Frauenmachtanteile in den deutschen Leitmedien

25.07.2019  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ProQuote.

Regelmäßig untersucht der Verein „ProQuote“ die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Erstmals knackt bei der neuesten Herbung mit dem „Stern“ eine Printredaktion die 50-Prozent-Marke. Andere Zeitungen und Zeitschriften haben dagegen noch Aufholbedarf. Vor allem „FAZ“ und „Focus“ bleiben Männerdomänen.

Der Frauenmachtanteil beim „Stern“ beträgt 52,5 Prozent. Das ergibt die aktuelle Zählung des Vereins ProQuote Medien. Erstmals seit Beginn der Untersuchungen zur Gendergerechtigkeit im Print- und Online-Bereich 2012 knackt damit eine Printredaktion die 50-Prozent-Marke. Die Zeitschrift aus dem Hause Gruner+Jahr besetzt die Leitungsfunktionen beim „Stern“ mit Doppelspitzen aus je einer Frau und einem Mann. Darauf ist das gute Ergebnis zurückzuführen.

Beim zweitplatzierten „Spiegel“ ist der Frauenmachtanteil nur leicht gestiegen, auf aktuell 38,9 Prozent – ein Plus von 1,6 Prozentpunkten im Vergleich zur Zählung von Januar 2019. Einen ansehnlichen Zuwachs von 6,2 Prozentpunkten verzeichnet die „Süddeutsche Zeitung“ (32,6 Prozent Frauenmachtanteil). Den vierten Rang belegt die „Zeit“ (28,4 Prozent), die in früheren Jahren weit besser abgeschnitten hatte, kürzlich jedoch wieder unter die 30-Prozent-Marke sackte.

Bei der „Welt“, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und dem „Focus“ sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Als die „FAZ“ sich im Frühjahr 2019 von einem ihrer vier Herausgeber trennte, vergab sie die Chance, erstmals eine Frau in ihr oberstes Gremium aufzunehmen. Das Schlusslicht unter den acht untersuchten Redaktionen bildet der „Focus“ mit einem gewichteten Frauenmachtanteil von 11,8 Prozent.

Traditionell besser als das Printkollegium schneidet „Focus Online“ ab (Platz vier unter den Online-Redaktionen mit 32,3 Prozent). Auch bei dieser Zählung steht stern.de an der Spitze (40,7 Prozent Frauenmachtanteil), gefolgt von Zeit Online (37,7 Prozent) und sueddeutsche.de (34,6 Prozent). Die wenigsten Führungsfrauen finden sich nach wie vor in den Leitungspositionen bei faz.net(16,1 Prozent), bild.de (24,5 Prozent) und welt.de (25 Prozent). „Die Zeit der Ausflüchte ist vorbei“, kommentiert ProQuote Medien Vorsitzende Maren Weber die Ergebnisse der Zählung. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine Ausgewogenheit zwischen Männern und Frauen an den Redaktionsspitzen durchaus erreichbar ist. Nun sollten die althergebrachten Muster endlich überwunden werden. Alles andere ist nicht zeitgemäß. Medien müssen jetzt besonders gut aufgestellt sein.“

Seit 2012 zählt und vergleicht der gemeinnützige Verein ProQuote Medien die Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen. Zu den untersuchten Leitmedien zählen „Bild“, „Spiegel“, „Focus“, „Stern“, „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Welt“ sowie – seit 2015 – die zugehörigen Online-Redaktionen. Die Zählungen erfolgen auf Grundlage der Impressen, wobei nach Hierarchie-Ebenen gewichtet wird – je höher die Position, desto größer die Machtfülle. Die Entwicklung der Zahlen ist als animiertes Kamele- und Straußenrennen auf www.pro-quote.de/kamele-und-straussenrennen zu verfolgen. ProQuote Medien fordert, mindestens die Hälfte der journalistischen Spitzenpositionen weiblich zu besetzen.





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