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Außergewöhnliche Architektur: Bosco Verticale

09.09.2021  — Nele Röder.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Gebäude, die sich den architektonischen Normen widersetzen, faszinieren immer wieder aufs Neue. Was Architekten sich alles einfallen lassen und auch verwirklicht haben, erfahren Sie in unserer Reihe "Außergewöhnliche Architektur". Heute: Bosco Verticale.

Die ganze Welt spricht derzeit über Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Zu den bekanntesten Beispielen für nachhaltige Architektur zählt das Projekt „Bosco Verticale“: zwei begrünte Zwillingstürme in Mailand.

Justo Gallego Kathedrale

© Von Nguyen Tan Tin, Aussenansicht Bosco Verticale 2014, CC BY 2.0, für Großansicht bitte anklicken

Justo Gallego Kathedrale

© Von Forgemind ArchiMedia, Plan des Bosco Verticale; CC BY 2.0; für Großansicht bitte anklicken

Bau und Architektur

Das Projekt des vertikalen Waldes besteht aus zwei schwarzen Hochhaustürmen, Torre E und Torre D, die 110 und 80 Meter in die Höhe ragen. An allen vier Seiten treten weiße Balkone weit aus den Gebäuden hervor. Auf diesen stehen in Betonwannen rund 900 Bäume und 20.000 Pflanzen.

Die beiden Hochhäuser wurden von dem Architekten Stefano Boeri und seinen Partnern, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra, geplant. Begonnen wurde der Bau bereits im Mai 2006, die Fertigstellung erfolgte dann im Mai 2014. Ein Jahr wurde alleine dafür benötigt, die Bäume mittels eines Krans auf den Balkonen zu platzieren.

Besondere Auszeichnungen

Im Jahre der Fertigstellung gewann das Projekt den ersten Platz des Internationalen Hochhauspreises. Damit gilt der Bosco Verticale als weltweit innovativstes Hochhaus. Der Auszeichnung folgte internationale Aufmerksamkeit.

Dem Projekt folgen weitere. So werden beispielsweise in Nanjing, China, zwei Türme nach Mailänder Vorbild errichtet. Der erste vertikale Wald in Asien soll dabei gewerblich genutzt werden und keine Wohnungen enthalten.

Ökologische Aspekte

Eine der größten Herausforderungen beim Bau des Turms war es, die geeigneten Pflanzen zu finden. Dazu wurde die Agronomin Laura Gatti beauftragt, welche zusammen mit der Universität Mailand und Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie die nötigen Eigenschaften der Pflanzen und Bäume genau unter die Lupe nahm. Bei der Auswahl musste beispielsweise die Windfestigkeit der Bäume überprüft werden, da diese in 100 Metern Höhe einer Windstärke von bis zu 160 km/h ausgesetzt sind.

Zudem sollte das Grün möglichst allergiefreundlich und nicht anfällig gegenüber Schädlingen sein. Und nicht zuletzt bestand die Aufgabe, dass die Begrünung zu jeder Jahreszeit nett anzusehen ist.

Insgesamt wurden am Ende 20 verschiedene Baumarten und 80 Pflanzenarten verpflanzt. So finden sich am Hochhaus Efeu und Erdbeeren genauso wie Olivenbäume und Eichen. Einzelne Bäume sind bis zu 9 Metern hoch.

Die Bewässerung der verschiedenen Pflanzen läuft über ein integriertes Schlauchsystem. Das Wasser wird dabei von Tanks im Keller auf die Terrassen befördert. Um Bäume zu beschneiden, zu düngen oder Schädlinge zu bekämpfen, seilen sich Gärtner am Hochhaus ab.

Die Begrünung absorbiert den Staub und den Straßenlärm und sorgt so für ein angenehmes Mikroklima auf den Balkonen und in den Wohnräumen. Für Vögel, Bienen und Insekten entsteht ein neuer Lebensraum.

Kritik

Durch den Anbau, die Pflege und die Besserung der Bäume fallen hohe Mehrkosten an. Dementsprechend sind die Eigentumswohnungen nur für Besserverdiener erschwinglich.

Zudem musste für die Fassade viel Beton verbaut werden, wodurch die CO2-Bilanz negativ beeinflusst wurde. Aus wirtschaftlicher Sicht waren die Türme ebenso nicht nachhaltig. Bau- und Investitionskosten und Bewirtschaftungskosten sind hoch: 55 Millionen Euro hat der Bau gekostet.

Bild: rawpixel.com (Pexels, Pexels Lizenz)

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