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Der elektronische Personalausweis: Vertane Chance?

11.11.2020  — Jasmin Dahler.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Alle zehn Jahre müssen wir zum Amt und einen neuen Personalausweis beantragen. Ging dies früher noch einfach mit einem Stempel, kommen durch die heutigen neuen Funktionen immer wieder neue Ausweise in die Geldbörse. Doch lohnen sie sich überhaupt?

Montags kurz vor acht Uhr in der Warteschlange. Ämter arbeiten bekanntlich langsam und fordern insbesondere jetzt in der Pandemiezeit viel Geduld – übrigens von beiden Seiten. Ein Großteil der Personen, die einen neuen Ausweis beantragen, hat einen abgelaufenen „Perso“ in der Tasche. Wer achtet schon wirklich auf das Datum? Erst, wenn wir z. B. verreisen oder ein Auto kaufen wollen, stellen wir fest: Es ist mal wieder soweit!

Wir brauchen ihn einfach so selten, dass wir das Ablaufdatum nicht mitbekommen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der elektronische Personalausweis selbst zehn Jahre nach seiner Einführung im Alltag der meisten Personen einfach keine Rolle spielt.

In der Studie von eGovernment Monitor 2020 wurden Personen zu ihren Erfahrungen mit dem „ePerso“ befragt. 24 Prozent der Befragten haben die Online-Funktion aktiviert und nur sechs Prozent haben laut der Umfrage diese Funktion überhaupt genutzt.

Es fehlt an Möglichkeiten

Dass der elektronische Personalausweis nicht so gefragt ist, lag in der Anfangsphase insbesondere an dem Umstand, dass für die Nutzung ein spezielles Lesegerät benötigt wurde. Erst seit 2017 waren auch Android-Smartphones in der Lage, den Chip im Ausweis zu erkennen und seit Ende 2019 bietet auch das iPhone von Apple diese Funktion an. Das machte die Nutzung zwar nun deutlich einfacher, aber das Hauptproblem besteht weiter: Es gibt kaum sinnvolle Anwendungen für den elektronischen Personalausweis.

Zwar ist es möglich, mit dem elektronischen-Personalausweis auf der Webseite des Kraftfahrtbundesamtes herauszufinden, wie viele Punkte man bereits in Flensburg gesammelt hat, aber für die meisten alltäglichen Behördenaufgaben sind nicht Bundesbehörden zuständig, sondern die über 11.000 deutschen Kommunen. Ob Auto-Zulassungen, Wohnsitz-Anmeldungen, Geburtsurkunden, Eheschließungen, Elterngeld oder Hundesteuer - hier ist oft noch ein persönlicher Besuch notwendig. Das soll sich jedoch bald ändern. Viele Städte arbeiten an eine Besserung. So soll es bald in vielen Orten möglich sein, zumindest sein Auto mit dem elektronischen Personalausweis anzumelden.

Auch einige Unternehmen haben mittlerweile den elektronischen Personalausweis als mögliche Identifizierungsmöglichkeit eingeführt. Zum Beispiel kann ein Konto bei der Online-Bank Comdirect eröffnet werden und die Deutsche Post wirbt mit der Möglichkeit, den elektronischen Personalauswies für das Postident-Verfahren zu nutzen. Ohne ihn muss für das Postident-Verfahren einer Filiale aufgesucht werden, um die Identifizierung persönlich durchführen zu lassen. Auch eine Videochat-Identifizierung bietet die Post bereits seit einigen Jahren an. Das Problem an der Sache ist jedoch, dass jedes Postinstitut für sich selbst entscheidet, welche Identifizierungsmöglichkeiten es anbieten möchte.

Es rücken also einige Funktionen nach und die Bundesregierung ist auch noch immer entschlossen den Online-Ausweis zum neuen Standard zu machen. So wird er zwar ab nächstem Jahr teurer, aber dafür werden künftig keine Gebühren mehr anfallen, wenn die Onlinefunktion später aktiviert wird. Ob sich der elektronische Personalausweis durch die neuen Funktionen durchsetzen kann und mehr akzeptiert wird, wird sich jedoch erst in den nächsten Jahren zeigen. Und so bleibt uns auch vorerst nichts anderes übrig, als alle zehn Jahre brav einen neuen Personalausweis beim Amt abzuholen.

Bild: Omar Markhieh (Pexels, Pexels Lizenz)

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