Personalexperten: Arbeitszeugnisse häufig geschönt oder sogar selbst verfasst

05.02.2013  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: personal total AG.

Arbeitszeugnisse, die eine Beurteilung des Mitarbeiters enthalten, fallen oft zu positiv aus und werden häufig von den Mitarbeitern sogar selbst verfasst. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Personalberatung personal total AG, an der sich 266 Personalexperten in Deutschland beteiligt haben.

Die Umfrage zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen dem immer noch hohen Stellenwert von qualifizierten Arbeitszeugnissen bei der Bewerberauswahl und ihrem tatsächlichen Informationsgehalt: So sind 87 Prozent der Teilnehmer der Meinung, dass eine Bewerbung ohne qualifiziertes Arbeitszeugnis unvollständig ist und 77 Prozent lehnen Bewerbungen häufig oder zumindest gelegentlich aufgrund der vorgelegten Zeugnisse ab. Gleichzeitig haben mehr als zwei Drittel der Teilnehmer schon selbst eine aus ihrer Sicht eigentlich zu positive Beurteilung ausgestellt, um mögliche Auseinandersetzungen mit dem Arbeitnehmer zu vermeiden. Weit verbreitet ist auch die Praxis, das Arbeitszeugnis durch den Mitarbeiter selbst verfassen zu lassen: Über 80 Prozent der Personalverantwortlichen geben an, dass sie einige (63 Prozent) oder sogar zahlreiche (20 Prozent) Fälle kennen, in denen ein Zeugnis auf diese Weise entstanden ist.

Die schriftliche Beurteilung entspricht damit häufig nicht mehr der tatsächlichen Leistung und dem Engagement des Mitarbeiters, so dass das qualifizierte Arbeitszeugnis zukünftigen Arbeitgebern kaum noch Anhaltspunkte für eine realistische Einschätzung bietet. Dies spiegelt sich auch in der Unsicherheit, die viele Personaler bei der Zeugnisbewertung haben: Nur knapp ein Viertel (24 Prozent) der Umfrageteilnehmer glaubt von sich, aus qualifizierten Arbeitszeugnissen immer oder zumindest in den meisten Fällen eine korrekte Bewertung ableiten zu können.

„Unsere Expertenbefragung zeigt, dass das qualifizierte Arbeitszeugnis offensichtlich nicht mehr zeitgemäß ist“, erläutert personal total Vorstand Armin Betz. „Es sorgt für hohen Aufwand bei den Personalabteilungen, ist Ursache für Missverständnisse auf beiden Seiten und immer wieder auch Anlass für gerichtliche Auseinandersetzungen. Arbeitsproben, Referenzen und auch ausführliche Tätigkeitsbeschreibungen sind heute deutlich objektivere und fairere Grundlagen für die Auswahl eines Mitarbeiters. Darauf sollten auch der Gesetzgeber und die Tarifpartner reagieren und eine Neuregelung angehen.“

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