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Was macht ein Vorstand den ganzen Tag?

10.01.2011  — Online-Redaktion Verlag Dashöfer.  Quelle: ManagerGate.

Untersuchung zum Tagesablauf von Vorständen: Hohes Arbeitspensum - Selten am eigenen Schreibtisch - Fast nie allein

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Was kann, was muss?

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Was machen Personen wie Joseph Ackermann, Peter Löscher und Dieter Zetsche eigentlich den ganzen Tag? Die wissenschaftliche Erforschung der tatsächlichen Aufgaben und Tätigkeiten von Führungskräften ist für die Strukturierung der Managerausbildung wichtig.

Emilio Matthaei untersuchte in seiner Doktorarbeit „The Nature of Executive Work“ (Gabler, Wiesbaden: 2010) an der Handelshochschule Leipzig (HHL) unter anderem, welche Tätigkeiten zum Tagesgeschäft gehören, wo Konzernvorstände ihren Aufgaben nachgehen und mit wem sie dabei zusammenarbeiten. Die Dissertation gibt Einblick in die Arbeit von Vorstandsmitgliedern der höchsten Hierarchieebenen internationaler Firmen mit durchschnittlich weit über 100.000 Mitarbeitern. Ziel war es, ein neues Verständnis für die Arbeit von Vorständen zu entwickeln und das vorhandene Lehrwissen darüber auszubauen. Die Arbeit trägt dazu bei, dass Studieninhalte bestmöglich auf die Anforderungen im Arbeitsalltag einer Führungsperson angepasst werden können.

Für seine empirische Studie hat Matthaei die Kalendermethode entwickelt, d.h. er hat von zahlreichen Vorständen jeweils vier Wochen des (elektronischen) Kalender ausgewertet und die Inhalte anschliessend mit den Vorständen und dessen Referat diskutiert. Dadurch erhielt er einen umfassenden Überblick über die Art und Dauer der Tätigkeiten von Vorständen, über die er in seiner Doktorarbeit geschrieben hat.


Was der Terminkalender verrät

Führungskräfte arbeiten zumeist mehr als 65 Stunden pro Woche. Das ist mehr Zeitaufwand als frühere vergleichbare Studien belegen. Sie haben weit mehr als fünf Termine an einem normalen Arbeitstag und befassen sich an zahlreiche Wochenenden mit ihren Führungstätigkeiten. Allerdings verbringen Vorstände nur ungefähr 60% der geplanten Aktivitäten und der aufgewendeten Zeit innerhalb der Räumlichkeiten ihres Unternehmens. Die restlichen Tätigkeiten sind außer Haus geplant, beispielsweise für Besuche und Dienstreisen. Besonders interessant ist, dass Chefs im Unternehmen die wenigste Zeit im eigenen Büro verbringen und nur in sehr geringem Maß alleine arbeiten. So verbringen sie 64% der Arbeitszeit in Meetings, beispielsweise mit anderen Führungskräften, Mitarbeitern oder Geschäftspartnern.


Herausforderung für den Vorstand

Matthaei, heute Banker bei Goldman Sachs in London, deckte durch Einzelinterviews mit den Konzernvorständen auf, welche Einflussfaktoren sowie Herausforderungen und Konflikte mit der Tätigkeit als Vorstand einhergehen. „Die Probanden teilten mir mit, dass der Druck auf sie sowohl mit steigender Unternehmensgröße als auch mit höherer Managementebene zunehme. Aufgrund der zunehmenden Grösse der Unternehmen und Dynamik der Märkte sowie der Komplexität vieler Aufgaben bleibe immer weniger Zeit für die Entscheidungsfindung durch den Vorstand allein“, so Matthaei. Um in global und oftmals dezentral organisierten Unternehmen Vertrauen zu schaffen, so zeigt die Arbeit auch, sei immer wieder physische Nähe und der direkte Kontakt zum Menschen erforderlich. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit vieler Reisen und persönlicher Besuche. Stets erreichbar und immer im Dienst – moderne Kommunikationstechnologien geben dazu permanenten Zugang zur Person, sodass die von Matthaei Befragten heute mehr am Abend, am Wochenende und sogar auch im Urlaub arbeiten.


Aktivitäten eines Vorstands

In seiner Arbeit beschreibt Matthaei, wie die zahlreichen Aktivitäten konzeptionell greifbar werden und Vorstände Ihren Aufgaben nachgehen. Erfrischend ist seine Perspektive über die Grenzen des Unternehmens hinaus; so verbringen Vorstände ihre Aktivitäten damit, Unternehmen operativ zu führen, mit dem Umfeld zu integrieren und mit der Umwelt zu vernetzen. Es wird aus der Arbeit von Matthaei ersichtlich, welche Rollen ein Vorstand mit seinen Aktivitäten für sein Unternehmen, dessen Umfeld sowie Umwelt einnimmt. Die Beschreibung dieser Rollen ist nicht nur spannend und lehrreich für angehende Vorstände, sondern auch aussagekräftig für die Gestaltung der heutigen Managementweiterbildung.


Grundlagen der Doktorarbeit „The Nature of Executive Work“

Dr. Emilio Matthaei baut mit seiner Dissertation gezielt auf den bekannten Studien zu Führung, Innovation und Kommunikation im Top-Management von Ralf Reichwald, Emeritus of Excellence der TU München und Forschungsprofessor an der HHL, und Peter Pribilla, ehemals Zentralvorstand der Siemens AG und Honorarprofessor der TU München († 2003), auf. Weiterführende Arbeiten im Themenfeld der Führung und Innovation werden heute im Rahmen der Peter Pribilla-Stiftung insbesondere als Nachwuchsprojekte gefördert. Darüber hinaus vergibt die Stiftung, die in Trägerschaft der TU München steht und deren Aufgaben organisatorisch vom Center for Leading Innovation & Cooperation (CLIC) an der Handelshochschule Leipzig (HHL) wahrgenommen werden, regelmäßig den hochrangigen TUM Research Excellence Award. Weitere Informationen: www.pribilla-stiftung.de


Das Doktorandenprogramm an der Handelshochschule Leipzig (HHL)

Mit aktuell 104 Teilnehmern und bisher 87 Absolventen wächst das Doktorandenprogramm an der HHL seit seinem Start im Jahr 1996 stetig. Das strukturierte Programm, das Wochenendseminare, Kolloquien und internationale Sommerkurse umfasst, erlaubt den Teilnehmern ein berufsbegleitendes Studium. Die meisten Doktoranden der HHL sind berufstätig, jeder Dritte arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HHL.

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Weitere Informationen:
Quelle: MBA Volker Stößel (Handelshochschule Leipzig)
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