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Digitalisierungszwang

24.09.2020  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Wenn die Großeltern anrufen, weil z. B. das mit dem Online-Banking einfach nicht funktioniert oder die ältere Dame an der Kasse es nicht schafft mit ihrem Smartphone zu bezahlen, wird einem bewusst, wie viel Zeit die Digitalisierung die ältere Generation kostet. Doch können sie einfach darauf verzichten?

Die Corona-Krise hat noch einmal drastisch vor Augen geführt, wie wichtig digitale Dienste sein können. Aber kennen Sie das? Sie möchten beim Amt nur ein Formular holen, aber genau das gibt es plötzlich nur noch online. Blöd nur, wenn das Internet gerade nicht funktioniert. Oder Sie fragen am Bahnhof nach den geänderten Fahrtzeiten, weil die Anzeige derzeit spinnt, und werden darauf hingewiesen, dass Sie doch bitte die App benutzen sollen? Ein Smartphone existiert aber nicht oder liegt noch zu Hause herum. Vielleicht hatten Sie auch schon das lustige Erlebnis, dass ein Restaurant keine reale Speisekarte mehr anbietet, sondern nur noch übers Internet eingesehen werden kann? Alles Beispiele für Situationen, die zeigen, dass Digitalisierung nicht nur Vorteile bringt. Sie kann auch ein richtiger Zwang sein.

Muss man das?

Dieser Zwang fällt einem insbesondere auf, wenn man es von früher anders gewohnt ist, so wie es eben bei vielen älteren Personen der Fall ist. Zwar gilt noch immer, dass wir ein Leben lang lernen, aber vor allem im Alter will die noch Zeit doch lieber mit dem gefüllt sein, worauf man Lust hat bzw. wozu man sich noch imstande fühlt. Das wird bei einigen möglicherweise auch der neuste technische Spielkram sein, aber eben nicht bei allen.

Auch junge Menschen bekommen den Digitalisierungszwang zu spüren. Da muss sich der Student einen neuen Laptop kaufen, da sein alter einfach kein HDMI-Anschluss hat und er somit die Notenrelevante Präsentation nicht zeigen kann. Oder wenn Schüler*innen genötigt werden, sich Whatsapp oder Facebook zu holen, um in den dort erstellten Gruppen in Erfahrung zu bringen, welche Hausaufgaben sie während einer Krankheitsphase verpasst haben oder was in der nächsten Klausur ansteht. Wirklich entziehen kann man sich dem nicht.

Zwar können wir unsere Umgebung schulen, bitte doch das Telefon zu nutzen, wenn sie uns kontaktieren wollen oder einfach klar nein zu Dingen sagen. Noch können Sie z. B. ohne Probleme Online-Banking ablehnen. Doch für wie lange? Der Druck zum Upgrade ist in den Jahren immer stärker geworden. Insbesondere, wenn man kein Smartphone besitzt, kann einen diese Tatsache schnell ins Aus schießen. Das ist nicht nur aus privater Sicht ärgerlich, sondern auch aus umwelttechnischer. Würden wir länger unser altes Handy benutzen, würde die Umwelt es uns danken.

Und insbesondere nach dem Überschreiten des 60. Lebensjahrs möchte man sich vielleicht nicht mehr Wissen zu neuen technischen Werkzeugen aneignen, sondern mit dem, was man hat, ein ordentliches Leben führen. Das soll natürlich nicht heißen, dass Senioren sich nicht begeistert auf technische Neuheiten stürzen können, aber sollten wir diese wirklich als Maßstab nehmen?

Wenn es nach der Politik geht, dürfen wir das schon. Dann ist das Potenzial der Digitalisierung für ältere Menschen noch lange nicht ausgeschöpft. Es soll mehr unterstützende Maßnahmen geben, damit auch die ältere Generation digitale Medien nutzt.

Immerhin spricht der Altersbericht noch davon, dass ältere Menschen generell das Recht haben, der Nutzung von Technik im Einzelfall zu widersprechen und nichts Neues mehr lernen müssen, wenn sie dies nicht wollen. Doch dafür müsste alles, was künftig online erledigt werden kann, auch weiterhin analog möglich sein.

Bild: energepic.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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