Bibliotheken in der Shareconomy: Open Access als Geschäftsmodell - Aktuelle IAT-Veröffentlichung

07.01.2015  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: Institut Arbeit und Technik.

Shareconomy – Güter tauschen und verleihen anstatt sie zu kaufen und zu besitzen – ist in den letzten Jahren zum Modethema geworden. Die wohl älteste Form dieser gemeinsamen Nutzung von Ressourcen stellen Bibliotheken dar: Nicht alle, die ein Buch lesen wollen, kaufen es sich selbst, sondern leihen es für eine begrenzte Zeit aus und stellen es nach der Nutzung der nächsten interessierten Person zur Verfügung. Das Internet eröffnet hier ganz neue Möglichkeiten, Wissen zu teilen. Wie das funktionieren und der freie Zugang zu wissenschaftlichem Wissen gewährleistet werden kann, untersucht ein aktueller Forschungsbericht aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT/ Westfälische Hochschule).

Die IAT-Wissenschaftlerin Dr. Karin Weishaupt befasst sich darin vorrangig mit wissenschaftlichen Fachzeitschriften, da diese Publikationsform im heutigen Wissenschaftsbetrieb inzwischen die Hauptrolle spielt. Angesichts der steigenden Literaturproduktion und sinkender Bibliotheks¬etats wird es immer schwieriger, alle relevanten Bücher und Zeitschriften zu erwerben und für die Benutzung zur Verfügung zu stellen. Das etablierte System, dass Wissenschaftler ihre Erkenntnisse schriftlich niederlegen, Verlage diese drucken und vertreiben, Bibliotheken diese Publikationen kaufen und damit der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, funktioniert nicht mehr, weil die Etats nicht mehr ausreichen. Eine Lösung könnte darin bestehen, auf Papiererzeugnisse zu verzichten, rein elektronisch zu publizieren und diese Dateien kostenfrei über das Internet zur Verfügung zu stellen.

Seit den 1980er Jahren werden Zeitschriften elektronisch veröffentlicht. „Aber das Aufkommen elektronischer Zeitschriften hat den Zugang nur für diejenigen erleichtert, die die Zeitschriften abonniert haben, nicht für die Allgemeinheit“, stellt die Forscherin fest. „Erst das Prinzip des freien Zugangs – Open Access – eröffnet neue Nutzungsmöglichkeiten für Zeitschriften wie auch Nachschlagewerke und andere Informationsmittel“. Allerdings verursachen auch Zeitschriften nach dem Open-Access-Prinzip Kosten, die über verschiedene Geschäftsmodelle abgedeckt werden müssen. Die Verlage finanzieren diese zunehmend durch Autorengebühren. Damit findet eine Kostenverlagerung statt: Nicht mehr diejenigen, die eine Zeitschrift abonnieren, weil sie sie lesen wollen, zahlen dafür, sondern diejenigen, der darin publizieren wollen. Nur teilweise werden die Kosten von Universitäten und Wissenschaftsgesellschaften übernommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt die Einrichtung von Publikationsfonds, um damit dauerhafte und verlässliche Strukturen zur Finanzierung von Open-Access-Publikationen zu schaffen. Andere Möglichkeiten sind die Herausgabe und Finanzierung von Zeitschriften durch Fachgesellschaften oder Hochschulen. „Hier sind weitere kreative Vorschläge für Finanzierungsmodelle gefragt“, wünscht sich die IAT-Wissenschaftlerin.

Damit Open Access zu einem Geschäftsmodell, einem Wirtschaftsfaktor werden kann, muss die Akzeptanz für diese Publikationsform dringend gesteigert werden. „Unbedingt notwendig ist, dass die Redaktionen von Open-Access-Zeitschriften eine strikte Qualitätskontrolle durchführen“, so Dr. Karin Weishaupt. Die Diskussion um Open Access sollte versachlicht werden und sowohl ökonomische Aspekte als auch Fragen der Qualitätssicherung einbeziehen.


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