Das bisschen Haushalt …

02.04.2019  — Markus Hiersche.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Der Mann geht arbeiten, die Frau schmeißt den Haushalt: Das klassische Rollenverständnis hält sich hartnäckig. Eine aktuelle Umfrage und eine Studie des DIW liefern belastbare Daten: Wie oft greifen Frauen wirklich häufiger zum Wischmop?

Staubsauger und Co. sind immer noch Frauensache

Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann.“, trällerte Johanna von Koczian 1977 nicht ohne Augenzwinkern. Tatsächlich hat sich bis heute kaum etwas an der traditionellen Rollenverteilung verändert, wenn es um Haushaltsführung und Putzen geht. Noch immer greifen Frauen deutlich häufiger zu Staubsauger, Wischmop und Co. Das ergeben eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sowie eine bereits 2009 veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Umfrage: Wer zu Hause putzt

Auf die vom Meinungsforschungsinstitut YouGov gestellte Frage, wer bei den insgesamt 2000 Befragten zu Hause putzt, antworteten 84 Prozent der Frauen mit „Ich selbst“, jedoch nur 58 Prozent der Männer. Blickt man auf Details, gehen die Geschlechtsunterschiede noch weiter auseinander. Während 46 Prozent der Frauen angeben, nahezu täglich Toiletten und Waschbecken zu reinigen, tun dies nach eigener Aussage nur 27 Prozent der Männer.

Eine Spezialisierung, die nachwirkt

Die Umfrageergebnisse werden durch eine Studie des DIW gestützt, die bereits vor einigen Jahren veröffentlich wurde. Vollzeitbeschäftigte Frauen leisten demnach etwa eine Stunde mehr Hausarbeit pro Tag als Männer. Besonders groß ist das Geschlechterungleichgewicht in Beziehungen: Männer mit Partnerin verrichten deutlich weniger im Haushalt anfallende Arbeiten wie Single-Männer. Frauen mit Partner wiederum machen signifikant mehr Hausarbeit als alleinstehende Frauen. Ursächlich dafür ist nach den DIW-Expert*innen vor allem die sich bei Paaren vollziehende Spezialisierung, in der traditionelle Stereotype nachwirken. Während Männern also die Rolle des Ernährers zugeschrieben wird, finden sich Frauen in der Rolle der teilzeitarbeitenden Hausfrau und Mutter wieder.

Das Problem ist weitreichend: So konnten die Forscher*innen auch zeigen, dass Beschäftigte mit größerem Hausarbeitsumfang deutlich weniger verdienen. Die Ursache sieht der US- Ökonom und Nobelpreisträger Gary S. Becker vor allem darin, dass Hausarbeiten mental und physisch ermüdend wirken. Einer Person, die viele Stunden für Hausarbeit aufwendet, fehlen also Zeit und Kraft für kreative Erwerbsarbeit. Frauen, gefangen in traditionellen Rollenbildern, werden durch die ungleiche Verteilung der Arbeitszeit also finanziell strukturell diskriminiert.

Quellen und Hintergründe:





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