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Wachstum fördern lassen!

27.06.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: PersonalGate.

Wie die passenden Fördermittel dringende Investitionen absichern können

Der deutsche Mittelstand ist 2011 wieder bereit für Investitionen. Allerdings ist die Kreditbereitschaft der Banken nach der Krise immer noch zurückhaltend. Eine attraktive Möglichkeit dringende Investitionen dennoch zu realisieren, ist die Beantragung öffentlicher Fördermittel. Investitionsberater Wolfgang Rasspe-Dahmann erklärt worauf Unternehmen bei der Planung und Darstellung von Investitionsvorhaben achten müssen.

Redaktion: „In welchen Bereichen wird denn von mittelständischen Unternehmen aktuell am stärksten investiert Herr Rasspe-Dahmann?“
W. R.-D.:„Die Schwerpunktinvestitionen der deutschen Mittelständler beziehen sich auf Wachstumsfinanzierung, Verbesserung der Energie- und Rohstoffeffizienz sowie neue Produktionsverfahren.

Redaktion:„Wie gestaltet sich dabei für die Unternehmen die Kapitalbeschaffung?“
W. R.-D.:„Zum Teil recht schwierig, denn während die Beratung zur Wachstumsfinanzierung in der Regel von den Hausbanken übernommen wird, stehen viele produzierende Betriebe mit ihren Ideen und Planungen zu ökologischen Themen und neuen Produktionsverfahren häufig ohne Finanzierung da. Aber gerade die Themen Energie- und Rohstoffeffizienz müssen von den Unternehmen jetzt zeitnah umgesetzt werden.

Redaktion:„Wieso zeitnah? Was zwingt die Unternehmen bei diesem Thema zu schnellem Handeln?“
W. R.-D.:„Zum einen wächst das Interesse der Verbraucher an nachhaltigen Produkten stetig und deutliche Preissteigerungen bei Rohstoffen wie z.B. beim Kupfer und die teilweise unsichere Verfügbarkeit zwingen die Unternehmen zum Handeln, d.h. sie müssen gezielt Investitionen planen. Für viele Unternehmen rohstoffabhängiger Branchen werden die hohen Rohstoffpreise künftig zu einem existenziellen Problem.
Zum anderen gibt es mehr und mehr Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie bspw. die veränderte Berechnung der CO2-Emissionen oder das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, welches die Verwendung von erneuerbaren Energien beim Neubau von Gebäuden regelt.

Redaktion:„Haben Sie einen Lösungsansatz für die Unternehmen? Wie können sie auf diese Herausforderungen entsprechend reagieren?“
W. R.-D.:„Die Rohstoffknappheit und die starke Abhängigkeit führen die Unternehmen auch zur Umsetzung und Entwicklung neuer Ideen. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Die Rohstoffknappheit entpuppt sich als idealer Nährboden, um Innovationen für mehr Ressourceneffizienz, Substitution, nachhaltige Produkte und Recycling voranzutreiben, aber dafür benötigen die Unternehmen finanzielle Unterstützung.“

Redaktion:„In welcher Form können Unternehmen abseits von Bankenfinanzierung Unterstützung für diese Vorhaben erhalten?“
W. R.-D.:„Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zum Beispiel gibt es das Förderprogramm ZIM. Dieses fördert innovative Produkte und Prozesse für kleine und mittelständische Unternehmen. Das Programm unterstützt die Innovationskraft der kleinen und mittleren Unternehmen. Die Unternehmen müssen allerdings bei der Antragstellung bereits die Marktfähigkeit der innovativen Produkte nachweisen. Die Investitionen der Unternehmen werden anteilig bezuschusst und dieser Zuschuss muss nicht zurückgezahlt werden.

Redaktion:„Ja, für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit klingt das sehr hilfreich, aber gibt es auch spezielle Programme zur Förderung von Umweltthemen?“
W. R.-D.:„Ja, die gibt es auch. Das ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramm zum Beispiel. Das ERP ist ein Darlehensprogramm mit einem günstigeren Zinssatz im Vergleich zu den Bankkonditionen. Es fördert gezielt Investitionen die Energie einsparen bzw. Umweltschäden vermeiden wie z.B. die Anschaffung von biogas- oder erdgasbetriebenen Fahrzeugen oder Energieeffizienzmaßnahmen im Bereich Haus- und Energietechnik in KMU.

Redaktion:„Wie komplex ist die Beantragung der Fördergelder? Was müssen Unternehmen bei der Antragstellung in Bezug auf die Investitionsrechnung und Darstellung des Vorhabens beachten?“
W. R.-D.:„Am wichtigsten ist natürlich, dass die geplanten Vorhaben zu den jeweiligen Zielen des Förderprogramms passen. Das ERP-Innovationsprogramm ermöglicht z.B. die langfristige Finanzierung marktnaher Forschung und die Entwicklung neuer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen in Deutschland. Am Ende eines solchen Projektes müssen dann Produkte stehen, die auf dem Markt verkaufsfähig sind. Bei Energieeffizienzmaßnahmen ist es so, dass bereits vor der Antragsstellung die geplanten Einsparungen durch die Investitionsmaßnahme ermittelt werden müssen. Ein Gutachten, welches detailliert die Einsparpotentiale aufzeigt, wird von einem von der KfW zugelassenen Berater erstellt.“

Redaktion:„Und wie steht es mit der Rückzahlung? Wie kann ein Unternehmen zeigen, dass es einerseits den Innovationszielen gerecht wird und andererseits auch den Darlehensverpflichtungen nachkommen kann?“
W. R.-D.:„Zunächst muss der Kundennutzen genau beschrieben und der Projektplan erstellt werden. In einem detaillierten Finanzplan werden dann die verschiedenen Kostenarten festgehalten. Zu erwartende Zahlungsüberschüsse werden anhand einer Investitionsrechnung dargestellt. Bei der Investitionsrechnung ist es besonders wichtig ein dynamisches Investitionsrechenverfahren anzuwenden, welches die Langfristigkeit des Projektes genauestens zeigt. Diese Investitionsrechnung sollte mehrere Modelle berücksichtigen, so z.B. die Entwicklung von Kosten und Ertrag wenn die Rohstoffpreise deutlich steigen und die Preise nicht oder nur sehr begrenzt an die Kunden weitergegeben werden können. Und: Wie wirkt sich eine Verteuerung der Investition aus?“

Redaktion:„Können Sie so eine Investitionsrechnung an einem Beispiel erläutern?“
W. R.-D.:„Ja, sicher. Nehmen wir einen Ingenieur, der einen Prototypen eines sehr energieeffizienten Getriebes entwickelt hat und dieses bis zur vollständigen Marktreife weiterentwickeln und testen will. Der Prototyp ist leichter und hat einen geringeren Widerstand als herkömmliche Modelle. Der Erfinder des Getriebes plant nun die Gründung eines Unternehmens und kalkuliert mit Vorlaufkosten von insgesamt 350.000 €.“
Der Erfinder wählt für die Berechnung die Kapitalwertmethode und zeigt damit die Vorteilhaftigkeit der Investition für den Eintritt verschiedener Risikofaktoren.

Redaktion:„Was können das für Risikofaktoren sein und wie wirken sich diese auf den Kapitalwert aus?
W. R.-D.: „Die größten Risiken bei Innovationen sind die Einhaltung der geplanten Kosten und die Absatzchancen im Markt. Wenn sich bswp. die Entwicklungskosten um 50 % erhöhen und sich aufgrund einer verzögerten Markteinführung die Absatzzahlen in den ersten drei Jahren halbieren, so reduziert sich der geplante Kapitalwert immens.
Ein weiteres, aber weniger existenzbedrohendes Risiko betrifft die Materialkosten. Angenommen die Materialkosten verteuern sich pro Jahr statt um 5% mit einem Satz von 20% pro Jahr, dann würde zwar der Kapitalwert sinken, aber der Kapitalwert bliebe deutlich positiv und damit bliebe auch bei diesem Risiko die Investition vorteilhaft.

Redaktion:„Wir sprachen ja vorher bereits über Ressourceneffizienz und die Verteuerung von Rohstoffen. Wie können die Unternehmen der zunehmenden Rohstoffknappheit künftig begegnen?“
W. R.-D.:„Ganz klassisch kann die Rohstoffversorgung durch langfristige Lieferverträge oder Termingeschäfte gesichert werden. Des Weiteren könnten die Unternehmen auch wieder zu größerer Vorratsbildung zurückkehren, was allerdings mehr Kapital bindet. Forschung und Entwicklung im Unternehmen können dazu führen, dass ein wertvoller Rohstoff durch einen anderen, einen günstigeren ersetzt wird. Durch die systematische Erhöhung der Recyclingquote im eigenen Unternehmen können wertvolle Rohstoffe wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden.“

Redaktion: „Für die effiziente Zukunftssicherung steht den Unternehmen jede Menge Arbeit bevor, aber Ihre Lösungsansätze machen Mut. Herr Rasspe-Dahmann, vielen Dank für das informative Gespräch.“

Wolfgang Rasspe-Dahmann war viele Jahre für Investitionen in produzierenden Betrieben verantwortlich als Geschäftsführer und in verschiedenen Leitungsfunktionen. Heute begleitet der Diplom-Kaufmann mittelständische Betriebe bei ihren Investitionsprojekten. http://www.rasspedahmann.de
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