Wissenschaftsrat: Gothaer Einrichtungen sollen ihr Potenzial besser ausschöpfen

15.07.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Wissenschaftsrat.

Mit der Forschungsbibliothek Gotha, dem Forschungszentrum Gotha und der für die Gothaer Museen zuständigen Stiftung Schloss Friedenstein verfügt die ehemalige Residenzstadt über ein Ensemble von herausragender wissenschaftlicher und kultureller Bedeutung. Wie an kaum einem anderen Ort lässt sich hier der Wandel höfischer Wissenskulturen von der Reformation bis über das späte 19. Jahrhundert hinaus nachvollziehen.

„Die Bibliothek und die musealen Sammlungen, die die Gothaer Herzöge im Verlauf der Jahrhunderte zusammengetragen haben, sind eine Goldgrube für die geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung. Mit dem Forschungszentrum wurden sehr gute institutionelle Voraussetzungen geschaffen, um diesen Schatz zu heben“, so Manfred Prenzel, Vorsitzender des Wissenschaftsrates. „Damit dies gelingen kann, müssen die Gothaer Einrichtungen künftig allerdings wesentlich enger zusammenarbeiten.“

In seiner Stellungnahme zeigt sich der Wissenschaftsrat von den Leistungen der Forschungsbibliothek und des Forschungszentrums beeindruckt. Die Forschungsbibliothek Gotha hat sich ungeachtet ihrer knapp bemessenen personellen Ausstattung zuletzt erfolgreich zu einer forschenden Einrichtung entwickelt. Gemeinsam mit Kooperationspartnern ist es ihr vorbildlich gelungen, die Erschließung ihrer wertvollen Bestände an teilweise unikalen Drucken, Handschriften und historischen Karten mit sammlungsbezogener Forschung zu verbinden. Die Ergebnisse dieser Arbeit waren in den vergangenen Jahren immer wieder in hochwertigen Ausstellungen zu sehen. Auch den Forschungsprojekten des Forschungszentrums Gotha bescheinigt der Wissenschaftsrat sehr gute bis hervorragende Qualität. Zudem hat sich das Zentrum als eine wichtige soziale Infrastruktur mit großer internationaler Ausstrahlung etabliert, die jedes Jahr renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere der geistes- und kulturwissenschaftlichen Frühneuzeitforschung aus aller Welt anzieht. Diese schätzen den wissenschaftlich anregenden Austausch im Forschungszentrum und nutzen die wertvollen Bestände der Forschungsbibliothek sowie der Stiftung Schloss Friedenstein für ihre Forschungsarbeiten. Die Gemälde- und Objektsammlungen der Stiftung sind in Teilen von internationaler Bedeutung und in einzigartiger Weise in ihrem Sammlungskontext erhalten, was sie für die Wissenschaft besonders attraktiv macht.

Der Wissenschaftsrat drängt darauf, dass die drei Gothaer Einrichtungen künftig enger zusammenarbeiten, um das große wissenschaftliche Potenzial besser auszuschöpfen, das sich vor Ort bietet. Er begrüßt daher, dass zu Beginn dieses Jahres mit dem „Gothaer Konvergenzmodell“ ein überzeugendes wissenschaftliches Konzept vor­ge­­­legt wurde, in dem die drei Einrichtungen ihre Erschließungs-, Digitalisierungs- und Forschungsvorhaben eng aufeinander abstimmen. „Wenn dieses Konzept umgesetzt wird, können die künstlich auseinandergerissenen und auf unterschiedliche Einrichtungen verteilten Bestände in Gotha wissenschaftlich wieder zusammengeführt und als Einheit wahrgenommen werden“, so Prenzel. Mit diesem Ziel sollen die Einrichtungen einen Kooperationsvertrag schließen und ein Direktorium einrichten, in dem die Leitungen von Forschungsbibliothek, Forschungszentrum und Stiftung möglichst gleichberechtigt einen Zeit- und Ressourcenplan für die Umsetzung ihres Konzepts erarbeiten. Den Freistaat Thüringen ruft der Wissenschaftsrat auf, die Zusammenarbeit der Einrichtungen durch zusätzliche Mittel zu unterstützen. Ein größeres finanzielles Engagement des Landes ist aus Sicht des Wissenschaftsrates auch erforderlich, damit Forschungsbibliothek und Forschungszentrum ihre Kernaufgaben weiterhin in sehr guter Qualität wahrnehmen können. „Allerdings sollten die Gothaer Einrichtungen ihre Kooperationsbereitschaft nicht von einer Verbesserung ihrer Grundausstattung abhängig machen, sondern ihr überzeugendes Konzept für eine engere Zusammenarbeit umgehend konkretisieren und umsetzen“, mahnt Prenzel.


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