Arbeitgeber übersehen weiterhin die personalpolitische Brisanz des Themas Pflege

08.06.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: berufundfamilie gemeinnützige GmbH.

Als Grund, sich nicht stärker im Themenfeld Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu engagieren, geben 65 % der Arbeitgeber an, dass die Notwendigkeit für betriebliches Handeln erst in ein paar Jahren bestehen wird, wenn die Zahl Pflegebedürftiger weiter zugenommen hat.

Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie gGmbH, warnt: 'Mit dieser Haltung verpassen Arbeitgeber eine wichtige Chance, sich rechtzeitig für die Zukunft aufzustellen. Zwei von drei Beschäftigten (69 %) rechnen damit, dass sie künftig einen Angehörigen pflegen werden. Wenn sie keine betriebliche Unterstützung erhalten, wird sich ein nicht unerheblicher Teil dazu entschließen müssen, ihr berufliches Engagement einzuschränken oder sogar ganz aufzugeben. Der personalpolitische Druck wird angesichts des steigenden Fachkräftemangels durch das Pflegethema also unweigerlich und rasant ansteigen.'

Dieser Entwicklung tragen Arbeitgeber jedoch immer noch nicht in ausreichendem Maße Rechnung. Zum einen hat in den letzten drei Jahren der Anteil der Personalentscheider, die sich mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege beschäftigt haben, nur um 12 % (von 38 % auf 50 %) zugenommen. Zum anderen deckt ihr bisheriges Angebot an pflegegerechten Maßnahmen nur unzureichend den Bedarf ab. Arbeitgeber bieten zwar mehrheitlich die von Beschäftigten gewünschten flexiblen Arbeitszeitmodelle und Arbeitszeitkonten an, zu wenig verbreitet sind aber die von den Arbeitnehmern für sinnvoll erachteten finanzielle Hilfen und bezahlte Freistellungen. Die Möglichkeit zur Arbeitszeitreduzierung und unbezahlte Freistellungen bieten die Arbeitgeber dagegen in einem höheren Umfang an, als er von den Beschäftigten für sinnvoll erachtet wird.

Aus Sicht von Stefan Becker

Fehlende Strategie trifft auf mangelnde Kommunikation
Stefan Becker: 'Hier treffen zwei wichtige Aspekte zusammen: die fehlende strategische Auseinandersetzung und die mangelnde Kommunikation mit den Beschäftigten. 84 % der Arbeitgeber geben beispielsweise an, dass sie Schwierigkeiten beim Einstieg in das Thema haben, weil ihnen Praxishilfen fehlen. Auch der angeblich hohe organisatorische Aufwand (84 %) und eine erwartete Kostenintensität (80 %) stehen einem Ausbau der Maßnahmen im Weg. Dieses Zögern muss dringend einer Offensive weichen, in der die pflegegerechte Personalpolitik strategisch angelegt ist. Dabei ist es wichtig, gemeinsam mit den Beschäftigten Lösungen zu erarbeiten. Reden Arbeitgeber und Beschäftigte nicht miteinander, können auch keine passgenauen Angebote entstehen.'

Praxishilfe 'Stufenplan'
Der von der berufundfamilie gGmbH entwickelte Stufenplan zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege dient Arbeitgebern als praktisches Hilfetool beim Einstieg in das Thema. In vier strategisch aufeinander aufbauenden Stufen listet er über 80 mögliche Maßnahmen, die häufig nur eines geringen Aufwands und geringer Kosten bedürfen. Dabei sieht er von Anfang an die Kommunikation als einen der Schlüssel zu einer gelingenden pflegegerechten Personalpolitik.




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