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Herein, wenn's kein Schneider ist

12.03.2019  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Am Montagmorgen stellen Sie fest, dass Sie die gewünschten Unterlagen noch nicht zu Ihrem älteren Kollegen gebracht haben. Als Sie an die Tür seines Büros klopfen, ruft er munter: "Herein, wenn's kein Schneider ist!" Was Ihr Kollege wohl gegen die armen Schneider hat?

„Herein, wenn's kein Schneider ist“ ist eine längere Form für ein simples „Herein!“. Da diese Form scherzhaft gemeint ist, kann davon ausgegangen werden, dass der Verwender oder die Verwenderin dieser Redewendung eher gut gelaunt ist. Oft weiß diese Person nicht, wer angeklopft hat und damit nicht, wer hereinkommen wird.

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Die Bedeutung der Redewendung ist somit recht simpel, die Herkunft hingegen weniger. Es gibt drei mögliche Erklärungsansätze für diese Redewendung.

Es kann sein, dass tatsächlich ein Schneider gemeint ist. Wenn der Schneider einst an die Tür klopfte, um seine Rechnung zu kassieren, war dieser natürlich nicht erwünscht. Teils wurden die Schneider sogar von ihren Kunden verspottet, da das Schneiderhandwerk in früheren Jahrhunderten kein hohes Ansehen genoss. Dies zeigt sich insbesondere in anderen Redewendungen wie „frieren wie ein Schneider“.

Ebenso könnte es sein, dass sich die Redensart umgekehrt hat. Die Zunftsitzungen der Schneider fanden als geschlossene Gesellschaft statt. Wenn dann jemand anklopfte, hieß es: „Herein, wenn's ein Schneider.“

Die dritte Möglichkeit ist, dass ursprünglich gar kein Schneider gemeint war. Ursprünglich lautete das Sprichwort nämlich: „Herin, wans nit der Schnitter is!“ Schnitter waren Erntehelfer, die mit einer Sichel oder einer Sense Getreide ernteten. Doch in der Redewendung sind nicht die wandernden Erntehelfer gemeint.

In der griechischen Mythologie wurde der Titan Kronos mit einer Sichel dargestellt und später durch die Vermischung mit dem Gott der Zeit, Chronos, ein Symbol für die Vergänglichkeit. In der Kunst wird der Tod beziehungsweise der Sensenmann noch heute mit einer Sichel oder Sense dargestellt. Die Bezeichnung Schnitter erhält er das erste Mal im Alten Testament der Bibel und wird bereits um 1400 in der Literatur (Ackermann aus Böhmen) als Schnitter bezeichnet.

Somit kann es sein, dass bei der Redewendung gar nicht der Schneider als Gast unerwünscht ist, sondern Gevatter Tod. Ihr Kollege hat somit vermutlich gar nichts gegen Schneider.

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