1. Bereits zur Vorbereitung dieser Konferenz wurde zusammen mit dem ansässigen Bibliotheksverbund, dem KOBV (Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg), die entsprechende IT-Infrastruktur geschaffen. "> Rahmenbedingungen für Open Access am Beispiel der Fachhochschule Wildau (Brandenburg) | dasBibliothekswissen

Rahmenbedingungen für Open Access am Beispiel der Fachhochschule Wildau (Brandenburg)

07.01.2013  — Frank Seeliger.  Quelle: allianz-initiative.de.

Die damalige Fachhochschule – seit 2009 Technische Hochschule [FH] – bekundete ihr Interesse an Open Access 2006 mit einer Konferenz Wissenschaft im Netz mit Open Access 1. Bereits zur Vorbereitung dieser Konferenz wurde zusammen mit dem ansässigen Bibliotheksverbund, dem KOBV (Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg), die entsprechende IT-Infrastruktur geschaffen.

Seit September 2006 steht mit dem KOBV als Application-Service-Provider (ASP) 2 und der von ihm gepflegten Software OPUS ein verlässlicher Partner zur Pflege des institutionellen Publikationsservers zur Verfügung 3.

Das große Interesse und die sehr gute Rezeption an der Konferenz war für das Bibliotheksteam der Startschuss, sich für die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur einzusetzen und dafür an der eigenen Einrichtung zu werben. Einen Meilenstein bildete 2007 die Unterzeichnung der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Über den förmlichen Akt hinaus fand dies auch regionalen Anklang 4. Die Hochschule in Wildau verfolgt mit der Unterzeichnung das Ziel, »als Forschende Fachhochschule ihre wissenschaftliche Expertise in vielen Bereichen transparent zu gestalten und potenzielle Kooperationspartner für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.«

Weitere Unterstützung erfuhr die Open-Access-Initiative 2008 durch das brandenburgische Hochschulgesetz, das die Förderung des freien Zugangs zu wissenschaftlichen Informationen durch die Hochschulbibliotheken festlegt. Zudem wird in der Diskussion um die Neufassung dieses Gesetzes explizit der Open- Access-Gedanke als Begründung aufgeführt 5.

Seit der Implementierung der hochschuleigenen Open-Access-Plattform sind auf dem Publikationsserver bzw. institutseigenen Repositorium bislang über einhundert Dokumente aufgenommen worden. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig bei den alljährlich herausgegebenen hochschuleigenen Wissenschaftlichen Beiträgen als gebundener Ausgabe 6, die außerdem mit jedem einzelnen Beitrag als unselbständiges Werk über die institutseigene Open-Access-Plattform OPUS erfasst sind.

Diese Wissenschaftlichen Beiträge enthalten kondensierte Versionen von exzellenten Abschlussarbeiten Wildauer Studierender und im Wesentlichen Forschungsergebnisse verschiedener drittmittelgeförderter und anderer Forschungsprojekte von Lehrenden und Studierenden, an denen die Hochschule Wildau beteiligt ist. Die OPUS-Plattform wurde auch für die Studierenden geschaffen, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Abschlussarbeit bei Erfüllung von festgelegten Qualitätskriterien als digitale Kopie auf dem institutseigenen Repositorium zu hinterlegen 7.

Die Annahme dieses Angebots ist jedoch noch ausbaubedürftig: Alle gedruckten Abschlussarbeiten ohne Sperrvermerk sind als Nichtprüfungsexemplar in den Bestand der Bibliothek aufgenommen, zugänglich und stark nachgefragt. Autoren studentischer Abschlussarbeiten nutzen dieses Open-Access-Angebot allerdings nicht annähernd so stark wie Promovierende, die ihrer Publikationspflicht nicht selten im Rahmen von Online- Editionen nachkommen.

Auch für andere qualitätsgeprüfte Reihen, z. B. für Kongressbände und Schriftenreihen, die zur Profilierung der TH Wildau beitragen, wird das Angebot der Online-Publikation regelmäßig genutzt. Indem mit Hilfe des Open-Access- Servers auch digitale Tagebücher aus dem 19. Jahrhundert und dem Westhimalajaraum der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, steigt ebenfalls die Sichtbarkeit der TH Wildau 8.

In den aufgezeigten Fällen wird im Wesentlichen der Grüne Weg beschritten. Für Autoren ist dabei aus repräsentativen Gründen wichtig, dass ihre Schriften zumindest on demand auch gedruckt zur Verfügung gestellt werden können. Eine große Herausforderung für das Bibliotheksteam ist es nach wie vor, die hauptamtlich an der Hochschule beschäftigten Autoren neben dem fortlaufenden Tagesgeschäft dafür zu gewinnen, ihre zahlreichen Veröffentlichungen, ca. einhundert pro Jahr 9, über den hochschuleigenen Publikationsserver zur Verfügung zu stellen, sofern dies gemäß der SHERPA/ RoMEO-Listen möglich ist. Der entscheidende Punkt dafür liegt weniger in der fehlenden Bereitschaft der Urheber als im Zeitaufwand für notwendige Recherchen, Kommunikation und Aufbereitung der Daten.

Entsprechend ihrer Open-Access- Initiative übernimmt die Hochschule auch die Publikationskosten für den Goldenen Weg. Dies erfolgte erstmals 2010 anlässlich einer Veröffentlichung eines Wildauer Forschungsteams in einem ausschließlich online erscheinenden Open- Access-Journal 10.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass an der TH Wildau die monetäre und IT-Infrastruktur ebenso wie die ideelle Bereitschaft zur Umsetzung von Open Access vorhanden ist. Zur Marktdurchdringung bzw. zur Vermittlung der Mehrwerte bedarf es jedoch eines engagierten und umsichtigen Kümmerers. Daher muss das Tätigkeitsfeld einer Bibliothek um diese Komponente erweitert werden.

Dr. Frank Seeliger
Technische Hochschule Wildau
Hochschulbibliothek
frank.seeliger@th-wildau

 


1 Siehe http://www.th-wildau.de/hochschule/einrichtungen/bibliothek/die-bibliothek-vor-ort/veranstaltungen-events/wissenschaft-im-netz-mit-open-access-vortraege.html und http://www.th-wildau.de/fileadmin/dokumente/bibliothek/dokumente/OA_TFHW_061026_Programmflyer.pdf.
2 Bis Ende 2009 wurden die Kosten gegenüber dem KOBV für das Betreiben der Opus-Instanz bzw. Publikationsserver vom »Hochschul-Verbund für Multimedia und eLearning in Brandenburg« (HVMB) getragen, seit 1.1.2010 aus dem regulären Bibliotheksbudget bestritten.
3 Alle diesbzgl. Informationen sind zusammengestellt unter: http://www.th-wildau.de/bibliothek/open-access-publizieren-an-der-th-wildau.html.
4 Siehe http://www.th-wildau.de/aktuelles/presse-und-medien/pressemitteilungen/archiv/presse-2007.html.
5 Gesetz zur Neuregelung des Hochschulrechts des Landes Brandenburg (Brandenburgisches Hochschulgesetz). Drucksache 4/6419. 2008.
6 Siehe http://www.th-wildau.de/aktuelles/presse-und-medien/hochschulmedien-und-publikationen/wissenschaftliche-beitraege.html.
7 Siehe Vorschlagsformular unter http://www.th-wildau.de/fileadmin/dokumente/ bibliothek/dokumente/Online-Veroeffentlichung.pdf.
8 Siehe einleitend http://opus.kobv.de/tfhwildau/volltexte/2012/138/.
9 Siehe http://www.th-wildau.de/index.php?id=1224&order=jahr.
10 BMC Genomics 2010, 11:168; doi:10.1186/1471-2164-11-168, published: 12 March 2010.

 

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