Partizipation in den USA: Wie Bibliotheken Bürger*innen einbeziehen

19.07.2017  — Andreas Mittrowann.  Quelle: Globolibro.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie selten Bürgerinnen und Bürger in strategische Planungen oder die Schaffung neuer Services in der Bibliothek einbezogen werden. Gerade vor dem Hintergrund der extremen Dynamik in der digitalen Welt erscheint es mehr denn je notwendig, die „Weisheit der Vielen“ für die Bibliotheksentwicklung zu nutzen.

Drei aktuelle Beispiele aus den USA zeigen, wie es auch bereits im kleinen Maßstab gehen kann:

  • Die Peter White Public Library in Marquette (rund 20.000 Einwohner, Michigan) hat mit der Aktualisierung ihres Strategieplans begonnen und rief die Bürger*innen zur Mitgestaltung im Rahmen von drei Fokusgruppen-Sessions im Juni auf. Interessierte konnten sich über die Website der Bibliothek und eine Telefonnummer informieren. Als positives Ergebnis einer entsprechenden Initiative zum Strategieplan des Jahres 2006 wird die erfolgreiche Erweiterung der Services für Teenager in den Bereichen Medien, Personal und Einrichtung genannt.
  • Die Beverly Public Library (rund 40.000. Einwohner, Massachusetts) hat einen anderen Weg gewählt: Sie nutzt als Beteiligungsinstrument eine Online-Befragung der Einwohner*innen. Die Fragen umfassen dabei unter anderem die Häufigkeit der Bibliotheksbesuche, die typischen Nutzungsformen, Gründe für die Nichtnutzung, Bibliotheksbesuche durch eigene Kinder, die Bewertung der digitalen Dienste der Bibliothek oder die Auffindbarkeit einzelner Dienstleistungen und Bereiche.
  • Schließlich bildet die Haywood County Library in North Carolina (rund 60.000 Einwohner im County) ein drittes, interessantes Beispiel für Beteiligungsprozesse. Dort wurden umfassende Renovierungs- und Erneuerungsmaßnahmen im Wert von 6 Mio. US-Dollar vom Gemeinderat abgelehnt. County Manager Ira Dove will aber nicht aufgeben und stattdessen einen strategischen Bibliotheksplan mit Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen, um das Projekt doch noch zum Erfolg zu führen. Grundlage dafür soll unter anderem eine Bürgerbefragung aus dem vergangenen Jahr sein. Auf den ersten fünf Plätzen der Einwohner*innen standen demnach ein größerer Medienbestand (54 Prozent), erweiterte Öffnungszeiten (42 Prozent), mehr Veranstaltungen für Erwachsene (27 Prozent), zusätzliche Flächen zur stillen Nutzung und zum Lernen (25 Prozent) und eine bessere technologische Ausstattung. Auch in Haywood waren die Bürger*innen eingeladen, im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen Input zum aktuellen Stand des strategischen Plans zu geben und somit gemeinsam eine bürgernähere Bibliothek zu gestalten.

Natürlich sind das nur einige wenige Ausschnitte aus einer Vielzahl von Möglichkeiten, unter denen aktuell das Design Thinking for Libraries eine vermehrte Beachtung erfahren hat.

Links und Nachweise:

http://www.upmatters.com/news/local-news/peter-white-public-library-strategic-planning-focus-group-sessions/732942788

https://patch.com/massachusetts/beverly/beverly-library-surveys-residents-strategic-plan

http://beverlypubliclibrary.org/survey/

https://www.surveymonkey.com/r/HR2RN3D

http://www.smokymountainnews.com/media/pdf/HCPLStrategic.pdf

http://www.smokymountainnews.com/news/item/20146-public-input-will-guide-library-s-renovation

Globolibro


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