK Befragten auf diese Hilfsmittel, doch die Tendenz ist steigend und die Erfindungen, die es auf den Markt schaffen werden vielfältiger.
Sehr weit verbreitet sind Apps, die tracken, wie und ob wir geschlafen haben. Ob das Ergebnis allerdings immer hilfreich sein muss, ist fraglich. Thomas Penzel, wissenschaftlicher Leiter des Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrums an der Berliner Charité und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin, denkt, dass die Auswertung der Schlaf-Apps, je nach Mensch, auch negative Folgen haben kann. Was, wenn die App sagt: Du bist dreimal aufgewacht. Das heißt, du hast schlecht geschlafen, ich aber selber gar nicht das Gefühl habe, dass meine Nacht schlecht war? Die Auswertung der App kann dazu führen, dass ich denke, ich hätte schlecht geschlafen auch wenn das, individuell empfunden, gar nicht der Fall war. Dennoch erfreuen sich diese Apps großer Beliebtheit und werden gerne genutzt.
Neben den Apps gibt es auch Fitnessuhren und Smartrings, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren und hauptsächlich dafür da sind, Daten des Schlafs zu sammeln und auszuwerten. Nach dem gleichen Prinzip sollen auch Kuschelroboter und Matratzen, die den Schlaf überwachen, funktionieren.
Moderne Schlafroboter, wie z. B. der durch ein Crowdfunding realisierte Schlafroboter Somnox aus den Niederlanden hat schon etwas mehr zu bieten. Auf Wunsch spielt der neue Kuschelgefährte, dessen Form an eine Kidneybohne erinnert, Atemgeräusche, Klänge oder Musik ab. Außerdem kann Somnox in verschiedenen Farben sanft leuchten. Am sinnvollsten scheint hier aber die Funktion des adaptiven Atmens zu sein. Der Roboter kann sein Verhalten dem Atemrhythmus des Verwenders anpassen. Mit fortlaufender Zeit verlangsamt er die Frequenz. Auf diese Weise, soll die Atmung des Nutzenden positiv beeinflusst werden. Den etwas anderen Bettgefährten gibt es ab ca. 600 € zu kaufen.
Thomas Penzel ist nicht überzeugt von Sleep-Tech Produkten wie Somnox, die nicht auf Wirksamkeit getestet wurden. Laut dem Experten handelt es sich bei solchen Geräten fast ausschließlich um Consumer-Produkte, also Produkte aus dem Verbraucherbereich. Diese Produkte, die man am CE-Zeichen ohne Nummer erkennt, sind zwar ungefährlich aber wissenschaftlich nicht geprüft. Dennoch können sie im Einzelfall auch helfen. Das müssen Nutzende individuell für sich ausprobieren. Dies könnte allerdings ein langwieriges Unterfangen werden, denn der Markt ist mittlerweile überschwemmt von Produkten, die den Verbrauchenden den besten Schlaf ihres Lebens versprechen.
Am Ende des Tages gilt auch hier wie so oft: Hören Sie auf Ihren vernünftigen Menschenverstand. Unmengen an Geld für nicht-getestete Produkte auszugeben, kann zu Enttäuschungen führen. Sollten sich Ihre Schlafprobleme auch während längerer Erholungsphasen wie z. B. Urlaub nicht regenerieren, suchen Sie Ihren Hausarzt auf und scheuchen Sie sich nicht davor, die Probleme anzusprechen.
Quellen und Hintergründe:
Bild: Andrea Piacquadio (Pexels, Pexels Lizenz)