Bericht zur Lage der Bibliotheken 2016

31.10.2016  — Anja Giering.  Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.

Seit 2010 veröffentlicht der Deutschen Bibliotheksverband e.V. jährlich einen Bericht zur Lage der Bibliotheken, um Entscheidungsträger über Leistungen und Arbeitsbedingungen der Bibliotheken zu informieren und bibliothekspolitische Forderungen zu formulieren.

Im dbv sind mehr als 2.000 Bibliotheken aller Sparten und Größenklassen Deutschlands zusammengeschlossen. Der gemeinnützige Verein dient der Förderung des Bibliothekswesens und der Kooperation aller Bibliotheken. Sein zentrales Anliegen ist es, Bürgern den Zugang zu den bestmöglichen Angeboten zu verschaffen.

In einer zeitgemäßen Kultur- und Bildungslandschaft sind moderne und leistungsstarke Bibliotheken gefragt. Als Orte der Bildung, Wissenschaft und Integration stärken sie die gesellschaftliche Teilhabe in der digitalen Welt. Die Zahlen des aktuellen Berichts belegen, dass Bibliotheken mit jährlich über 218 Millionen Besuchern immer wichtiger werden. 2010, mit dem Start des ersten Berichts, waren es noch 200 Millionen – seitdem sind die Besucherzahlen konstant gewachsen.

Die diesjährige Finanzumfrage hat jedoch ergeben, dass grundlegende Dienstleistungen und Angebote aufgrund fehlender Mittel in vielen Bibliotheken nur eingeschränkt erbracht werden können. Deshalb verlangt der dbv, den rechtlichen und finanziellen Rahmen für die Arbeit von Bibliotheken zu optimieren. Vor allem politische Entscheidungen seien jetzt gefordert – der neue Bericht zeige, wo Handlungsbedarf bestehe.

Die folgenden Forderungen stehen im Mittelpunkt des Berichts zur Lage der Bibliotheken 2016:

Bibliotheken als zentrale Orte der Stadtgesellschaft stärken

„Bibliotheken sind das Herz der Stadtgesellschaft: als öffentliche Kulturorte wirken sie mit einem großen Netzwerk von Partnern in die Stadt hinein und bieten in ihren Häusern Freiräume für Bildung, Arbeit und Freizeit. Sie vermitteln Schlüsselqualifikationen für das Leben in der digitalen Gesellschaft. Ihre Bildungs- und Kulturangebote sind offen für alle Bevölkerungskreise. Eine zukunftsorientierte Stadtpolitik muss die Bibliothek daher ins Zentrum ihrer kommunalen Strategie rücken und ihre Finanzierung sicherstellen.“

Ausbau der Bibliotheken im ländlichen Raum zu Orten für Innovation und Integration

„Die Transformation der ländlichen Räume in Deutschland ist tiefgreifend. Etwa 90 Prozent der Fläche Deutschlands zählen zu den ländlichen Räumen. In Dörfern, Gemeinden und Städten auf dem Land leben mehr als die Hälfte der Einwohner. Die Folgen des demografischen Wandels mit Alterung, Abnahme und Internationalisierung der Bevölkerung ist hier besonders spürbar. Bei der Gestaltung der notwendigen Veränderungen spielen Bibliotheken als oftmals eine der letzten verbliebenen Kultur- und Bildungseinrichtungen vor Ort eine entscheidende Rolle.“

Sicherung des Kulturguts ist gesamtstaatliche Aufgabe

„Die schriftlichen Überlieferungen in den Archiven und Bibliotheken Deutschlands sind das Gedächtnis der Kulturnation. Millionen von wertvollen Originalen sind aber durch Faktoren wie säurehaltigem Papier oder unzureichender Lagerung vom Verfall bedroht. Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts fordert zu Recht, die Bewahrung dieses Erbes als gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern zu begreifen. Die Akteure müssen vernetzt, entsprechende Mittel und Personal bereitgestellt werden.“

Nachhaltige Finanzierung für Informationsinfrastrukturen für die Geisteswissenschaften

„Die ‚Digital Humanities‘ bergen als junger, interdisziplinärer Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften großes Potenzial. Nicht nur ändern sich die Forschungsgegenstände, sondern auch die Methoden. Typische Arbeits- und Forschungsfelder sind etwa digitale Editionen von Büchern, quantitative Textanalysen oder die Visualisierung von Datenstrukturen. Bibliotheken bieten hierfür in Kooperation mit Forschern und Informatikern neue Dienstleistungen an.“

Bibliotheken müssen integraler Bestandteil der digitalen Strategien des Bundes und der Länder sein

„Der digitale Wandel ist zu einer der zentralen Gestaltungsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik geworden. Bund und Länder wollen hierzu auch ihre Aktivitäten beim Thema digitaler Wandel in der Bildung verstärken. Bibliotheken leisten schon heute einen großen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die Rahmenbedingungen des digitalen Wandels zu gestalten und die gesellschaftliche Teilhabe in der digitalen Welt zu stärken.“

Bibliotheken in nationale, landesweite und kommunale Integrationspläne aufnehmen

„Bibliotheken unterstützen die Städte, Kommunen und Länder bei der Integration von Flüchtlingen, indem sie eine Vielzahl speziell konzipierter Bildungsangebote für diese Zielgruppe bereithalten.“

Schluss mit den Sparmaßnahmen! Stärkung von Bibliotheken als kulturelle Begegnungsorte

„Bibliotheken sind zentrale Einrichtungen im Koordinatensystem der sich wandelnden Stadtgesellschaft und leisten als Kulturorte und Begegnungsstätten auch im ländlichen Raum unverzichtbare Arbeit. Aufgrund ihrer mangelnden finanziellen Ausstattung und einer oft fehlenden strategischen Anbindung in den Kommunen werden sie in dieser Funktion aber weiter geschwächt. Die diesjährige Finanzumfrage belegt, dass in vielen Bibliotheken aufgrund fehlender Mittel grundlegende Dienstleistungen und Angebote nur eingeschränkt erbracht werden können.“

Den kompletten Bericht zur Lage der Bibliotheken können Sie hier downloaden: http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/themen/DBV_Bericht_2016_FINAL.pdf

Mehr zur Finanzlage von Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland 2016 finden Sie hier: http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/DBV/themen/Gesamtauswertung_%C3%96B_dbv-Finanzumfrage_2016.pdf


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