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Kennen Sie Januswörter?

02.05.2019  — Moira Frank.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Platzangst – ist das die Angst vor engen Räumen oder die Angst vor weiten Plätzen? Tatsächlich ist dieses Wort mit seinen zwei sehr gegensätzlichen Bedeutungen ein sogenanntes Januswort. Und davon gibt es gleich ein paar mehr! Kennen Sie unsere Beispiele?

In der Mythologie, beim Doppelgesicht und in der Linguistik: Immer mal wieder begegnet uns der altrömische Gott Janus, der zwei Gesichter besitzt, die vorwärts und rückwärts blicken. Er gilt als Gott des Anfangs und des Endes und der Dualität der Dinge: Anfang und Ende, Geburt und Tod, Himmel und Erde. Er hat es als Two-Face bis in die Comicwelt geschafft, im deutschen Verwaltungsrecht gilt eine für zwei Rechtsträger handelnde Behörde "janusköpfig", und in der Linguistik beschreibt ein Januswort (auch: Autoantonym) einen Begriff, der mindestens zwei Bedeutungen besitzt, die sich widersprechen.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Platzangst. Obwohl der Begriff wissenschaftlich korrekt die Angst vor der Überschreitung weiter Plätze beschreibt, ist die Platzangst inzwischen auch als umgangssprachliches Synonym für Klaustrophobie, also die Angst vor engen Räumen und damit das Gegenteil der wissenschaftlichen Platzangst, bekannt. Auch hier zeigt sich: Sprache wandelt und verändert sich durch ihre Sprecher*innen. Oft kommt es so zu der Entstehung von Januswörtern – übrigens auch in anderen Sprachen!

Doch wo stecken diese Januswörter eigentlich überall? Wir haben einige Beispiele für Sie zusammengetragen!


anhalten

Ein Auto kann an der gelben Ampel anhalten, also seine Fahrt erstmals beenden. Wenn jedoch Ihre Kopfschmerzen anhalten, so bleiben sie bestehen.


aufheben

Wichtige Dokumente können Sie einerseits in Ihrem Ablagesystem aufheben, doch Sie können Sie auch vom Boden aufheben und dann beispielsweise in den Papierkorb befördern.


ausborgen

Wenn Sie jemandem ein Buch ausborgen, verleihen Sie es – wenn Sie es sich leihen, borgen Sie es sich allerdings ebenfalls aus. Das gilt auch für leihen – nur am Verb ist nicht ersichtlich, ob sich jemand etwas leiht oder jemandem etwas leiht.


lassen

Wenn Sie Ihren Tee ziehen lassen, so rühren Sie die Tasse eine Weile nicht an. Wenn Sie jedoch den Tee sein lassen, brühen Sie ihn gar nicht erst auf.


transparent

Der Bildhintergrund der Datei, die Sie bearbeiten, ist transparent, also unsichtbar – und wenn Sie Ihrer Kollegin erklären, wie auch sie den Hintergrund so bearbeiten kann, sind Ihre Erklärungen transparent und damit überhaupt nicht unsichtbar, sondern sogar besonders verständlich!


umfahren

Ein Hindernis auf der Straße können Sie geschickt umfahren. Oder Sie halten energisch drauf – und fahren das Hindernis kurzerhand rabiat um!


verabschieden

Ein Gesetz wird verabschiedet, also beschlossen und in Kraft gesetzt. Doch wenn wir eine Idee verwerfen, so verabschieden wir uns auch von ihr.

Sie möchten noch tiefer in die Welt der ähnlichen und gleichen Wörter eintauchen? Dann lesen Sie unseren Artikel Gleich und gleich gesellt sich gern: Homografe, Homofone und Homonyme vom März 2018!

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