Bildung statt Kohle: eine neue Stadtbibliothek für Recklinghausen

19.12.2018  — Andreas Mittrowann.  Quelle: Globolibro.

Viele Regionen Deutschlands sind von einem tiefgreifenden Strukturwandel betroffen. Gerade Regionen mit ehemals starker Kohleförderung stehen vor großen Herausforderungen. Um dem "gefühlten Leerstand" entgegenzuwirken, ist ein kulturelles Angebot absolut essentiell. Nun wurde in Recklinghausen eine neue Stadtbibliothek eröffnet.

Die Kreisstadt Recklinghausen liegt im Ruhrgebiet, im Nordwesten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Sie ist die einzige Großstadt und gleichzeitig Sitz des bevölkerungsreichsten deutschen Landkreises, des Kreises Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster. Recklinghausen ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen, Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr und bundesweit für die alljährlichen Ruhrfestspiele bekannt. Aktuell hat die Stadt rund 113.000 Einwohner. (Quelle: Wikipedia)

Recklinghausen ist wie viele andere Städte in der Region „Vest“ vom Strukturwandel geprägt. Die Kohleförderung als Wirtschaftfaktor existiert nicht mehr, die Arbeitslosenquote liegt bei rund zehn Prozent. Auch wenn die Stadt eine hohe sogenannte Handelszentralizität aufweist, liegt der „gefühlte Leerstand“ in der Innenstadt deutlich höher als bei mancher Einkaufsstadt im Süden der Republik.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur folgerichtig, dass der Rat der Stadt auf Bildung als zentrales Thema setzt und im vergangenen Jahr beschlossen hatte, die Stadtbibliothek vom bisherigen historischen Willy-Brandt-Haus in ein ehemaliges Kaufhaus mit einer noch zentraleren Innenstadtlage umziehen zu lassen.

Am 15. Dezember wurde die neue Stadtbibliothek im Rahmen einer offenen Feierstunde eingeweiht. Bürgermeister Christoph Tesche betonte in seiner Rede die besondere Rolle der Bibliothek als „Frequenzbringer“ und Baustein der Stadtentwicklung. Staatssekretär Klaus Kaiser vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) unterstrich die neue Bedeutung von Bibliotheken als „Dritte Orte“ für Aufenthalt und Begegnung, die weit über die klassische Funktion der Ausleihstation hinausgehe. Insofern steht diese Bibliothek auch idealtypisch für den Paradigmenwandel in Bibliotheken und die damit verbundenen Herausforderungen.

Das zeigt sich auch in der konkreten Realisierung: Die Bibliotheksetage im Erdgeschoss des Gebäudes erstreckt sich auf über 1000 qm und ist gekennzeichnet durch weiße Regale und Präsentationsmöbel, die mit farblichen Akzenten der Sessel, Sitzmöbel und einer Gaming-Zone kontrastiert werden. Sichtbarkeit und Transparenz spielen eine deutlich größere Rolle als Innenraumgestaltungen früherer Jahrzehnte. Der coole Look der Bibliothek wird durch einladende Sessel, einen attraktiven Zeitschriftenbereich in einem Glaspavillion sowie designorientierte Hängelampen um eine Vielzahl von Blickfängen ergänzt. Cloudboards und digitale Whiteboards bereichern die Präsentation um zeitgemäße Technologie. Besonders clever: In der Mitte der Bibliothek wurde eine versteckte Fläche für Veranstaltungen integriert, um bei Bedarf eine entsprechende Raumvergrößerung realisieren zu können.

Die neue Stadtbibliothek in Recklinghausen zeigt auf diese Weise zentrale Faktoren der zukunftsorientierten Bibliotheksgestaltung auf: Außenwirkung, Wohlfühlambiente, Interaktivität, Lern- und Entwicklungsraum, Spielfreude sowie Transparenz als wichtige Faktoren machen die „neue Währung“ für das Ruhrgebiet deutlich: Bildung statt Kohle!

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