Lizenzierungsservice Vergriffene Werke

15.10.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Deutsche Nationalbibliothek.

Als Beitrag zur Digitalisierung der Literatur des 20. Jahrhunderts ist der Lizenzierungsservice Vergriffene Werke (VW-LiS) der Deutschen Nationalbibliothek erfolgreich gestartet.

Für die ersten 352 Titel wurden im September Nutzungslizenzen durch die VG Wort erteilt. Die Deutsche Nationalbibliothek kann diese Werke nun digitalisiert im Internet zugänglich machen.

Der Lizenzierungsservice richtet sich auch an andere Bibliotheken und Archive, die vergriffene Werke aus ihrem Bestand im Rahmen von digitalen Sammlungen nutzen möchten. Erste Lizenzierungsanträge sind sofort nach dem Start des Dienstes durch Bibliotheken gestellt worden. Die Deutsche Nationalbibliothek konnte diesen Dienst entwickeln, nachdem der Deutsche Bibliotheksverband (dbv), die Verwertungsgesellschaften WORT und Bild-Kunst und die Kultusministerkonferenz die entsprechenden begleitenden Verträge ausgehandelt und auch die konkrete Umsetzung unterstützt hatten.

"Die Wahrnehmung gedruckter Texte und ihre Nutzung durch Wissenschaft und Forschung hängen immer stärker davon ab, inwieweit sie digital im Internet verfügbar sind. Nun wird es möglich, einen wesentlichen Teil der vor 1966 erschienenen und derzeit nur in den Bibliotheken zugänglichen Bücher in zeitgemäßer Form anzubieten", sagt Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek zum Start des Dienstes. "Um die Neuregelung zum Umgang mit vergriffenen Werken für Bibliotheken effizient nutzen zu können, haben wir einen Service aufgebaut, der alle Verfahrensschritte von der Recherche über die Beantragung und schließlich Lizenzierung durch die VG-Wort integriert."

Robert Staats und Rainer Just vom Vorstand der VG-Wort: "Die Digitalisierung und Zugänglichmachung von vergriffenen Werken ist ein kulturpolitisch wichtiges Anliegen. Es ist deshalb höchst erfreulich, dass es allen Beteiligten gelungen ist, sich auf ein Lizenzierungsmodell unter Einbeziehung der Verwertungsgesellschaften zu verständigen. Dadurch ist sichergestellt, dass die erforderlichen Rechte zentral vergeben werden können und gleichzeitig eine angemessene Vergütung an die Rechteinhaber gezahlt wird."

Eine im April 2014 in Kraft getretene Änderung im Gesetz über die Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten (UrhWahrnG) bezüglich der vor 1966 erschienenen und vergriffenen Werke ermöglicht unter bestimmten Umständen die Vervielfältigung und öffentliche Zugänglichmachung ausschließlich zum Zweck der Nutzung im Rahmen von digitalen Bibliotheken. Der Lizenzierungsservice (VW-LiS) erleichtert die Ermittlung vergriffener Werke und den Lizenzerwerb. Durch die weitgehende Automatisierung des Verfahrens werden die Aufwände für alle Seiten klein gehalten. Der Lizenzierungsservice, der die Verfahrensschritte von der Recherche der Titel über die Antragstellung bei den Verwertungsgesellschaften bis zur Anzeige im Register des Deutschen Marken- und Patentamts zusammenführt, wird seitens der DNB kostenfrei angeboten.

Weitere Informationen

Beispiele

Beide kurz vor dem Novemberpogrom 1938 erschienene Werke befassen sich mit der jüdischen Auswanderung aus NS-Deutschland. Sie stellen Publikationen dar, mit Hilfe derer die Auswanderung (später Flucht) vorbereitet werden konnte und geben heute Auskunft darüber, mit welchen bürokratischen und anderen Hürden zu rechnen war.

Hintergrund

Die Deutsche Nationalbibliothek ist die zentrale Archivbibliothek und das nationalbibliografische Zentrum der Bundesrepublik Deutschland. Neben der Nutzung der Sammlungen an den Standorten Leipzig und Frankfurt am Main bietet die Deutsche Nationalbibliothek Dienstleistungen für Bibliotheken, Buchhandel, wissenschaftliche Einrichtungen und eine Vielzahl individueller Nutzungen auch im Internet an. Die zum 1. April 2014 im Gesetz über die Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten (UrhWahrnG) in Kraft getretene Änderung erlaubt für vergriffene Druckwerke, die vor dem 1. Januar 1966 in Büchern, Fachzeitschriften, Zeitungen, Zeitschriften oder in anderen Schriften veröffentlicht wurde und die sich im körperlichen Bestand der Institution befindet, die Einräumung von Lizenzen zur Vervielfältigung und öffentlichen Zugänglichmachung ausschließlich zum Zweck der Nutzung im Rahmen von digitalen Bibliotheken durch die VG Wort.

Die Verwertungsgesellschaften WORT und Bild-Kunst sind zwei von insgesamt 13 Verwertungsgesellschaften in Deutschland. Sie sind rechtsfähige Vereine kraft Verleihung, in denen sich Text- bzw. Bild-Autoren und Verlage zur gemeinsamen Verwertung von Urheberrechten zusammengeschlossen haben. Die VG WORT verwaltet treuhänderisch urheberrechtliche Nutzungsrechte und Vergütungsansprüche für mehr als 400.000 Autoren und über 10.000 Verlage in Deutschland. Die VG Bild-Kunst vertritt über 46.000 Deutsche Urheber und Verlage. Weiterhin unterhalten die beiden Verwertungsgesellschaften bedeutsame soziale und kulturelle Einrichtungen, die der Vorsorge und Unterstützung der von ihr vertretenen Autoren und Verlage dienen. Bei der VG Wort sind dies der Sozialfonds, der Förderungsfonds Wissenschaft sowie das Autorenversorgungswerk. Bei der VG Bild-Kunst sind Kultur- und Sozialwerk eigenständige Stiftungen, die die kulturelle Förderung und soziale Unterstützung übernehmen. Der Hauptsitz der 1958 gegründeten VG WORT ist in München; die 1969 gegründete VG Bild-Kunst ist in Bonn ansässig. In Berlin unterhalten VG WORT und VG Bild Kunst gemeinsam ein Hauptstadtbüro. Informationen gibt es unter www.vgwort.de und www.bildkunst.de.


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